Reisen Coronavirus in Deutschland Kommentar Heiko Maas

Heiko Maas, Bundesaußenminister, SPD, heute bei ntv zur Rückholaktion deutscher Staatsbürger im Ausland:

„Wir haben in etwas mehr als drei Wochen jetzt rund 240.000 Deutsche aus dem Ausland, und zwar von der ganzen Welt, nach Deutschland zurückgebracht. Zurzeit fliegen wir zum Beispiel Deutsche aus Südafrika aus, weil es dort sehr schwierig ist, wegen einer harten Ausgangssperre, überhaupt noch zum Flughafen zu kommen. Das dauert also etwas. Es gibt bedauerlicherweise aber immer noch Menschen, die auf der ganzen Welt verstreut sind, die auf Inseln sind, von denen sie nicht mehr runterkommen, die nicht zum Flughafen kommen, wegen harten Ausgangssperren. Wir versuchen dort individuelle Lösungen zu finden – im Übrigen auch mit anderen europäischen Staaten zusammen, die die gleichen Probleme haben, Sammelflieger zu machen, um die alle dort rauszuholen. Ich kann aber nicht garantieren, dass es für jeden Einzelfall eine Lösung geben wird. Wir haben aber jetzt, da die meisten zurückgebracht worden sind, auch wieder mehr Kapazitäten frei im Krisenreaktionszentrum, in den Botschaften, an den Konsulaten, um sich um Einzelfälle mit mehr Zeit zu kümmern. Ich hoffe, dass wir von denen, die übrig geblieben sind, so viele wie möglich noch lösen können.“

Dazu, ob er einen Überblick hat, wer aus dem Ausland noch nach Deutschland will.

„Es gibt viele, die sich entschieden haben, die Zeit jetzt dort zu verbringen, wo sie sind und zu warten, bis der reguläre Flugverkehr wieder aufgenommen wird. Es gibt aber auch noch einige tausend, die im Ausland sind und wieder nach Deutschland zurückkommen wollen und für die wir individuelle Lösungen suchen müssen. Es geht nicht mehr um große Flieger, sondern es geht um Einzelfälle.“

Zu Reisewarnungen:

„Es ist tatsächlich so, dass im Krisenreaktionszentrum mehr Leute anrufen und fragen, wann sie wieder in den Urlaub fahren können als dass welche anrufen, die noch zurückgebracht werden wollen nach Deutschland. Zum jetzigen Zeitpunkt kann man das nicht sagen. Wir haben die Reisewarnungen jetzt erst mal bis Anfang Mai verlängert, wir werden Anfang Mai dann entscheiden, wie wir damit umgehen. Im Moment gibt es keinen einzigen Hinweis darauf, diese Reisewarnungen zu lockern. Es gibt Einreisesperren in den meisten Ländern, es gibt Ausgangssperren in den meisten Ländern. Es gibt ja überhaupt keine Möglichkeit, in die meisten Länder überhaupt noch zu fliegen. Im Moment kommt man ja gar nicht weg. Aber selbst, wenn man wegkäme, wissen wir nicht, in welchen Ländern der Peak noch bevorsteht, wo sich die Infektionszahlen weiter erhöhen (…), wo Flughäfen möglicherweise noch stillgelegt werden. Also die Gefahr nicht mehr zurückzukommen, die besteht weiterhin. Wir werden in diesem Jahr nicht noch einmal eine solche Rückholaktion realisieren können. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt haben wir überhaupt keinen Hinweis darauf, dass es Gründe gibt, diese Reisewarnung zu lockern. Wir werden das erst tun, wenn die ausgangsbeschränkenden Maßnahmen in den Ländern zurückgenommen worden sind und wenn die Infektionszahlen so sind, dass sich das Leben dort wieder normalisiert hat und wenn der internationale Flugverkehr sich wieder einigermaßen normalisiert hat. Dafür gibt es im Augenblick überhaupt keine Anzeichen.“

Dazu, was mit Menschen ist, die entgegen der Reisewarnung handeln:

„Wer das jetzt tut, trotz der Reisewarnung, der handelt verantwortungslos und der ist für die Folgen seines Handelns auch im Wesentlichen selbst verantwortlich. Natürlich kann sich jeder darauf verlassen, wenn er in Not gerät, dass deutsche Botschaften und Konsulate ihn im Ausland betreuen. Aber es sollte sich niemand darauf verlassen, dass es noch mal so eine Rückholaktion gibt, wie wir in den letzten drei Wochen eine hatten. Das wird so nicht mehr sein.“

Quelle: RTL/ntv Redaktion

Heiko Maas
Foto: TVNOW