Saisonvorschau 1. Volleyball Bundesliga der Männer

Viele Experten erwarten in der Saison 2016/17 wieder ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Berlin Recycling Volleys und dem VfB Friedrichshafen. Aber es gibt einige Teams, die das Potenzial haben, die Dominanz der beiden „Volleyball-Giganten“ zu durchbrechen. United Volleys, Bühl, Düren, Lüneburg – wer ist in der Lage, den vermeintlich großen Teams Paroli zu bieten? Die Volleyball Bundesliga (VBL) hat sich umgehört.

Die Mannschaften der 1. Bundesliga der Männer im Überblick:

VfB Friedrichshafen

Vital Heynen ist neuer Trainer beim VfB Friedrichshafen. Und der neue Chefcoach am Bodensee, bis vor kurzer Zeit noch deutscher Bundestrainer, hat den Kader des 13-fachen Meisters und 13-fachen Pokalsiegers ganz schön umgekrempelt. Es stehen gleich acht deutsche Spieler im Aufgebot des Champions League Siegers von 2007. Ein konkretes Ziel will Heynen deshalb im ersten VfB-Jahr auch nicht so recht benennen. „Ich habe kein Saisonziel, ich will einfach jedes Spiel gewinnen“, so der Belgier. Die Favoritenrolle schiebt er gerne den BR Volleys zu. „Berlin ist das derzeit am besten eingespielte Team“, so Heynen. Darüber hinaus will Friedrichshafen die Qualifikationsrunde der Champions League überstehen und dann gemeinsam mit den BR Volleys Deutschland international auf höchster Ebene vertreten. Ein Erfolg gelang Heynen übrigens schon. Am 16. Oktober gewann sein Team in Berlin den Volleyball Supercup 2016.

BERLIN RECYCLING Volleys

Nach der erfolgreichsten Saison aller Zeiten – Berlin gewann die Meisterschaft, den Pokal und den CEV Cup – wollen die Hauptstädter auch in der kommenden Spielzeit Volleyball auf höchstem Niveau bieten. Kaweh Niroomand, Manager der BR Volleys: „Wir möchten die Leistungen aus dem Vorjahr bestätigen. Oberstes Ziel ist hierbei die Titelverteidigung in der Meisterschaft. Im Pokal sind wir auf den Geschmack gekommen und wären auch 2017 wieder gerne im Finale von Mannheim dabei. In der Champions League wäre es eine große Leistung, wenn wir in unserer schweren Gruppe weiterkommen und das Playoff-12 erreichen.“ Grundlage dafür soll ein in der Breite stark besetztes Team sein. Damit sind die BR Volleys vermutlich in der Lage, Leistungsschwankungen und Verletzungen zu kompensieren. Als größte Konkurrenten sieht man in Berlin die United Volleys Rhein-Main und den VfB Friedrichshafen.

Netzhoppers Solwo Königspark KW

Die Netzhoppers können endgültig das Image der „grauen Maus“ ablegen. Denn es hat einen Umbruch gegeben: Mit dem Außenangreifer Björn Andrae holte der Club einen international erfahrenen Top-Spieler. Dazu kommen mit Taylor Hammond (25) und Filip Gavenda (20) zwei jüngere Akteure auf Schlüsselpositionen. Traditionell tut sich Trainer Mirko Culic mit der Vorgabe eines Tabellenplatzes schwer: „Nach der Hinrunde haben wir gegen jedes Team einmal gespielt und wissen, wo wir stehen. Dann werden wir auch sagen können, was für uns realistisch ist.“ Geschäftsführer Arvid Kinder: „Die BR Volleys sind nach dem Triple im Vorjahr für mich auch in diesem Jahr der Titelfavorit, doch die Bundesliga ist stärker geworden. Ich denke, es könnte in diesem Jahr einige Teams geben, die sich in die Dauerfehde zwischen Berlin und Friedrichshafen einmischen können.“

SVG Lüneburg

„Es ist wichtig, dass wir bis zu den Playoffs eine positive Entwicklung sehen. Deshalb denken wir in Entwicklungsschritten und werden sehen, wozu diese in der Endabrechnung reichen werden“, gibt Stefan Hübner, der Trainer der SVG Lüneburg, kein konkretes Saisonziel aus. Dabei hätte der Coach nach zwei Meisterschafts-Bronzemedaillen in Folge allen Grund dazu, den Mund etwas voller zu nehmen. Für die neue Saison konnte Michael Brinkley aus den USA gewonnen werden. Er ist einer der Top-Liberos seiner College-Generation. Der extrovertierte Abwehrspezialist ist bislang der einzige Libero in der Geschichte der US College Liga NCAA, der dreimal in Folge in das All-American Team berufen wurde. Und auch um das Spielfeld herum passiert eine Menge: Denn von der Stadt und dem Landkreis Lüneburg ist eine neue, 3.500 Zuschauer fassende Arena, auf den Weg gebracht worden.

SWD powervolleys DÜREN

Mit den SWD powervolleys Düren könnte in der Spielzeit 2016/17 durchaus zu rechnen sein. Neben Trainer Tommi Tiilikainen sind die Mittelblocker Tim Broshog und Michael Andrei im Dürener Team. Dazu gibt es mit dem kanadischen Olympia-Teilnehmer Jay Blankenau und dem Finnen Jani Sippola gleich zwei neue Zuspieler im Kader der Westdeutschen. Dazu gesellen sich weitere Neuverpflichtungen. Gesellschafter Erich Peterhoff setzt dennoch auf Homogenität und Kampfgeist: „Ich wünsche mir eine kompakte und sehr variable Spielweise und gute Stimmung.“ Goswin Caro, der sportlicher Leiter, ergänzt: „Unser Ziel ist es, die Qualifikation für die Playoffs direkt zu schaffen, also mindestens Platz sechs nach der Hauptrunde.“ Am wichtigsten sei aber, dass die Mannschaft die Fans in der Arena Kreis Düren begeistert.

Solingen Volleys

Die Solingen Volleys starten die „Mission Bundesliga“ mit einigen neuen Gesichtern. So werden zukünftig Oskar Klingner, Christoph Marks und Ziga Zupanc für den Erstliga-Aufsteiger spielen. Außerdem baut das Team von Trainer Arno van Solkema auch auf den Rückenwind der erfolgreichen Aufstiegssaison und den Heimvorteil im Hexenkessel „Wittkulle“. Manager und Geschäftsführer Helmut Weissenbach weiß, das Saisonziel kann nur Klassenerhalt lauten: „Das erste Jahr dient immer dazu, sich wirtschaftlich zu entwickeln und sich sportlich zu etablieren. Wir sehen uns auf Augenhöhe mit einigen Teams und wollen den einen oder anderen Großen ärgern.“ In der Klingenstadt und dem Bergischen Land fiebert man der Erstligasaison entgegen. Die Volleyball-Fans der Region freuen sich auf die Meisterschafts-Favoriten aus Friedrichshafen und Berlin sowie den Westschlager gegen Düren.

GCDW TSV Herrsching

Das einzige bayrische Männerteam der 1. Volleyball Bundesliga hat sich adäquat verstärkt. Allen voran ist Nationalspieler Tom Strohbach zu nennen. Er soll die Annahme der Herrschinger verstärken und ist durch seine Erfahrungen eine wichtige Stütze. Matthew „Matt“ Tarantino tritt auf der Diagonalposition in die Fußstapfen von Daniel Malescha, den es nach Friedrichshafen zog. Darüber hinaus freut man sich beim „GeilstenClubderWelt“ auf Aleksandar Milovancevic auf der Außenposition. Herrsching wird auch in der kommenden Spielzeit mit seinem Teamspirit und Zusammenhalt glänzen. Trainer Max Hauser: „Wir haben prinzipiell jedes Jahr das gleiche Ziel und das schon seit der Landesliga – wir wollten immer besser sein als im Jahr davor. Und das ist auch in diesem Jahr unser primäres Ziel. Das heißt: Wir werden versuchen, mindestens in die Playoffs zu kommen.

TV Ingersoll Bühl

Obwohl der TV Ingersoll Bühl noch im Februar im DVV-Pokalfinale in Mannheim stand, bereiteten dem Verein in der abgelaufenen Saison große finanzielle Probleme einige Sorgen. Doch inzwischen hat sich das Bundesliga-Team komplett neu aufgestellt. Mit großem Ehrgeiz arbeiteten die Badener an einer erfolgreichen Zukunft. Der neue Teammanager und frühere Spieler David Molnar erwartet in der kommenden Saison sogar den direkten Einzug in die Playoffs. „Was danach passiert, wird die Zeit uns zeigen“, so Molnar. Ihm ist klar, dass die Volleyballer hart für den Erfolg arbeiten müssen. Mit dem routinierten Russen Ilya Zhilin, dem talentierten Enrico Zappoli, dem spanischen Zuspieler Juan Ignacio Finoli, Slawomir Jungiewicz aus der polnischen Plus-Liga und dem ambitionierten deutschen Mittelblocker Noah Baxpöhler ist Bühl auf alle Fälle sehr gut aufgestellt.

TV Rottenburg

Mit Heimkehrer Phillip Trenkler, Routinier Ferenc Németh und Nachwuchstalent Tim Grozer hat der TV Rottenburg interessante Verpflichtungen zu vermelden. Die drei Spieler passen nach Vereinsangaben menschlich perfekt ins Team. Im zehnten Erstligajahr hat der TVR viele Aktionen geplant. Zudem wird die Paul Horn-Arena in Tübingen in neuem Glanz erstrahlen: Rottenburg spielt auf einem neuen Hallenboden, der von LED-Banden umrahmt wird. Mit Ankündigungen hält man sich bei den Baden-Württembergern zurück. „Nach einer schwierigen Saison ist unser Ziel für die anstehende Runde der Klassenerhalt“, so Geschäftsführer Philipp Vollmer. Der Meisterschaftsfavorit kommt laut Vollmer aus Berlin: „Trotzdem darf man gespannt sein, wie Vital Heynen beim VfB Friedrichshafen agiert. Er wird sicher alles dafür tun, um die Meisterschaft wieder an den Bodensee zu holen.“

United Volleys Rhein-Main

Die United Volleys haben die eigenen Erwartungen nach dem Aufstieg mit dem Gewinn der Bronzemedaille weit übertroffen. „Die nächste Saison wird umso härter“, warnt Cheftrainer Michael Warm. „Die anderen Teams haben uns jetzt auf dem Schirm. Unser Ziel ist deshalb, uns in der nächsten Saison sportlich zu stabilisieren.“ Der Kader zeichnet sich durch Kontinuität aus: Zehn Spieler aus der abgelaufenen Spielzeit sind weiterhin dabei – ganz nach dem Konzept der United Volleys, junge Talente nachhaltig zu fördern und aufzubauen. Die beiden Neuzugänge Adrian Aciobanitei und Mitchell Tulley fügen sich nahtlos ein. Übrigens finden drei Heimspiele nicht in der Fraport Arena in Frankfurt, sondern in der renovierten Rüsselsheimer Großsporthalle statt. Damit wollen die United Volleys zeigen, Imageträger für die gesamte Rhein-Main-Region zu sein.

VCO Berlin

In der kommenden Saison tritt der VCO Berlin wieder mit einem Sonderspielrecht in der 1. Volleyball Bundesliga an. Nach dem dritten Rang in der 2. Liga Nord freuen sich die Volleyball-Talente, in der höchsten deutschen Spielklasse an den Start zu gehen. „Unser größtes Ziel ist es, uns über hochwertige Spiele perfekt auf die U 21-Europameisterschaft im Januar vorzubereiten“, so Nachwuchs-Bundestrainer Johan Verstappen. Darüber hinaus haben sich Team und Verantwortliche vorgenommen, nicht auf dem letzten Platz zu landen – also auch ohne Sonderspielrecht die Liga zu halten. Neben dem Spielfeld gilt es, das neue Patenschaftskonzept des VCO zu beachten. Dieses soll dem Projekt eine solidere finanzielle Basis verleihen. Sponsoren können hier ‚Patenschaften‘ für einzelne Spieler übernehmen. Das gespendete Geld kommt der Förderung des deutschen Volleyball-Nachwuchses zu Gute. Weitere Informationen dazu gibt es unter www.vco-berlin.de.

friedrichshafen

Foto: Vital Heynen und der VfB Friedrichshafen freuten sich über den Gewinn des Supercups (Foto: Sebastian Wells, www.sebastianwells.de)