Russische Filmwoche eröffnet am 25. November 2015

Die 11. Russische Filmwoche eröffnet am 25. November mit dem wohl am kontroversesten diskutierten und zugleich erfolgreichsten Film des Jahres und präsentiert das beeindruckende Kriegsdrama „SCHLACHT UM SEWASTOPOL“ von Sergej Mokritzkij.  „Ich bin 25 Jahre alt. Ich habe 309 faschistische Angreifer getötet. Gentlemen, scheint Ihnen nicht, dass Sie sich lange genug hinter meinem Rücken versteckt haben?“ entgegnet die legendäre Scharfschützin Ludmila Pawlitschenko der amerikanischen Presse in der bewegenden Schlussszene des Films. Die selbstbewusste und ungewöhnliche Aussage steht exemplarisch für das bewegte Leben der Heldin. Die titelgebende „Schlacht um Sewastopol“ steht dabei weniger im Mittelpunkt und bildet die historische Kulisse, in deren Zentrum das einzigartige Frauenschicksal Pawlitschenkos rückt, brilliant dargestellt von Julia Peresild. Nach der Ausbildung zur Scharfschützin kämpft sie an der Front, findet und verliert dort ihre große Liebe, wird schwer verletzt, avanciert zum Liebling der amerikanischen Presse und freundet sich letztlich mit der First Lady Eleanor Roosevelt an. So ungewöhnlich das Leben Pawlitschenkos auf den ersten Blick wirkt, so lebendig und atmosphärisch versetzt es das Publikum gleichzeitig in die brodelnde Vorkriegszeit sowie den erschreckenden Kriegsalltag und zeigt eindrucksvoll, dass das Leben auch in solchen Zeiten nicht minder von Liebe, Freundschaft und Hoffnung geprägt ist.

Sewastopol_kino
70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sind historische Sujets derzeit ein wichtiges Thema im Russischen Film, was sich durchaus in der Auswahl des diesjährigen Programms der Russischen Filmwoche widerspiegelt. Die brisante Thematik geht Mokrizkij in seinem zeitgemäßen Biopic jedoch betont ausgewogen und wertfrei an. Wer hier ein patriotisches Loblied oder einen herkömmlichen Kriegsfilm erwartet, wird enttäuscht sein – so viel sei vorab gesagt. Der Streifen bewegt zutiefst durch seine etwas andere Perspektive auf die Kriegsjahre und verspricht zwei spannende und bewegende Kinostunden.
Dabei stand die Produktion – gedreht wurde im Winter 2013 auf der Krim – zeitweise unter keinem guten Stern und geriet aufgrund politischer Spannungen mehrmals ins Stocken, was das Ergebnis umso wertvoller macht. „Ich möchte, dass mein Film für wenigstens zwei Stunden unsere Völker vereint, für eine Zeit, in der sich das Publikum zumindest für einen Moment an die gemeinsame Geschichte und die gemeinsamen Siege erinnern kann.“- so  Regisseur Mokrizkij.
Um Menschen in Krisenzeiten geht es auch im Arthouse-Drama „LIEBER HANS, BESTER PJOTR“, welches das Produkt einer deutsch-russisch-ukrainischen Kooperation ist und ebenfalls auf dem Programm der Filmwoche steht. Unter der Regie Alexander Minandzes, der bereits mit seinem Tschernobyl-Drama „An einem Samstag“ im Berlinale-Wettbewerb 2011 Premiere feierte, entstand ein höchst emotionaler und stilistisch eindrucksvoller Film, der Zwischenmenschlichkeit, Hoffnungen und Ängste in Zeiten nahender Katastrophen nachvollziehbar abbildet und ein wenig bekanntes Kapitel der deutsch-russischen Geschichte thematisiert:  ein deutsches Ingenieursteam forscht kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in einer sowjetischen Glasfabrik …dass einige von ihnen nur wenige Jahre später im Krieg und in feindlicher Konstellation am selben Ort wieder kommen werden, ahnt zu diesem Zeitpunkt noch niemand.
Bei der großen Eröffnung am 25. November im Kino International feiert zudem eine weitere Koproduktion Premiere, die im Rahmen der Russischen Filmwoche und mit freundlicher Unterstützung  der GAZPROM Germania realisiert wurde: der offizielle Festival-Trailer, der als deutsch-russische Kooperation der Filmuniversität Babelsberg „Konrad Wolf“ und der Moskauer Allrussischen Universität für Kinematografie (VGIK) entstand, wird in Anwesenheit der studentischen Beteiligten präsentiert. Im Anschluss an das Filmprogramm hat das Publikum zudem die Möglichkeit, den Abend im atmosphärischen Foyer des Kino International bei dem ein oder anderen Getränk sowie russischen Häppchen ausklingen zu lassen. Für die musikalische Untermalung wird DJ und Musiker Sascha Puschkin zuständig sein.
Die Russische Filmwoche in Berlin präsentiert vom 25. November bis 02. Dezember 2015 einen Querschnitt aktueller russischer Filmproduktionen des laufenden Jahres im Kino International, dem Filmtheater am Friedrichshain und dem Russischen Haus für Wissenschaft und Kultur. Alle Filme werden im Original und mit deutschen Untertiteln gezeigt.