Über 300 gemeldete Spieler aus 48 Nationen, so lautet das beeindruckende Meldeergebnis für die German Open 2016 in Berlin. Das mit 110.000 Euro dotierte Turnier der Super Series der World Tour verdient sich das Prädikat als Generalprobe der Team-Weltmeisterschaften in Malaysia Ende Februar allerdings mehr noch als über die Teilnehmerzahl durch die herausragende Güte seiner Besetzung: Bei den Internationalen Meisterschaften von Deutschland gehen bei den Herren fast die gesamten Top 20 der Weltrangliste an den Start, bei den Damen stehen 42 der besten 50 in der Meldeliste.
Ma Long will mit einem Titel ins Olympia-Jahr starten
„In den Monaten vor Olympia werden alle spielen bis zur Erschöpfung und darüber hinaus. Es gilt, wichtige Weltranglistenpunkte für die Olympia-Setzung im Einzel und mit der Mannschaft zu sammeln. Daher sind alle Großen in Berlin zu erwarten, auch die Chinesen.“ DTTB-Sportdirektor Richard Prause hatte bereits vor dem Meldeschluss einen Tag vor Weihnachten geahnt, welch exklusives Starterfeld den Weg nach Berlin finden wird, und seine Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Besonders für den besten Spieler des Jahres 2015 wird Berlin zu einem wichtigen Jahresauftakt. Superstar Ma Long, im Vorjahr bei 14 Starts 13 Mal Turniersieger, darunter bei den Einzel-Weltmeisterschaften in Suzhou, beim World Cup in Halmstad, bei den Grand Finals in Lissabon und bei den German Open in Bremen, will in Berlin mit seiner Titelverteidigung die Basis für das Jahr 2016 legen. Im August in Rio de Janeiro soll dann mit dem Gewinn der olympischen Goldmedaille die Krönung seiner bisherigen Laufbahn als Solist erfolgen.
Dima Ovtcharov mit einem Koffer in Berlin
Einer der ärgsten Konkurrenten, die dem Weltranglisten-Ersten Steine in den Weg legen wollen, ist sein Landsmann, der amtierende Olympiasieger Zhang Jike. Europameister Dimitrij Ovtcharov ist als Weltranglisten-Vierter und damit als bester Nicht-Chinese der Welt von Natur aus auf Konfrontation mit Asiens Assen gepolt, die er alle bereits einmal bezwingen konnte. Alle, bis auf einen, denn die Bilanz gegen Ma Long fällt mit bislang 0:15 vernichtend aus. Genau deshalb sucht der World-Cup-Dritte in Berlin erneut den Vergleich mit Ma. Einem vielversprechenden 2:4 bei den German Open des Vorjahres in Bremen waren beim World Cup und bei den Grand Finals schmerzhaft deutlichere Niederlagen gefolgt. Ovtcharov: „Es war frustrierend, nach dem knappen Match bei den German Open zweimal so gar keine Chance zu haben. Ma spielt mit seinem Selbstvertrauen ein Tischtennis wie vom anderen Stern. Aber wenn ich die Verbindung hinkriege aus Schwächen vermeiden und Stärken aktivieren, dann glaube ich, dass ich das Spiel gegen ihn viel offener gestalten könnte.“ Ovtcharov, dessen privater Sponsor Mall of Berlin/HGHI in Berlin ansässig ist und der in der Bundeshauptstadt in das neue Jahr hinein feierte, unterlag 2013 in der Max-Schmeling-Halle erst im Finale Chinas Weltranglisten-Zweiten Fan Zhendong: „Ich freue mich schon auf die German Open. Das Jahr 2016 hat erst mit der Silvesterfeier in Berlin und dann mit der Festigung meines vierten Platzes in der Weltrangliste gut für mich gut begonnen und setzt sich hoffentlich bei den German Open erfolgreich fort.“
Timo Boll hat Berlin und Rio im Visier
Timo Boll, vor drei Jahren in Berlin Dritter, will in Berlin ebenfalls den Vergleich mit den besten Spielern der Welt suchen. Der zuletzt im Dezember auf Platz sieben in der Weltrangliste notierte Düsseldorfer benötigt nach seiner Knie-Operation im September nun vor allem Wettkampfpraxis gegen die übrigen Asse, um möglichst schnell wieder sein altes Spielniveau zu erreichen. Die German Open in der Hauptstadt sind für den WM-Dritten von 2011 das erste internationale Turnier seit der WM im Mai in Suzhou (China).
In der Bundesliga war der zweimalige World-Cup-Sieger bereits wieder für seinen Verein Borussia Düsseldorf im Einsatz: „Der 3:0-Sieg Anfang Januar über unseren Play-off-Konkurrenten Fulda war für mich der erste richtige Härtetest, bei dem ich auch mein Knie ordentlich belastet habe. Zum Glück ohne negative Konsequenzen. Spielerisch und athletisch muss ich dennoch etwas zulegen in den nächsten Wochen. Ich hoffe aber, bis zu den German Open schon einen großen Schritt weiter zu sein. Jeder Wettkampf ist wichtig für mich.“ Boll weiter: „Bis zum Sommer war es gut gelaufen: Bei der WM bin ich nach hartem Kampf im Viertelfinale ausgeschieden. In der chinesischen Liga habe ich gut gespielt, hatte eine Bombenform, aber dann musste ich mich am Knie operieren lassen. Die Pause hat mir mental gut getan. Ich will bei den Olympischen Spielen in Rio nach einer Medaille greifen.“
Petrissa Solja mit Heißhunger am Start
Eine 100 Prozent olympiareife Besetzung verhindert im Jahr der Sommerspiele die Tatsache, dass die Tischtennis-Supermacht China seine weiblichen Topstars, Weltmeisterin Ding Ning, Olympiasiegerin Li Xiaoxia und World-Cup-Siegerin Liu Shiwen, eine Pause gönnt. So bleiben diesmal bei den Damen die beiden japanischen Superstars Ai Fukuhara und Kasumi Ishikawa die prominentesten internationalen Starterinnen. Aus dem Reich der Mitte ist die Weltranglisten-Zehnte Wu Yang vertreten. Deutschland hat in Gestalt der Heimvorteil genießenden Vorjahresfinalistin Petrissa Solja, der Weltranglisten-Neunten Han Ying (Tarnobrzeg/Polen) sowie mit der zweiten Bundeshauptstädterin Shan Xiaona immerhin drei Eisen aussichtsreich ins Feuer.
eastside-Star Petrissa Solja will nach ihrem Siegeszug bei den German Open 2015 in Bremen, bei denen sie nach Titelgewinnen im U21-Einzel und im Damen-Doppel an der Seite von Shan erst im Einzelfinale der Damen Japans Wunderkind Mima Ito unterlag, diesmal auch vor heimischem Publikum Zeichen setzen. „Ich habe jetzt schon großen Appetit auf die German Open“, verrät die 21-Jährige, der im Jahr 2015 mit dem Finaleinzug beim Europe Top 16 und dem sensationellen dritten Platz beim World Cup in Japan der Vorstoß in die Weltspitze gelang.
Han Ying: Wunderwaffe auch gegen Top-Chinesinnen
Dass Deutschlands beste Spielerin, die an Position neun in der Welt eingestufte Han Ying, nicht einmal Chinesinnen als Gegnerinnen mehr zu fürchten braucht, bewies sie eindrucksvoll im Herbst. Bei den China sowie bei den Swedish Open besiegte die in Düsseldorf lebende Defensivkünstlerin zweimal binnen weniger Monate Chinas Top-Ten-Ass Chen Meng, und bei den Grand Finals in Lissabon drängte sie in einem fast anderthalbstündigen Marathonmatch sogar Weltmeisterin Ding Ning an den Rand einer Niederlage. Han Ying: „Ich werde auch in Berlin wieder versuchen, alles zu geben und das umzusetzen, was ich im Training übe. Wenn ich an die Form von Lissabon anknüpfen kann, dann ist vieles möglich.“
Auslosung der Gesetzten am Dienstag, 14 Uhr
Dimitrij Ovtcharov (Setzungsposition: 2), Timo Boll (4) bei den Herren sowie Han Ying (4), Petrissa Solja (10) und Shan Xiaona (12) bei den Damen befinden sich unter den Top-16-Gesetzten und greifen daher erst am Freitag in der 32er Hauptrunde in das Geschehen ein. Alle übrigen deutschen Starterinnen und Starter müssen sich ab Mittwoch durch die Qualifikation spielen, die im einfachen K.o.-System ausgetragen wird. Die Auslosung der gesetzten Spieler findet am Dienstag, 14 Uhr, statt. Insgesamt hat der DTTB 24 Starter in Berlin vertreten, 13 Herren und elf Damen. Mit Ruwen Filus/Ricardo Walter, Dimitrij Ovtcharov/Patrick Franziska, Timo Boll/Steffen Mengel, Shan Xiaona/Petrissa Solja und Han Ying/Irene Ivancan sind außerdem fünf Doppel in der 16er Hauptrunde vertreten.
Tag der Schulen bereits am Donnerstag
Traditionell zum Rahmenprogramm der German Open gehört auch diesmal wieder der „Tag der Schulen“. Schulklassen der Bundeshauptstadt werden am Donnerstag, 28. Januar, zum Schläger greifen und bei freiem Eintritt für die Max-Schmeling-Halle die Stars bewundern können. Berliner Kinder können am „Tag der Schulen“ beispielsweise das Tischtennis-Sportabzeichen ablegen, an Mini-Tischen und gegen einen Ballroboter spielen, Buttons drucken oder Bälle bemalen.
Tickets sind noch zu haben / Freier Eintritt an Quali-Tagen
Tickets (ab fünf Euro) für die German Open gibt es noch für Freitag, Samstag, Sonntag direkt an der Tageskasse der Max-Schmeling-Halle. An den Qualifikationstagen Mittwoch und Donnerstag ist der Eintritt für alle frei. Nähere Informationen zum Vorverkauf und Preisen gibt es hier: http://www.tischtennis-tickets.de/GermanOpen2016/Tickets-Online/