Tischtennis German Open 2016 in Berlin

Das deutsche Team hat dem starken Teilnehmerfeld und dem strengen Qualifikations-Modus der German Open Tribut zollen müssen. Von den neun übrig gebliebenen DTTB-Assen schaffte am Donnerstag in der Max-Schmeling-Halle keiner den Sprung in die Hauptrunde der besten 32. Teilweise fehlten nicht viel zum Weiterkommen, etwa bei Sabine Winter, Steffen Mengel oder Bastian Steger. Am Freitag greifen auch die gesetzten Spielerinnen und Spieler in das Turniergeschehen ein. Zu ihnen gehören Dimitrij Ovtcharov und Timo Boll sowie Han Ying, Petrissa Solja und Shan Xiaona. „Die Qualifikation hier ist ein hartes Brot“, konstatierte Bastian Steger. Neben der Tatsache, dass beim World-Tour-Turnier der Kategorie „Super Series“ die Qualifikation im K.o.-Modus gespielt wird und es nur noch 16 Gesetzte im Hauptfeld gibt, gesellt sich in Berlin ein überaus spielstarkes Teilnehmerfeld. 42 von den Top 50 der Weltrangliste bei den Herren und Damen sind am Start. So hatten die neun in der Qualifikation verbliebenen Deutschen zumeist Partien gegen besser platzierte Gegner vor sich – und mussten sich allesamt geschlagen geben.

Bei den Damen war Sabine Winter am nächsten dran, das Ticket für die Hauptrunde zu lösen. Die 23-Jährige vom Bundesligisten Kolbermoor kämpfte sich mit einem 4:3-Erfolg gegen die Litauerin Rita Paskauskiene in das entscheidende K.-o.-Spiel. Dort unterlag sie jedoch der polnischen Abwehrspielerin Li Qian in sieben Sätzen. Die Team-Europameisterin Winter (WR: 52) war gegen die Weltranglisten-31. mit 2:0 in Führung gegangen, hatte eine vorentscheidende 3:0-Führung auf dem Schläger, vergab dann allerdings vier Satzbälle und verlor den Durchgang mit 13:15. Es war die Wende in der Partie, Li holte sich die folgenden zwei Sätze. Die Deutsche glich zwar zum 3:3 aus, gab aber im siebten Satz beim Stande von 5:5 fünf Punkte in Folge ab. „Die Niederlage ist sehr bitter. Bei einem 3:0 wäre Sabine fast durch gewesen. In manchen Phasen hätte sie vielleicht einen Tick geduldiger spielen müssen“, analysierte Bundestrainerin Jie Schöpp.
Irene Ivancan (WR: 43) musste in der dritten Qualifikationsrunde gegen die favorisierte Taiwanesin Cheng I-Ching (WR: 22) eine 0:4-Niederlage hinnehmen, wobei sie Satz eins und drei knapp verlor. Zuvor hatten sich Nina Mittelham und Kristin Silbereisen aus dem Wettbewerb verabschieden müssen. Silbereisen unterlag trotz starkem Spiel der jungen Chinesin Wang Yidi nach einer 3:1-Führung. „Ich habe gut gespielt, im sechsten Satz nach einer 6:3-Führung aber leichte Fehler gemacht, die man gegen eine Chinesin einfach nicht machen darf“, erklärte Kristin Silbereisen die Sieben-Satz-Niederlage gegen Wang. Die Chinesin ist zwar nur auf Position 99 in der Weltrangliste geführt, aber die Platzierung ist – gerade bei Asiaten – nicht immer ein Gradmesser für die eigentliche Leistungsfähigkeit.

Ovtcharov-German Open

Mengel und Steger verlieren im Entscheidungssatz

Auch von den deutschen Herren schaffte keiner den Sprung in die Hauptrunde. Bastian Steger (WR: 37) hatte nach seinem 4:3-Erfolg mit abgewehrtem Matchball gegen den Koreaner Park im Anschluss gegen Li Ping (Qatar, WR: 31) erneut ein Marathonmatch zu bestreiten. Im Vorjahr hatte Steger seinen Kontrahenten besiegt, ebenfalls in der Qualifikation der German Open. Diesmal verließ er nach der 3:4-Niederlage enttäuscht die Box. „Er hat mich am Anfang ziemlich kalt erwischt“, erklärte sich der 34-Jährige vom Bundesligisten Werder Bremen seinen Fehlstart. „Aber Li Ping hat da auch absolute Weltklasse gespielt“, tröstete Bundestrainer Jörg Roßkopf als Steger-Coach. Wie auch immer: „Ich habe gewusst, dass man auch ein 0:3 noch drehen kann und man einfach weiter kämpfen muss“, beschrieb Steger nach dem Spiel seine Seelenlage. Und das ist ihm dann fast auch noch gelungen. Entscheidend sei letztlich sein schlechter Start in den siebten Satz gewesen, befand der Unterlegene, was nach der Aufholjagd durchaus erklärbar gewesen sei.

Steffen Mengel war gegen den portugiesischen Team-Europameister von 2014, Tiago Apolonia, nicht weit weg vom Einzug in die Hauptrunde, doch am Ende triumphierte der für Saarbrücken in der TTBL spielende Apolonia in sieben Sätzen. Patrick Franziska unterlag seinem Teamkollegen bei Borussia Düsseldorf, dem griechischen Abwehrer Panagiotis Gionis, in sechs engen Sätzen. Im Training hat der Deutsche zumeist die Nase vorn, aber: „Ich habe zu viele leichte Fehler gemacht und bin einfach nur unzufrieden mit meiner Leistung“ kommentierte ein enttäuschter Franziska das Match gegen die Nummer 24 der Welt. „Wir sind zwar auch privat gut befreundet, aber das kann man während des Matches ausblenden. Daran hat es sicher nicht gelegen“, sagte Franziska. Überraschend hatte bereits am Vormittag Patrick Baum gegen den Inder Desai, der in der Weltrangliste auf Position 156 geführt wird, den Kürzeren gezogen. Ricardo Walther musste sich im entscheidenden Match um den Einzug in die Hauptrunde dem österreichischen Team-Europameister und Weltranglisten-22. Stefan Fegerl mit 0:4 beugen. Der Bergneustädter hatte zuvor mit einem feinen Erfolg über den Japaner Yoshida vom Bundesligisten Grenzau ein Ausrufezeichen gesetzt.

„Die German Open sind das bestbesetzte World-Tour-Turnier seit langem. Der neue Modus mit nur 16 Gesetzten für das Hauptfeld macht die Qualifikation enorm anspruchsvoll. Wir hätten gerne mehr Spieler unter die besten 32 gebracht. Ansonsten war es für mich ein normaler Turniertag mit Licht und Schatten. Jede Partie muss dabei einzeln betrachtet werden. Die Spieler haben Aufgaben mitbekommen, was sie im Hinblick auf die WM noch tun müssen“, lautete das Tagesfazit von DTTB-Sportdirektor Richard Prause.

Ovtcharov trifft in der ersten Runde auf den Afrikameister

Der German-Open-Aufgalopp für die gesetzten Deutschen in der Hauptrunde wird wahrlich kein leichter. Dimitrij Ovtcharov, in Berlin hinter Weltmeister und Topfavorit Ma Long an Position zwei gesetzt, trifft auf Afrikameister Omar Assar aus Ägypten, die Nummer 29 in der Welt. „So ein hochkarätiges Turnier schon im Januar hatten wir schon lange nicht mehr. Die Vergleiche einen Monat vor der WM sind Gold wert“, befand Ovtcharov am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Eine Prognose wollte der Europameister nicht abgeben, betonte aber: „Ich gehe mit Selbstvertrauen in das Turnier.“
Eine vermeintlich leichtere Erstrundenaufgabe hat Timo Boll vor der Brust. Der an Position vier gesetzte Düsseldorfer trifft mit Frane Kojic aus Kroatien auf eine Turnier-Überraschung.

Bei den Damen bekommt es Han Ying mit der Ivancan-Bezwingerin Cheng I-Ching aus Taiwan zu tun. Shan Xiaona muss gegen die Slowakin Barbora Balazova ran. Die beiden kennen sich aus dem Effeff, Balazova trainiert in der Düsseldorfer Trainingsgruppe mit. Shans Berliner Teamkollegin Petrissa Solja, die im vergangenen Jahr in Bremen in drei Finals stand, muss gegen die Französin Li Xue ran, eine Abwehrspielerin. „Ich habe schon mal gegen sie gespielt und verloren. Das ist aber länger her und ich habe mich gegen Abwehr verbessert. Die German Open sind so stark besetzt. Wenn ich mir die Auslosung anschaue, hätte es auch noch schlimmer kommen können“, sagt die 19-Jährige Lokalmatadorin, die in der Max-Schmeling-Halle von einem eigenen Fanclub nach vorne gepeitscht werden wird. „Ich hoffe, dass ich so lange wie möglich im Turnier bleibe. In der zweiten Runde könnte ich auf Mima Ito treffen, mit der ich ja noch eine offene Rechnung habe“, sagte die World-Cup-Dritte Solja. Gegen die Japanerin Ito hatte die Weltranglisten-15. im vergangenen Jahr in Bremen das Damen-Finale verloren. Neben den Einzel-Hauptrunden geht es am Freitag auch im Doppel los. Fünf deutsche Duos steigen im Achtelfinale ein. Vertreten ist aus deutscher Sicht zudem noch Nina Mittelham im U-21-Wettbewerb.
Die Spiele der Deutschen in der Hauptrunde am Freitag
Damen-Doppel
Achtelfinale
10.00, T 02: Petrissa Solja/Shan Xiaona – Miyu Maeda/Sakur Mori JPN
10.30, T 01: Han Ying/Irene Ivancan – Feng Tianwei/Lin Ye SIN

Viertelfinale
20.20 Uhr
Herren-Doppel
Achtelfinale
11.00, T 01: Timo Boll/Steffen Mengel – Masataka Morizono/Yuya Oshima JPN
11.00, T 02: Dimitrij Ovtcharov/Patrick Franziska – Chuang Chih/Yuan/Huang Sheng-Sheng TPE
11.30, T 01: Ruwen Filus/Ricardo Walther – Koki Niwa/Maharu Yoshimura JPN

Viertelfinale
21.00 Uhr
Damen-Einzel
1. Runde (32er Feld)
12.50 Uhr, T 2: Shan Xiaona – Barbora Balazova SVK
12.50 Uhr, T 1: Han Ying – Cheng I-Ching TPE
14.30 Uhr, T 2: Petrissa Solja – Li Xue FRA

2. Runde, Achtelfinale
17.00 Uhr: evt. Shan Xiaona – Siegerin Ai Fukuhara JPN vs Chen Xingtong CHN
17.00 Uhr: evt. Han Ying – Siegerin Yang Haeun KOR vs Li Qian POL
17.50 Uhr: evt. Petrissa Solja – Siegerin Mima Ito JPN vs Song Maeum KOR
Herren-Einzel
1. Runde, (32er Feld):
16.10 Uhr, T 1: Dimitrij Ovtcharov – Omar Assar EGY
18.40 Uhr, T 1: Timo Boll – Frane Kojic CRO

2. Runde, Achtelfinale (Samstag)
evt. Timo Boll – Sieger Andrej Gacina CRO vs Joo Saehyuk KOR
evt. Dimitrij Ovtcharov – Sieger Tang Peng HKG vs Chen Weixing AUT