Ovtcharov und Boll German Open 2016 Video

Dimitrij Ovtcharov und Timo Boll haben ihre Auftakthürden bei den German Open in Berlin genommen und stehen am Samstag im Achtelfinale. Für das Damen-Trio Han Ying, Petrissa Solja und Shan Xiaona kam hingegen in der Runde der letzten 16 das Aus. Eine Medaille sicher hat das Abwehr-Doppel Han Ying und Irene Ivancan. Die Titelverteidigerinnen Shan/Solja unterlagen im Viertelfinale. Im Herren-Doppel ist kein deutsches Duo mehr vertreten.

Ovtcharor assar
Timo Boll konnte sich am Ende sogar eine Showeinlage erlauben. Die über 3000 Zuschauer in der Max-Schmeling-Halle quittierten dies mit Applaus; zuvor hatte das Publikum eine äußerst einseitige Erstrundenpartie zwischen Boll und Frane Kojic erlebt. Der Kroate, die Nummer 225 in der Welt, war überraschend in das Hauptfeld der German Open eingezogen, in dem Düsseldorfer fand er am späten Freitagabend seinen Meister. Insgesamt nur 15 Punkte in vier Sätzen gab Boll ab. „Ich hatte großen Respekt vor diesem Spiel, vor allem da Kojic gestern überragend gespielt und sogar einen Spieler aus den Top 20 aus dem Turnier geworfen hat. Doch er hat es mir heute etwas leichter gemacht. Er war sehr nervös und ich habe nicht ganz so viel Druck von ihm bekommen“, befand der Düsseldorfer. Von seiner körperlichen Verfassung sei er nach der Knie-OP im Herbst noch nicht ganz wieder der Alte. „Meinem Knie geht es schon wieder ganz gut. Ich versuche halt, extreme Bewegungen zu vermeiden. Mir fehlen noch immer ein paar Zentimeter beim Tiefgehen. Auch meine Explosivkraft ist noch nicht wieder so da, und ich muss auch aus der Schonhaltung herauskommen.“ Dementsprechend bescheiden formuliert der Rekord-Europameister auch seine Ziele in Berlin. „Ich habe momentan noch geringe Ambitionen. Ich denke einfach von Runde zu Runde. Schon das nächste Spiel wird nicht einfach werden. Gegen Gacina habe ich schon topfit Probleme.“ Eben jener Kroate Andrej Gacina in Diensten des TTBL-Clubs Grenzau und die Nummer 20 in der Welt wird Boll am Samstag herausfordern.

Ovtcharov-German open 2016
Ovtcharov mit Problemen gegen den Afrikameister Assar

Die deutsche Nummer eins Dimitrij Ovtcharov musste in seiner Auftaktpartie gegen den Ägypter Omar Assar über die volle Distanz gehen. Mit einem knappen 4:3-Erfolg zog der an Position zwei gesetzte Europameister in das Achtelfinale ein, wo am Samstag Tang Peng (WR: 16) aus Hongkong wartet. Gegen den Afrikameister Assar hatte Ovtcharov im fünften Satz bereits drei Matchbälle, die der Ägypter – immerhin die 29 in der Welt – in starker Manier abwehrte und den 27-jährigen Deutschen noch in den Entscheidungssatz zwang. Dort war Ovtcharov dann klar besser. „Ich hatte anfangs einige Abstimmungsschwierigkeiten und immer wieder viele Chancen ausgelassen. Vor allem habe ich alle knappen Sätze verloren. Aber Omar hat sehr gut gespielt, vor allem in den entscheidenden Phasen. Er hat mich auch ab und zu überrascht. Er ist einer der jungen Spieler auf der Tour, von denen ich am meisten Respekt habe. Er verbessert sich ständig und hat mir alles abverlangt. Aber alle Leute, die durch diese Qualifikation gekommen sind, muss man als sehr stark einschätzen“, lautete das Fazit von Ovtcharov.

Ovtcharov und Boll German Open 2016 Video

Der Weltranglistenerste und Topfavorit Ma Long aus China zog derweil locker in die Runde der letzten 16 ein. Der Weltmeister ließ dem Fuldaer Bundesligamann Jonathan Groth (Dänemark) keine Chance.
Auch der Olympiasieger von London 2012, Zhang Jike (China), gab sich keine Blöße und gewann gegen den griechischen Abwehrer Panagiotis Gionis von Borussia Düsseldorf in fünf Sätzen – trotz
Problemen im unteren Rückenbereich.

Petrissa Solja und Han Ying verlieren jeweils in sieben Sätzen
Sie brannte auf die Revanche, hat sie aber knapp verpasst. In der Wiederauflage des German-Open-Finales von 2015 in Bremen musste sich Petrissa Solja erneut der 15-jährigen Japanerin Mima Ito (WR: 12) geschlagen geben, diesmal hauchdünn in sieben Sätzen. Zwei Punkte fehlten der 21-jährigen Deutschen Meisterin bei 10:10 im sechsten Satz. Zudem hatte die Wahl-Berlinerin und Lokalmatadorin mit 2:0 geführt. „Anfangs war es überraschend ein recht leichtes Spiel für mich gewesen, danach hat sich Ito besser eingestellt und den Aufschlag verändert. Mit dem Aufschlag kam ich schon im letzten Jahr in Bremen nicht zurecht. Der sechste Satz war ärgerlich, nachdem ich nach Rückstand noch rangekommen bin. Aber da hat Ito auch zwei starke Bälle gespielt. Im siebten Satz hat sie so viel Druck gemacht, da konnte ich leider keine entscheidenden Impulse geben“, sagte die Weltranglisten-15. und World-Cup-Dritte Solja, die sich in der ersten Runde in starker Manier gegen die Abwehrerin Li Xue (Frankreich) behauptet hatte.

Auch für Han Ying, in Berlin an Position vier gesetzt, kam im Achtelfinale das Aus. „Schade“, drückte die Weltranglisten-Neunte Han ihre Enttäuschung in nur einem Wort aus. Nach einem umkämpften Spiel, geprägt von langen Ballwechseln, musste die favorisierte Weltranglisten-Neunte nach einem Siebensatz-Krimi der 21-jährigen Yang Haeun (Weltrangliste 17) zum Sieg gratulieren – zum ersten Mal überhaupt in bisher drei Duellen.

Knackpunkt war der sechste Satz, als Abwehrass Han erst von 6:9 auf 9:9 aufholte und dann bei 10:10 kurz vor dem Erfolg stand. Doch die elf Jahre jüngere Angriffsspielerin Yang gab sich nicht so leicht geschlagen und glich zum 3:3 aus. Die Entscheidung fiel im siebten Satz, in dem sich Han beim Stand von 7:8 behandeln ließ. Die Belastung hatte ihren Tribut gezollt. „Ich hatte schon im sechsten Satz einen Krampf in einem Bein, dachte aber, ich muss weiterspielen“, erklärte Han die Spielunterbrechung. „Doch im letzten Satz ging es dann nicht mehr. Ich hatte in beiden Beinen Krämpfe“, so die Team-Europameisterin. Die kurze Pause half nicht. „Yang hat mich sehr gut analysiert“, erkannte die Deutsche die Leistung der Gegnerin an. Und selbstkritisch fuhr sie fort: „Ich hätte besser sein können und variantenreicher spielen müssen. Ich habe gesehen, wo ich mich verbessern muss.“
Die dritte Deutsche im Bunde, die Weltranglisten-16. Shan Xiaona, musste gegen die topgesetzte Ai Fukuhara die Segel streichen. Viermal bereits hatte die Wahl-Berlinerin Shan gegen Japans Superstar verloren – und die Serie sollte auch dieses Mal nicht kippen. Leicht am Sprunggelenk gehandicapt war die Penholderspielerin in die Partie gegangen. Shan konnte die Partie bis zum dritten Durchgang offen gestalten. Nach einer Führung unterlag die Weltranglisten-16. dann in der Verlängerung, ehe Fukuhara mehr und mehr auftrumpfte.