Stefanie Kloss Interview über „Sing meinen Song“

Mit der Band SILBERMOND hat sie die deutschsprachige Musik maßgeblich beeinflusst, die Hymnen der Ausnahmeband sind heute Teil des kollektiven musikalischen Gedächtnisses und bereiteten den Boden für die heute so erfolgreiche junge deutsche Popmusik: Stefanie Kloß!

Stefanie Kloß wird am 31. Oktober 1984 in Bautzen geboren. Im Alter von 14 Jahren lernt die Sängerin bei einem Chorprojekt die Brüder Johannes und Thomas Stolle sowie Andreas Nowak kennen. Gemeinsam mit zwei anderen Musikern gründet man zunächst die Coverband „Exakt“, aus der zwei Jahre später die Band „JAST“ hervorgeht, in der heute bekannten Viererbesetzung. Im Jahr 2002 ändert die Formation nicht nur den Namen zu „SILBERMOND“, sondern auch die Richtung, mit deutschen Texten aus eigener Feder. Der endgültige Durchbruch gelingt Silbermond 2004 mit dem Hit „Durch die Nacht“. Das dazugehörige Album „Verschwende deine Zeit“ wird mit Doppel-Platin ausgezeichnet und auch die darauffolgende Single „Symphonie“ entwickelt sich zu einem Meilenstein in der deutschsprachigen Musiklandschaft. Auch mit der Auskopplung der Single „Das Beste“ aus dem neuen Album „Laut gedacht“ (2006) landet die Band einen riesigen Hit, der Song steigt direkt auf Platz eins der deutschen Singlecharts ein.

„SILBERMOND“ füllen mit ihren Live-Konzerten mittlerweile die Arenen in Deutschland, Österreich und der Schweiz und begeistern ihre Fans mit gefühlvollen Balladen ebenso wie mit rockigen Titeln und ihrer packenden Bühnenpräsenz. 2009 erscheint das Album „Nichts passiert“, das sich bis heute über 750.000 Mal verkauft hat. Auch der Song „Irgendwas bleibt“ steigt direkt auf Platz 1 der deutschen Charts und erreicht Gold-Status.
Drei Jahre später erscheint das vierte Studioalbum „Himmel auf“. 2014 feiern die vier Freunde schließlich ihr zehnjähriges Bühnenjubiläum mit der Compilation „Alles auf Anfang 2014–2004“. Mittlerweile kann die Band auf über fünf Millionen verkaufte Tonträger zurückblicken, ebenso auf jede Menge Preise und Auszeichnungen: So haben SILBERMOND u.a. zwei Mal die 1LIVE Krone, sieben Echos, den Bambi und den MTV Europe Music Award gewonnen. Im November 2015 erscheint schließlich das fünfte Studioalbum der Band, „Leichtes Gepäck“. Auch dieses erreicht Platin-Status, die gleichnamige Gold-Single hält sich geschlagene 25 Wochen in den deutschen Charts.

2017 wird die Ausnahmesängerin Stefanie Kloß in der 4. Staffel der VOX-Musik-Event-Reihe „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ gemeinsam mit den Gastgebern Sascha Vollmer und Alec Völkel von „The BossHoss“ sowie den Musikern Lena Meyer-Landrut, Mark Forster, Michael Patrick Kelly, Gentleman und Moses Pelham zu erleben sein.

Stefanie Kloss Interview über „Sing meinen Song“

„Sing meinen Song“ – du bist dabei. Was reizt dich denn an dem Format?

Dort, wo unterschiedliche Musiker zusammenkommen, passiert immer etwas Schönes. Wir sind ja viele unterschiedliche Typen, machen unterschiedliche Musik und kommen aus ganz anderen Ecken. Das hat man in Südafrika sofort gemerkt, da war Magie dabei. Am Ende ist jeder von uns nach Hause gefahren und hat gesagt, sowas erlebt man nicht so schnell noch einmal.

Unterschiedliche Musiker, unterschiedliche Genres. Das macht das Ganze sicherlich interessanter und spannender, aber macht es das Ganze auch schwieriger?

Eine musikalische Herausforderung war es mit Sicherheit für jeden von uns. Wir haben uns auch vorher ganz offen u gesagt, dass wir ja nicht immer die Platten der anderen zu Hause im Schrank stehen haben. Unsere Geschmäcker sind ja auch verschieden, aber das Tolle an dieser Sendung ist, dass du lernst, über deinen eigenen Horizont hinauszugucken. Du siehst den Künstler und verstehst, warum er diese Musik macht, die er macht und warum er die so macht, wie er sie macht. Das hilft total dann auch in die musikalische Version einzusteigen. Mit Sicherheit fällt es einem bei dem einen leichter, weil man dort geschmacklich einfach näher dran ist und bei dem anderen ist es dann ein bisschen schwieriger, wie zum Beispiel Gentlemen. Der singt ja auch in Patois, was ja – wenn man so will – eine eigene Sprache ist. Da hat sich der eine oder andere von uns auch rangetraut, aber wir nicht. Wir sind da ein bisschen anders rangegangen, aber auch das war für uns schön. Wir Musiker versuchen ja immer, uns weiterzuentwickeln und nicht stehenzubleiben, aber „Sing meinen Song“ ist auf jeden Fall die größte Herausforderung sich weiterzuentwickeln und sich auch von Vorurteilen freizumachen.

Geht man da am Ende als ein anderer Mensch raus? Entwickelt man sich so sehr weiter?

Teilweise hat man sich ja Versionen überlegt, die nicht leicht zu singen waren. Ich hatte dort auch ein, zwei Nummern, die mich wirklich herausgefordert haben. Da musste ich mich wirklich hinsetzen und ganz doll üben. Von nichts kommt auch nichts. Die Stimme ist ja auch ein Muskel, da muss man auch ein bisschen was für tun. Jeder von uns hat ja auch den Anspruch, den anderen Künstler zu beeindrucken, ihn zu berühren oder irgendwas in ihm auszulösen, egal in welche Richtung. Deswegen haben wir das auch alle sehr ernst genommen. Jeder von uns war da so nervös, dass man teilweise über sich selbst und übereinander schmunzeln musste und sich sagen musste, ist das nicht lächerlich, wir sind alle schon so viele Jahre dabei und stehen hier trotzdem so aufgeregt. Das zeigt aber auch nur, wie viel Respekt jeder vor dem anderen hatte.

Silbermond-Sängerin Stefanie Kloß

Silbermond-Sängerin Stefanie Kloß
Foto: VOX / Robert Grischek

Gehen wir noch mal einen Schritt weiter. Inwiefern beeinflusst das dann nachher auch die eigene Musik?

Also was toll ist, sind auch die Gespräche, die man abseits von den ganzen Kameras führt. Man tauscht sich aus und auch andere erzählen, wie sie es sich manchmal schwermachen oder was sie vielleicht für Zweifel oder Ängste haben. Man denkt ja immer, man ist mit seinen Gedanken alleine und dann stellt man fest, wir sind eigentlich alle Rampensäue. Die, die vorne als Frontleute alles klarmachen, sind für die Leute da draußen die selbstbewusstesten Menschen auf diesem Planeten. Aber hinter der Kamera sieht es ganz anders aus und da stehen wir mit viel zu hohen Ansprüchen an uns selbst. Irgendwie ist das auch schön zu sehen, dass wir alle so sind und irgendwie im selben Boot sitzen. Wir machen alle Musik und geben dabei viel Persönliches und Emotionen von uns preis, und das macht uns natürlich auch angreifbar und damit natürlich auch dünnhäutig. Ich glaube aber auch, dass ist auf der einen Seite das, was die Magie von Musik ausmacht und was die Leute dann auf der Bühne spüren. Auf der anderen Seite muss man aber auch lernen, da ein bisschen locker mit sich selber zu sein. So eine Portion Selbstbewusstsein und gutes Gefühl haben wir eben auch mitgenommen.

Ihr nehmt euch in der Sendung nicht nur als Künstler, sondern auch als Menschen wahr. Wie nahe seid ihr euch in Südafrika gekommen?

Ich habe das schon oft gesagt und wir haben auch versucht, in der Zeit, wo wir dort waren, es in Interviews unterzubringen – wir wissen, es nervt, dass wir uns so viel umarmen, aber es ist wirklich ehrlich. Das ist die Situation in Südafrika. Du lernst die Menschen kennen, du lernst die Menschen hinter der Musik kennen, du kennst ihre eigenen Zweifel, du kennst die Herausforderung ihrer eigenen Entwicklung und ihres Lebens. Das macht es dann so emotional. Auch wenn du die Platten vorher nicht zu Hause hattest, auch wenn du vielleicht mit dem einen oder anderen Künstler vorher ein bisschen kritischer ins Gericht gegangen bist, war es nach der Sendung so, dass man festgestellt hat, jeder von uns kocht nur mit Wasser. Jeder versucht mit seinem Talent, dass er hat, das Beste für sich zu tun, so wie der Bäcker versucht gute Brötchen zu backen und wie der Maurer versucht eine gute Mauer zu bauen. So versucht eben jeder von uns, seine Musik zu machen. Welches Recht habe ich, die Musik des anderen zu kritisieren. Ich habe selber genug mit mir zu tun. Jeder hat seine eigenen Baustellen und es ist schön, dass man da eben auf der Couch sitzt und genau das anerkennen kann, mit Gelassenheit.

Sind da Freundschaften entstanden?

Auf jeden Fall hatten wir so eine lustige Zeit zusammen und haben auch so viele Insider mittlerweile, dass ich schon dem Herrn Forster gesagt habe, er soll mit seinen lustigen Sprüchen mal ein kleines Büchlein schreiben. Ich glaube schon, dass sich unsere Wege noch öfter kreuzen werden – entweder auf musikalischem Wege oder einfach auf ein Bierchen. Das ist schon sehr viel wert. Ich finde, das kommt ein bisschen zu kurz in der heutigen Musiklandschaft. Jeder macht immer nur sein eigenes Ding und ich würde mir das so wünschen, dass es mehr so ist, wie in Amerika. Da macht jeder mit jedem irgendwas. Da macht halt Justin Bieber was mit jemanden, an die Kombination würdest du gar nicht denken. In Deutschland ist es immer so, „Was, ich soll mit dem was machen?!“, und du denkst dir so, ja, warum nicht. Mal ein bisschen die Grenzen aufsprengen und sich selber mal ein bisschen locker machen und sich nicht so wichtig nehmen. Dass ist genau das, was die Sendung macht.

Gibt es eine Situation, die dir besonders im Gedächtnis geblieben ist?

Also ich kann nur so viel sagen – wir dürfen ja nicht ganz so viel verraten – aber es gibt in dieser Sendung Momente, die wir alle nicht erwartet hätten. Wo wir in dem einen oder anderen Moment alle zusammen auf einer Bühne standen und plötzlich keiner mehr auf der Couch saß. War vielleicht ein bisschen komisch, aber für uns war es lustig.

Was war besser: selbst zu singen oder die eigenen Songs gesungen zu bekommen?

Es war beides was ganz Tolles. Wir alle hatten vor unserer eigenen Sendung irgendwie Respekt. Also wir waren so sehr gespannt, aber bei seiner eigenen Sendung konnte man sich ein bisschen mehr zurücklehnen und genießen. Bei den Sendungen der anderen wollte man es unbedingt gut machen und das, was man sich überlegt hat, demjenigen so zu schenken, dass es auch bei ihm ankommt. Deswegen würde ich schon sagen, dass die eigene Sendung der entspannte Part war.

Normalerweise stehst du mit deiner Band „Silbermond“ auf der Bühne. Fiel es dir leicht alleine zu performen oder hast du die Jungs zur Unterstützung nach Südafrika geholt?

Überall, wo man mich trifft, bin ich nie nur ich. Ich bin immer nur als ein Viertel da, aber auch als die Vertretung von vier Vierteln. Die Jungs waren natürlich mit, das war der Deal. Ich habe gesagt, ich mache nur mit, wenn wir das komplett machen – aber auf der Couch ist ja nicht Platz für so viele. Wir sind immer zusammen unterwegs, wie auch bei „The Voice of Germany“. Die Ideen, oder das, was aus mir herauskommt, ist irgendwie immer ein Gesamtprodukt aus den Gesprächen, die wir als Band zusammen führen. Auch die Versionen, die wir für die Künstler bei „Sing meinen Song“ gemacht haben, sind im Proberaum gemeinsam erarbeitet worden. Das sind wir. Stefanie Kloß ist nicht nur Stefanie Kloß. Stefanie Kloß ist die Sängerin von Silbermond. Alles was Silbermond ist, dass sind wir vier zusammen. Das darf man nicht vergessen. Das war schon komisch, da alleine auf der Couch zu sitzen, aber ich wusste die Jungs sind backstage und nach der Sendung ging’s immer schnell aufs Zimmer. Da wurde immer alles ausgewertet und besprochen und das war schön.

Hast du auch Eigenarten der anderen kennengelernt?

Moses war auf jeden Fall der, der immer alles von der Ferne checkt und erstmal ein bisschen braucht, um reinzukommen. Er ist jetzt auch nicht so der Quatscher. Moses quatscht nur, wenn es was zu quatschen gibt, also nur an den richtigen Stellen. Nicht so wie die Stefanie, die immer irgendwas zu quatschen hat, sondern Moses ist immer dann am Start, wenn es wichtig wird. Mark ist auf jeden Fall der Entertainer. Was wir über ihn und mit ihm gelacht haben, das war auf jeden Fall der absolute Knaller. Paddy ist auf jeden Fall durch und durch Musiker. Überall, wo er eine Möglichkeit hatt, Musik zu machen, hat er auch gespielt, egal, ob eine Kamera dabei ist, oder nicht. Der könnte auch noch nach 24 Stunden mit Gitarre am Lagerfeuer sitzen und spielen. Das bewundere ich wirklich aus tiefstem Herzen. Der improvisiert einfach drauf los, hat keine Angst und macht einfach. Man merkt, dass er von seiner Kindheit an musikalisch erzogen wurde. Da ist die Musik wie intravenös verabreicht worden.

Mark hat erwähnt, dass Tillmann die halbe Zeit auf Klo verbracht hat. Hast du das auch mitbekommen?

Ach der Tillmann, das Klo-Ding, das ist aber auch gemein. Ich glaube, wenn der Tillmann nervös ist, dann muss der aufs Klo. Die ganze Produktion musste einfach immer nach dem zweiten Song eine Pause machen, weil er halt aufs Klo musste. Das tat mir dann ein bisschen leid, weil wir Mädels waren gechillt, wir mussten halt nie. Irgendwann hat Lena dann aus Solidarität gesagt, dass sie auch muss, damit wir eine Pause machen können. Tillmann, das tut mir echt Lleid, aber mach dir nichts daraus. Ich steh zu dir, trotzdem.

Welcher Künstler hat dich am meisten überrascht?

So langsam komme ich wahrscheinlich rüber, wie der größte Mark Forster Fan auf dieser Erde, aber ich kannte Mark vorher nicht. Ich fand seine Songs toll, und klar, hat man das mitbekommen, was er für einen Erfolg hatte, aber ich habe ihn ganz anders eingeschätzt. Ich dachte, er ist halt so ein Typ mit einer lustigen Cap und Brille auf und singt in Jugendsprache. Und dann lerne ich da in Südafrika einen Mann kennen, der lustig ist und mit dem ich sofort Pferde stehlen würde. Ich würde mit dem jeden Scheiß anstellen, jederzeit. Mit Mark kann man sich aber auch echt gut unterhalten. Er hat einfach so einen Wortschatz und spricht so wortgewandt, dass man sofort weiß, da kommt die Kreativität her. Er hat sich Versionen für die anderen überlegt, die so von Herzen kamen und hat eine Stimme, also alter Schwede. Von den Singles her, von denen man ihn kennt, hätte ich das niemals gedacht. Es gab so eine Version, die er für Lena gemacht hat, da bekomme ich alleine Gänsehaut, wenn ich nur davon rede. Da habe ich geheult wie ein Schlosshund und kann nur meinen Hut vor ihm ziehen.