Sebastian Vettel Interview über Ferrari und WM Ziel 2016

Gut zwei Wochen vor dem Start der Formel 1-Saison in Melbourne hat Ferrari-Pilot Sebastian Vettel als sportliches Ziel 2016 den WM-Titel ausgegeben. „Mein Ziel ist es ganz klar, Weltmeister zu werden und Rennen zu gewinnen. Alles andere ist für mich nicht gut genug und so geht es, glaube ich, dem ganzen Team“, sagte der 28-Jährige in einem exklusiven RTL-Interview in Barcelona. Der viermalige Weltmeister sprach darin auch u.a. auch über seinen neuen Rennwagen und die Stimmung innerhalb des Ferrari-Teams.

Am 20. März beginnt die neue Formel 1-Saison mit dem Großen Preis von Australien. Wie stellen Sie sich den Anfang der Saison vor?
Sebastian Vettel: „Ich denke, es gibt noch sehr viel zu tun, aber ich glaube, die Basis ist sehr gut. Wir haben einen großen Schritt nach vorne gemacht. Idealerweise haben wir einen tollen Auftakt und sind in Australien auf dem Podium. Am liebsten natürlich ganz oben, aber ich glaube, gerade am Anfang müssen wir noch auf dem Boden bleiben. Wir wissen natürlich, was unser Ziel ist. Aber es ist ein langer und harter Weg.“

Wie gut ist Ferrari dieses Jahr vorbereitet?
„Wir kennen uns natürlich jetzt nach einem Jahr besser als es letztes Jahr der Fall war. Ich glaube, das nimmt ein wenig die Anfangs-Nervosität. Gleichzeitig hatten wir letztes Jahr die Situation, dass man nicht wirklich wusste, wo man steht und wie die Saison sein wird. Dieses Jahr ist die Erwartungshaltung natürlich sehr, sehr klar und anders. Aber ich glaube, wir sind in der Position, in der wir sein wollen, denn unser Ziel ist es natürlich, die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Und wenn man die Weltmeisterschaft gewinnen will, ist es kein Geheimnis, dass man von Anfang an voll dabei sein muss.“

Im Vergleich zum letzten Jahr am Steuer: Welche Unterschiede haben Sie bemerkt?
„Das Auto ist viel schneller, es hat mehr Grip. Ich denke, das ist ein Schritt nach vorne in jeglicher Hinsicht. Darauf müssen wir jetzt aufbauen. Ich glaube, es gibt noch sehr viel zu tun. Aber das erste Gefühl hat sofort gestimmt. Aber man muss natürlich warten bis man beim ersten Rennen ist und die ersten paar Rennen hatte, um dann wirklich zu sehen, wo man genau steht.“

Wie gut gefällt Ihnen die Lackierung des neuen Autos?
„Sehr gut. Ich finde gerade die Anlehnung an früher mit den weißen Streifen sehr schön. Passt natürlich auch zu meinem Helm.“

Haben Sie ihrem Ferrari schon einen Namen gegeben, einen Privatnamen?
„Nein, noch nicht. Es gibt keinen Privatnamen, es gibt nur einen Namen, den wir zusammen als Team finden und in der Regel auch vor dem ersten Rennen.“

Sie haben bereits gesagt, dass die Erwartungshaltung in Italien enorm ist. Wie gehen Sie mit diesem Druck um?
„Ich glaube zunächst, dass meine Erwartung höher ist als die Erwartung, die andere von außen haben können. Andererseits ist es sehr positiv, wenn man oft zu hören bekommt, dass die Erwartungen sehr hoch sind. Es bedeutet auch, dass die Leute in gewisser Weise Hoffnung in einen haben. Mein Ziel ist es ganz klar Weltmeister zu werden und Rennen zu gewinnen. Alles andere ist für mich nicht gut genug und so geht es, glaube ich, dem ganzen Team.“

Sebastian Vettel
Sebastian Vettel

Sebastian Vettel © Lukas Gorys / RTL

Wie viel Druck geht von Ferrari-Chef Sergio Marchionne aus?
„Ich glaube, man muss auch ein bisschen auf dem Boden bleiben. Es ist ja nicht so, als würde einmal die Woche ein Wind, in Form unseres Bosses, durch die Fabrik gehen, bei dem jedem die Hölle heiß gemacht wird. Eher im Gegenteil. Er steht hinter dem Team und sagt das auch oft genug.“

Sprechen Sie mittlerweile gut Italienisch?
„Nicht so gut. Ich verstehe Italienisch nach wie vor sehr gut und das wird auch immer besser, aber mit meinen Vokabeln hält es sich in Grenzen.“

Was war Ihre bisher schönste Erfahrung, die Sie bei Ferrari gemacht haben?
„Im letzten Jahr mit Sicherheit das Podium in Monza. Das war unglaublich. Ich hatte ja schon das Glück, in Monza ein paar Mal auf dem Podium zu stehen, auch zu gewinnen, aber, ich glaube, seit 2008 hatte ich nicht mehr so ein tolles Podium wie in Monza. Das erste Jahr in Rot, da nimmt man natürlich die ganzen Ferrari-Fans und roten Flaggen ganz anders wahr als die Jahre zuvor. Das war überwältigend zu sehen, wie viel dem ganzen Land die Marke Ferrari bedeutet. Davon ein Teil zu sein ist eine sehr große Ehre.“

Italiener reden viel und gerne, haben gerne viele Leute um sich herum. Wie gehen Sie damit in Ihrem Team um?
„Ich mache das auch, deswegen fällt mir das eigentlich gar nicht so auf. Ich verstehe mich sehr gut mit den Mechanikern. Auch wenn mein Italienisch nicht brillant ist, geht es aber immer besser. Es ist eine große Familie und jeder ist in gewisser Weise stolz, Teil des Teams sein zu dürfen. Ich als Fahrer trage genauso meinen Teil dazu bei, dass am Ende hoffentlich alles gut wird, so wie jeder andere auch. Zusammen haben wir eine sehr gute Chance, Großartiges zu erreichen.“

Was war das Schönste, das Sie in der Winterpause gemacht haben?
„Nichts. Einfach die Zeit zu haben, nichts zu machen. Zu entspannen, zuhause zu sein und mit der Familie Zeit zu verbringen. All das, was über das Jahr gesehen etwas zu kurz kommt.“

Quelle: RTL