Russlands Industrieminister will tiefere Kooperation mit Deutschland

Ein Bekenntnis zu „einer tieferen deutsch-russischen Wirtschaftszusammenarbeit mit Deutschland“ hat der russische Industrie- und Handelsminister Denis Manturow abgelegt. „Unser Ziel ist die gemeinsame Herstellung von Produkten mit hoher Wertschöpfung für die Bedürfnisse der Automobil-, Luftfahrt-, Eisenbahn- und Energieindustrie“, erklärte Manturow vor mehr als 1000 Teilnehmern bei einer Online-Konferenz der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer (AHK) zum Thema „Russland und die Welt im Jahr 2021“.

Vor Konferenzbeginn sprach Manturow mit zwanzig deutschen Unternehmenslenkern, darunter die Global-CEOs von Bayer, Stada, Globus, Schaeffler und Phoenix Contact, dazu die Russlandchefs von Giganten wie Siemens, Volkswagen und SAP, aber auch die Global-CEOs und Eigentümer von Mittelständlern und Familienunternehmen wie Knauf, Herrenknecht und Viessmann. Die Gesamtinvestitionen dieser Firmen in Russland belaufen sich auf 15 Milliarden Euro, einige Unternehmen kündigten weitere Investitionen an.

„Das gewaltige Interesse an der Konferenz und das Unternehmergespräch mit Minister Manturow zeigen, dass die deutsche Wirtschaft trotz Sanktionen, politischer Spannungen und Corona weiter großes Vertrauen in das Potenzial des russischen Marktes hat und in Russland investiert“, sagte Matthias Schepp, Vorstandsvorsitzender der AHK.

Der Gegenwartsphilosoph Richard David Precht kritisierte auf der Konferenz die amerikanischen Sanktionen und Attacken gegen Nord Stream 2. „Es ist schon erstaunlich, wie stark man von Freunden erpresst werden kann und wenn man so stark von Freunden erpresst wird, muss man sich fragen, wie gut diese Freunde sind“, erklärte Precht.

In einem Positionspapier plädiert die AHK Russland für die Fertigstellung der Ostseepipeline, weil sie die Energiesicherheit in Europa erhöht und für günstige Energiepreise sorgt. „Nord Stream 2 ist in allererster Linie ein wirtschaftlich sinnvolles und dringend nötiges Projekt“, sagte AHK-Chef Matthias Schepp. „Leider wird es von allen Seiten politisiert.“ In Umfragen sprechen sich die mehr als 900 Mitglieder der AHK regelmäßig mit großer Mehrheit für die Fertigstellung von Nord Stream 2 aus.

Die „reflexartige Ablehnung Russlands“ im Westen sei ein Relikt aus dem 20. Jahrhundert, erklärte Precht. Deutschland und Russland müssten kooperieren, um globale Herausforderungen wie Klimawandel und Digitalisierung zu meistern.

„Es ist an der Zeit, dass die deutsche Politik mit Vernunft und mit Augenmaß lernt, ein gutes Verhältnis nicht nur gegenüber den Vereinigten Staaten, sondern auch gegenüber Russland zu gewinnen, weil das für beide Länder wichtig ist“, so Precht. Russland habe „kein Interesse an einer Verschärfung der Rüstungsspirale“.

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