Ab 20:15 Uhr analysiert Michael Ballack als Experte das Testspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Tschechien live bei RTL. Im Vorfeld der Partie spricht der ehemalige Führungsspieler des DFB-Teams im Interview mit der RTL-Redaktion über die derzeitige Situation rund um die deutsche Elf und äußert sich zum vollen Terminkalender der Spitzenprofis, den ständigen Rückhol-Forderungen von ehemaligen Stammspielern und bewertet die jüngsten Aussagen des DFB-Direktors Oliver Bierhoff, der eine unfaire Beurteilung seiner Mannschaft moniert.
Michael Ballack…
Über die Situation rund um die Nationalmannschaft:
„Querelen im DFB, vor allem in der Führungsspitze, im inneren Zirkel. Da gibt es immer wieder Sachen, die ein bisschen stören. Somit gibt der DFB nicht das beste Bild ab. Wenn man über den Sport redet, ist da sicherlich Potenzial nach oben. Wir haben mittlerweile eine sehr junge Mannschaft zusammen, die mehr Kredit haben sollte als eine gestandene Mannschaft.“
Über die Einordnung des Testspiels im Zuge der Kritik am vollen Terminkalender für Spitzenfußballer:
„Man sollte dankbar sein, dass man überhaupt die Möglichkeit bekommt, Fußball zu spielen. Somit sollte man das professionell aufnehmen. Deswegen wäre es falsch zu klagen. Man sollte das Spiel nutzen, es ist eine Chance für Spieler, die sonst nicht so im Rampenlicht stehen und dafür ist es ein guter Test.“
Auf die Frage, ob die aussortierten Spieler wie Thomas Müller, Mats Hummels und Jerome Boateng doch noch eine Comeback-Chance bekommen:
Ich glaube, es ist eher unwahrscheinlich. Jogi Löw hat eine Entscheidung getroffen damals. Und die Vergangenheit zeigt eigentlich, dass bei kaum einem Spieler, der aus verschiedensten Gründen beim DFB nicht mehr zum Zuge gekommen ist, dass da nochmal eine Rückholaktion stattfindet oder der Trainer auf diese Spieler zurückgreift. Grundsätzlich sind das Top-Spieler, es war zu erwarten, dass sie durch die geringere Belastung in ihren Vereinen wieder zu alter Stärke zurückfinden werden, das ist auch größtenteils passiert. Somit ist der Ruf natürlich normal. Trotzdem glaube ich, dass Jogi Löw bei seiner Entscheidung bleiben wird und mit dem Kader, den er zur Verfügung hat auch die nächsten Spiele planen wird.“
Auf die Frage, inwiefern er mit den Spielern im aktuellen Wartestand mitfühle:
„Ich glaube, die Spieler haben sich mittlerweile damit arrangiert. Es gab einen Aufschrei kurz danach, weil auch die Kommunikation nicht perfekt war, das war überraschend für den ein oder anderen und sehr schnell. Der Trainer hat diesen Weg gewählt und muss sich natürlich daran auch messen lassen. Dass bei schlechteren Leistungen dies wiederaufkommt, ist völlig normal. Damit muss er umgehen, dafür ist er im Job, dafür ist er erfahren genüg. Die Spieler, die sind gestandene Profis, die können das einordnen. Natürlich würde sich der ein oder andere freuen nochmal für die Nationalmannschaft zu spielen, aber sollte das nicht passieren, geht es ihnen bestimmt trotzdem gut.“
Zu den Aussagen von Oliver Bierhoff, der am Montag eine ungerechte Beurteilung der Nationalmannschaft beklagte:
„Grundsätzlich will er die Spieler schützen, das ist auch seine Aufgabe und sein gutes Recht und sogar ein Muss dort auch präsenter zu sein. Vielleicht fallen ihnen die Fehler aus der Vergangenheit hier nicht präsenter zu sein jetzt so ein bisschen auf die Füße, das fällt den Spielern auf die Füße. Die Spieler müssen damit jedoch umgehen, dafür sind sie Profis. Kritik ist völlig normal. Manchmal ist Kritik nicht im richtigen Maß, das ist selten, dass das passiert. Daher ist das auch eine Schule für die Spieler, da muss man einfach mal durch, das gehört auch zur Lebenserfahrung als Fußballer dazu. Es ist allgemein eine schwierige Situation, die die Nationalmannschaft hier umtreibt, nicht nur auf dem Platz, sondern auch außerhalb des Platzes. Dafür haben wir in der Form eben auch wie Oliver Bierhoff Leute, die sich dessen annehmen sollten, viel Präsenz zeigen müssen. Die Authentizität ist wichtig, dass auch wieder Vorbilder kreiert werden, die den Fußball leben und auch vermitteln, was geht den Jungs durch den Kopf, was fühlen sie, denn das ist auch was die Fans spüren, wenn dort eine Ehrlichkeit da ist. Somit kann man dann auch wieder viele Fans zurückgewinnen.“
Quelle: RTL/ntv Redaktion.
