Am kommenden Samstag, den 27.2., fordert Cruisergewichtler Marco Huck (31) in einem IBO-WM-Kampf den amtierenden Titelträger Ola Afolabi (34) heraus. RTL überträgt den Kampf ab 22:30 live und exklusiv unter dem Motto „Huck – Reloaded!“. Austragungsort ist das GERRY WEBER STADION in Halle/Westfalen. Der 31-Jährige Huck sprach im Vorfeld des Kampfes in einem ausführlichen RTL-Interview über seine Motivation und intensive Vorbereitung, die Wahl des Kampfmottos und seine Rückkehr nach Halle/Westfalen, wo er 2009 bereits den WBO-Weltmeister-Titel gewinnen konnte.
Marco, rund sechs Jahre lang waren Sie WBO-Weltmeister im Cruisergewicht. Im August 2015 verloren Sie Ihren Titel dann an den Polen Krzysztof G?owacki. Was ist bei Ihrem letzten Kampf schiefgelaufen?
„Da ist viel schiefgelaufen. Ich habe mir quasi selbst ein Bein gestellt, nur um meinem damaligen amerikanischen Trainer einen Gefallen zu tun. Ich bin nach Las Vegas gegangen, um meine Vorbereitung dort zu absolvieren – zur heißesten Zeit des Jahres, bei 46 Grad. Das alleine ist schon schwierig, aber die Trainingshallen hatten keine Klimaanlage. Es war wirklich mörderisch. Bei der ersten Trainingseinheit habe ich schon gedacht „Oh Gott, wie soll das hier klappen?“ Trotzdem hatte ich den Hintergedanken „Bis jetzt hat es immer geklappt, es wird schon wieder klappen“ im Kopf.“
Das erste Mal in Ihrer Profikarriere lagen Sie am Boden. Was war das für ein Moment?
„Ich sehe es gar nicht so, dass Krzysztof G?owacki mich geschlagen hat. Ich habe mich in diesem Kampf selbst geschlagen. Man hat ja noch gesehen, dass ich ihn, trotz meiner körperlich schlechten Verfassung, am Boden hatte. Die meisten, die sich mit mir auseinandergesetzt haben und meine Kämpfe mitverfolgt haben, die wissen, dass, wenn ich jemanden anschlage, meistens noch 100 Serien hinterher schlage. Aber da ging es einfach nicht. Das Herz wollte, aber der Körper konnte einfach nicht. Ich bin schon mit einem schlechten Gewissen in den Ring gestiegen. Das war praktisch schon der Anfang vom Ende. Man muss seine Hausaufgaben schon vorher erledigen und mit einem reinen Gewissen hereingehen.“
Was unterscheidet einen guten Boxer von einem Champion?
„Dass er nach einer Niederlage wieder aufsteht. Es ist definitiv so. Auch die ganz Großen haben schwere Niederlagen einstecken müssen. Sie sind alle wieder zurückgekommen. Ich hoffe jetzt, dass ich ihnen auch nacheifern kann und wieder dort angelange, wo ich hingehöre: an die Weltspitze.“
Der Kampf findet unter dem Motto „Huck – Reloaded!“ statt.
„Das ist ein Motto, das ich mir selbst ausgesucht habe. Ich habe alles Revue passieren lassen, was geschehen ist und habe mit der Niederlage abgeschlossen. Ich weiß, was damals mein Fehler war. Doch ich habe jetzt alles getan. Ich werde jetzt meinen Mann stehen.“
Was sind Ihre Stärken und gibt es etwas, das Sie noch besser machen könnten?
„Ja, definitiv. Man lernt nie aus. Boxen ist wie Schule. Man muss sich immer weiterentwickeln. Es gibt noch Defizite, die ich bei mir selbst bemerke und die ich noch verbessern kann, aber das sieht man natürlich nicht immer, wenn man gerade am Boxen ist. Da muss manchmal auch jemand da sein, der einem die Fehler nennt. Ich spreche auch mit den Trainern vorab: „Achtet bitte darauf, wenn ich diesen Fehler mache, erinnert mich wieder dran.“ Wenn man mitten beim Boxen ist, kann man nicht immer so darauf achten.“
Sie boxen eher offensiv. Ist die Deckungsarbeit vielleicht ein Knackpunkt bei Ihnen?
Ich bin eher ein Champion der Massen. Ich möchte meinem Publikum etwas zurückgeben. Ich freue mich, wenn sie live vor Ort sind oder mir auch von zu Hause aus live vor dem Bildschirm die Daumen drücken. Sie schreiben mir auch schöne Sachen. Wenn sie mich so pushen, möchte ich natürlich etwas liefern. Selbst wenn ich jede Runde gewonnen habe und nur noch zehn Sekunden zu boxen sind, möchte ich noch etwas bieten und pfeffere aus allen Rohren.“
Was macht Sie sicher, dass Sie Ola Afolabi am 27.2. schlagen werden?
„Ich möchte das Kapitel Afolabi nun ein für alle Male aus der Welt schaffen. Was mich sicher macht? Ich trainiere sehr, sehr fleißig. Genauso wie zur Anfangszeit, als ich Weltmeister geworden bin. Ich habe fast alles beiseite geschafft. Ich habe mich hart geschunden, bin sehr fokussiert und möchte den Titel mit nach Hause nehmen.“
Was ist Ihr Plan? Direkt von Anfang an zu dominieren?
„Das ist auf jeden Fall einer der Pläne. Ich möchte in den Kampf hineingehen. Im Moment mache ich alles dafür, dass ich mit einem guten Gewissen in den Ring gehen kann. Ich werde in jede Runde reingehen und pfeffern, bis der Arzt kommt.“
Anderthalb Wochen vor dem Kampf haben Sie den Trainer gewechselt und damit eine zu diesem Zeitpunkt sehr ungewöhnliche Maßnahme getroffen …
„Im Laufe des Trainingscamps habe ich nicht nur gemerkt, dass die Chemie zwischen mir und Varol Vekioglu besonders gut stimmt, sondern auch, dass taktisch und technisch sehr viele gute Sachen von ihm kommen. Varol erreicht mich auch in Stresssituationen besonders gut und kommt an meine Psyche viel besser ran. Conni Mittermeier hat mich zuvor sehr hart rangenommen und topfit gemacht. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Aber dennoch war es für meine sportlichen Ziele das Beste, Varol zum dem Trainer zu ernennen, der in meiner Ringecke steht.“
Sie haben im August 2009 in Halle/Westfalen den WBO-Titel gegen Victor Emilio Ramírez gewonnen. Nun kämpfen Sie wieder dort. Inwiefern stellt der jetzige Kampf gegen Ola Afolabi einen Heimvorteil für Sie dar?
„Das ist auf jeden Fall ein Heimvorteil. Das habe ich zum Beispiel auch in Stuttgart bemerkt, als ich gegen Firat Arslan gekämpft habe. Ich war sehr gut vorbereitet und es war auch eine kleine Motivation für mich, in Deutschland zu kämpfen. Ich habe mir sehr viel Mühe gegeben, so dass ich am Ende viele Fans für mich gewinnen konnte. Dass ich über 90 Prozent der Leute, die gegen mich waren, für mich gewinnen konnte, war sehr schön.“
Abseits des Boxrings – was für ein Typ Mensch sind Sie?
Ich trage mein Herz auf der Zunge. Was ich denke, sage ich auch. Aber jeder Sportler hat Leute, die einen nicht mögen. Ich bin ein sehr großzügiger Mensch. Ich helfe sehr gerne. Und jeder, der mit mir befreundet ist, spürt auch die Liebe, die ich im Herzen trage.“
Kurzportrait Marco Huck
Geburtstag: 11. November 1984
Geburtsort: Ugao, Serbien
Nationalität: Deutsch
Wohnort: Berlin
Größe: 1,88 Meter
Profidebüt: 7. November 2004
Kämpfe: 38 Siege; 26 KOs; 3 Niederlagen; 1 Unentschieden
Auslage: Normal
Trainer: Varol Vekiloglu, Conny Mittermeier (in der Vorbereitung)
Promoter: Kenan Hukic
Erfolge: 2001 Europameister im Kickboxen
2003 Weltmeister im Kickboxen
2006-2007 Europameister (EBU-EU)
2008-2009 Europameister (EBU)
2009-2015 WBO-Weltmeister
Privates
Marco Huck wurde am 11. November 1984 in Ugao im ehemaligen Jugoslawien geboren. Er verlebte die ersten Jahre seiner Kindheit im Bezirk Sandschak von Novi Pazar, einem islamisch geprägten Gebiet. Als er neun Jahre alt war, flüchtete die gesamte Familie aufgrund des Jugoslawienkriegs 1993 in die Bundesrepublik und ließ sich in Bielefeld nieder.
Huck ist bekennender Familienmensch. „Meine Mutter Bisera und mein Vater Rasim haben sich immer sehr um mich und meine Geschwister gekümmert. Ich habe einen Bruder (Kenan) und zwei Schwestern (Munevera und Muamera)“, sagte er der FAZ. Dabei gibt er selbstkritisch zu: „Meine Mutter hat mich oft sogar zu sehr verwöhnt. Als ich später nach Berlin zog, musste ich erst einmal lernen, wie man einen Kaffee aufsetzt oder Mahlzeiten zubereitet.“ Huck legt außerordentlich großen Wert auf sein Äußeres. Einen großen Teil des
von ihm verdienten Geldes investiert er in teure Markenkleidung, Uhren und sonstigen Schmuck. Als Hobbys nennt der Boxer, der sich selbst gerne als ,Lebemann’ bezeichnet, Fußballspielen (er ist Fan von Arminia Bielefeld) und sich mit Freunden treffen. Zu seinen Lieblingsgerichten zählt er Kalbfleischgerichte, Cevapcici und Pita.