Friedrichstraße bis Ende Oktober 2021 bleibt ohne Autoverkehr

Die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz und der Bezirk Mitte von Berlin haben beschlossen, das Projekt „Flaniermeile Friedrichstraße“ bis Ende Oktober 2021 fortzusetzen. Diese Entscheidung fiel nach Gesprächen mit Anrainern und Vertreter*innen der Zivilgesellschaft sowie Beratungen auf Grundlage einer Auswertung der bisher vorliegenden Daten. Die Friedrichstraße bleibt damit – wie bisher auf dem Abschnitt zwischen Französischer und Leipziger Straße – auch in der kommenden Saison von Frühjahr bis Herbst autofrei.

Bis zum 31. Oktober 2021 können nun weitere Daten zu Verkehrsmengen, Luftqualität, Lärmpegel, Aufenthaltsqualität und auch zur Besucherfrequenz und zur Nutzung der Friedrichstraße erhoben und evaluiert werden. Die Corona-Sondersituation hat die Vergleichbarkeit der Projekt-Auswirkungen mit dem vorherigen Zustand erschwert. Über Optionen der Straßengestaltung, Raumaufteilung, Logistik und weitere Möglichkeiten zur Optimierung des bisherigen Projektes sind der Bezirk und die Senatsverwaltung im Austausch mit Anrainern, interessierten Bürger*innen und Verbänden. Zu berücksichtigen sind dabei stets die Anforderungen für den bestmöglichen Infektionsschutz.

Regine Günther, Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz: „Unser Ziel ist eine Innenstadt mit mehr Lebensqualität, mit besserer Luft und weniger Lärm, mit mehr Grün und einem entspannten Umfeld zum Flanieren und Einkaufen. Die autofreie Friedrichstraße als Berliner Pilotprojekt ist dabei auf sehr positive Resonanz gestoßen – und, wie zu erwarten, auch auf Kritik. Es ist deshalb wichtig, die Debatten mit der Stadtgesellschaft und den Anrainern auf Basis robuster Daten zu führen. Diese waren wegen der Corona-Situation bisher nur begrenzt zu erheben. Wir müssen außerdem davon ausgehen, dass Abstandhalten im gesamten Jahr 2021 wichtig bleibt – was auf einer Friedrichstraße ohne Autos besser zu gewährleisten ist. Die Weiterführung des Pilotprojektes ist deshalb konsequent und richtig. Berlin ist hier in guter Gesellschaft: Auch viele andere Städte der Welt unternehmen große Anstrengungen, um ihre verkehrsbelasteten Zentren gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern wieder lebenswert zu machen.“

Stephan von Dassel, Bürgermeister des Bezirks Mitte von Berlin: „Pandemiebedingt konnte die Umgestaltung der Friedrichstraße – mit Ausnahme gastronomischer Angebote – noch nicht ihr Potenzial für eine Belebung des dortigen Handels ausschöpfen. Neben der Umgestaltung des öffentlichen Raumes ist daher die Vermietung von leerstehenden Geschäftsräumen besonders wichtig. Ein Beispiel: Gerade viele kleine Modelabels – insbesondere im Bereich faire und nachhaltige Mode – suchen prominente Präsentationsmöglichkeiten für ihre hochwertigen Kreationen. Der Bezirk wird daher Unternehmen wie Immobilieneigentümer unterstützen, die Friedrichstraße wieder zur Modestraße Nr. 1 in Berlin zu machen.“

Für ein umfassendes Resümee liegen aufgrund der Pandemiebedingungen noch nicht hinreichend Vergleichsdaten vor, um die Wirkungen des Projekts im Hinblick auf Verkehrsströme, Nutzung, Luft- und Lärmwerte, aber auch auf die Akzeptanz der Berlinerinnen und Berliner belastbar bestimmen können. Eine Zwischenauswertung brachte unter anderem folgende vorläufige Ergebnisse:

Die Luftqualität hat sich verbessert – genauere Auswertungen folgen.
Die Verkehrsbelastung um die Friedrichstraße hat im Saldo abgenommen: Erste Verkehrsauswertungen an mehr als 40 Messpunkten zeigen, dass der Kfz-Verkehr in den Parallelstraßen (Glinkastraße, Charlottenstraße und Wilhelmstraße) weniger stark zunahm, als er in der Friedrichstraße zurückgegangen ist.
Radfahrende sind – entgegen manchen Warnungen – nicht schneller als erlaubt (Höchstgeschwindigkeit 20 km/h) auf dem Radweg in der Straßenmitte unterwegs.
Die Konzepte zur Belieferung, auch größerer Einzelhandelsgeschäfte, funktionieren.
Gerade gastronomische Betriebe hatten trotz Corona-Einschränkungen deutliche Umsatzsteigerungen während der Sommersaison 2020, insbesondere wegen des neuen Angebots attraktiver Außenplätze.
Die Angebote der „Showcases“ werden gut genutzt, weshalb der Bezirk ihre Anzahl verdoppelt hat.
Die Evaluation wird fortgesetzt, um die Datenbasis zu validieren. Bezirk und Senatsverwaltung bleiben im intensiven Gespräch mit Anrainern und Interessengruppen, um die Zukunft der Friedrichstraße gemeinsam zu gestalten. Auf der Grundlage vorliegender Erkenntnisse aus Erhebungen, Ortsbesichtigungen und Hinweisen von Anrainern und Verbänden werden aktuell weitere Optimierungspotenziale ermittelt, über deren Umsetzung im Frühjahr 2021 beraten und entschieden wird.