Enthüllung der Gedenktafel der Deutschen aus Russland am Donauschwabenufer in Ulm

200 Jahre der Auswanderung der Württemberger in den Süden Russlands. Ein Festakt mit der Enthüllung der Gedenktafel der Deutschen aus Russland am Donauschwabenufer in Ulm.

Am Sonntag, dem 21. Mai 2017 wurde an der Ulmer Stadtmauer am Donauschwabenufer die Gedenktafel der Deutschen aus Russland angebracht. Die Tafel erinnert an Tausende deutsche Auswanderer, die sich vor 200 Jahren über die Donau Richtung Schwarzes Meer und Südkaukasus auf die Suche nach einer neuen Heimat gemacht haben. Mit der Errichtung der Gedenktafel an ihre Vorfahren ging der jahrelange Traum der Deutschen aus Russland in Erfüllung.

Die Gedenktafel

Die Errichtung der Gedenktafel und die Rahmenveranstaltung wurden in Kooperation von zwei Verbänden – dem Bundesverband der Deutschen aus Russland e. V. und dem Jugend- und Studentenring der Deutschen aus Russland e. V. organisiert und durchgeführt.
Unterstützt wurde die Maßnahme von der Stadt Ulm und dem Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration Baden-Württemberg.
Einen nicht unerheblichen Beitrag haben die Ehrenamtlichen der beiden Verbände und die Spender – Privatpersonen und Familien, die überwiegend aus dem Kreis der Kaukasiendeutschen stammen, geleistet.

Der Festakt

Zum Festakt der Enthüllung der Gedenktafel sind Gäste und Vereinsaktive aus verschiedenen Bundesländern und aus dem Ausland gekommen.

Als Ehrengäste begrüßte Juri Heiser, der Vorsitzende des BVDR e. V., mehrere Personen, darunter Gunter Czisch, Oberbürgermeister der Stadt Ulm, Ronja Kemmer, MDB (CDU) und Hans Supritz, Bundesvorsitzender der Donauschwaben. Seinen Dank richtete er an den langjährigen Aussiedlerbeauftragten der Bundesregierung Dr. Christoph Bergner, MDB (CDU), der leider persönlich nicht kommen konnte, jedoch sein Grußwort an die Gedenkfeier übermittelt hat. Mit großer Freude begrüßte der Vorsitzende des BVDR e. V. den Präsidenten der Assoziation der Deutschen Georgiens Dr. Harry Augst und Oleg Strahler und seine Mitstreiter von den Organisationen der Deutschen aus der Russischen Föderation. Seine Begrüßung ging ebenfalls an die Stadtverwaltung Ulm und an die zahlreich erschienenen Vertreter der lokalen Vereine, darunter der Landsmannschaft der Donauschwaben und der Ortsgruppe Ulm der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e. V.

Die Errichtung der Gedenktafel, so Juri Heiser, war keine Selbstverständlichkeit. Sie ist nur durch die Mitwirkung von vielen Akteuren und Unterstützern zustande gekommen. Ein großer Dank gehe an die Stadt Ulm und an das Landesministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration Baden-Württemberg.

Juri Heiser dankte den Ehrenamtlichen, die die Errichtung der Gedenktafel ermöglicht haben, und stellte Karl Kromer, Familie Schüle und Dr. Ludmila Kopp als besonders engagierte Mitwirkende vor.

In seiner Begrüßung unterstrich Waldemar Weiz, der Bundesvorsitzende des JSDR e. V. die Bedeutung der Erinnerungskultur für die jüngeren Generationen der Spät/-Aussiedler: „Nur über die Geschichte können sich die Jugendlichen als Teil ihrer Familien und ihrer Volksgruppe empfinden. Nur über das Erinnern können sie diese Verbundenheit in die Zukunft weiter tragen.“

Mit seinem Grußwort erinnerte der OB Gunter Czisch an die historischen Ereignisse, die die Auswanderer in die Ferne getrieben haben und an die Rückkehr von ihren Nachkommen – den heutigen Deutschen aus Russland. Ulm ist eine internationale Stadt, so Gunter Czisch. Damit die Zuwanderer aus anderen Ländern in Ulm ihre neue Heimat finden, wurde von der Stadtverwaltung die Koordinierungsstelle Internationale Stadt geschaffen.

Ronja Kemmer, MDB, lobte die Initiative der Veranstalter , unterstrich den Beitrag der Deutschen aus Russland für Deutschland und wendete sich an die Anwesenden mit dem Anliegen, noch mehr Aufmerksamkeit der Integration der Spät/-Aussiedler zu schenken.

Im Grußwort von Dr. Christoph Bergner, MDB, das von Alexander Reiser verlesen wurde, wurde betont: „Wir sollten uns in Zukunft mehr dafür einsetzen, dass auch die kulturellen Hintergründe der Russlanddeutschen zum selbstverständlichen und gemeinsamen deutschen Kulturgut werden und dass ihre Kultur und Geschichte ein Teil unserer gemeinsamen Identität wird.“

Die Tatsache, dass es in den Herkunftsländern der Deutschen aus Russland Vereine der Deutschstämmigen gibt, war für viele Besucher ein Novum. Mit großem Interesse hat man den Berichten von Dr. Harry Augst (Georgien) und Oleg Strahler (Russland) zugehört. Physiker Harry Augst hat darüber hinaus auf ein historisches Ereignis hingewiesen, das von den Forschern bei der Bewertung der Ursachen der Auswanderung vor 200 Jahren oft übersehen wird, nämlich den Ausbruch des Vulkans Tambora im Jahre 1815 in Indonesien, der riesige Aschewolken nach Mitteleuropa gebracht hat und Jahre ohne Sommer und ohne Ernte hervorgerufen hat.

Das kulturelle Rahmenprogramm

Heimatmelodien, Gesang und Akkordeonspiel am Ufer der blauen Donau – eine einmalige Atmosphäre wurde vom Chor „Heimatmelodie“ und dem Quartett „Rudemus“ aus Augsburg geschaffen. Die Chorleiterin Aljona Heiser konnte mit ihrer emotionalen Art nicht nur die Chorsänger, sondern auch die Zuschauer zum Mitsingen gebracht. Für die Teilnehmer der Veranstaltung wurde auch die Rundfahrt über die Stadt Ulm und die Schifffahrt über die Donau mit historischen Ulmer Schachteln organisiert.