Carlos Takam über den Kampf gegen Joshua 28 10 2017

Am Samstag beginnt eine neue Zeitrechnung im Schwergewicht! Im Kampf Eins nach seinem spektakulären Sieg gegen Wladimir Klitschko im April und dessen Rücktritt im Sommer will der Weltmeister Anthony Joshua am Samstag nicht nur seine WBA- und IBF-Titel verteidigen, sondern zugleich ein großes Erbe und eine möglichst lange Regentschaft antreten.

Gegner vor über 70.000 Zuschauern im Principality Stadion im walisischen Cardiff ist Carlos Takam. Der 36-jährige Franzose kamerunischer Herkunft war in der vergangenen Woche kurzfristig für den ursprünglichen Herausforderer Kubrat Pulev eingesprungen, der sich an der Schulter verletzt hatte. Takam hatte sich in den vergangenen Wochen bereits als Ersatzmann vorbereitet. RTL überträgt den WM-Kampf in der Königsklasse des Boxsports am Samstag ab 23.10 Uhr live aus Cardiff.

Spätestens seit seinem TKO-Sieg gegen den langjährigen Schwergewichtschampion Wladimir Klitschko am 28. April vor über 90.000 Zuschauern im Londoner Wembley Stadion ist Anthony Joshua in aller Munde. Smart, intelligent und bärenstark – mit diesen Attributen empfiehlt sich der erst 27-jährige Superstar aus Großbritannien als würdiger Nachfolger von „Dr. Steelhammer“, der das Schwergewicht über viele Jahre souverän dominiert hatte.

Doch wer ist Carlos Takam?

Geburtstag: 06. Dezember 1980
Geburtsort: Douala (Kamerun)
Nationalität: Französisch/Kamerunisch
Wohnort: Noisy-le-Grand
Größe: 1,87 Meter
Profidebüt: 10. Dezember 2005
Kämpfe: 35 Siege; 27 KOs; 3 Niederlagen, 1 Unentschieden
Auslage: Normal
Trainer: Joseph Germain
Manager: Christian Cherchi

Erfolge:
2003 Afrikanischer Amateurmeister
2004 Teilnahme an den olympischen Spielen in Athen (Erstrundenaus)
2011-2012 WBO-Afrikameister im Schwergewicht
2014 WBC-Silver-Champion im Schwergewicht
2017 IBF-Intercontinental-Champion im Schwergewicht

Armand Carlos Netsing Takam wurde am 06. Dezember 1980 in Kameruns größter Stadt Douala geboren. Er wuchs in schlichten Verhältnissen auf und kam bereits in der Schulzeit mit dem Boxsport in Kontakt. Seinen Eltern erzählte Takam von seiner Leidenschaft erst, als er seine erste Medaille mit nach Hause brachte. Mit der Unterstützung seiner Familie im Rücken, sollten weitere Medaillen folgen. Bei den afrikanischen Boxmeisterschaften von 2003 gewann Carlos Takam die Goldmedaille, bei den All-African-Games im selben Jahr in Nigeria sicherte er sich die Bronzemedaille. 2004 qualifizierte er sich für die olympischen Spiele in Athen, schied dort allerdings bereits in der ersten Runde gegen Mohamed Aly Reda aus.

Nach Olympia beschloss Takam, Profi zu werden, zog zuerst nach Brüssel und dann nach Paris, um sich dort dem Promoter Michael Acaries anzuschließen. Heute wird Carlos Takam, der mittlerweile auch die französische Staatsbürgerschaft hat, von dem Italiener Christian Cherchi promotet und von Joseph Germain trainiert. Sein Profidebüt gab der 1,87 Meter große Schwergewichtler am 10. Dezember 2005 im Alter von 25 Jahren. Takam gewann gegen Zine Eddine Benmakhlouf einstimmig nach Punkten. Bis zu seinem 19. Profikampf gegen den ungeschlagenen Gregory Tony blieb Takam ohne Niederlage und hatte bis dato 14 seiner Gegner ausgenockt.

Gegen seinen französischen Landsmann Tony musste Takam am 27. Juni 2009 seine erste Punktniederlage hinnehmen. Die darauffolgenden vier Kämpfe gewann Takam alle souverän durch KO. Am 29. April 2011 kam es zum bislang größten Kampf seiner Profikarriere. Er boxte gegen Gbenga Oluokun aus dem Hamburger Universum Boxstall um die vakante Afrikanische Meisterschaft nach Version der WBO. Takam ließ Oluokun keine Chance und schickte ihn in der dritten und sechsten Runde zu Boden. Oluokuns Ecke gab in der Rundenpause zur siebten Runde auf .

Zur ersten Titelverteidigung des WBO-Gürtels kam es am 31. März 2012 gegen den in die Jahre gekommenen Francois Botha. Auch Botha musste sich nach elf Runden gegen den überlegenen Takam geschlagen geben. Nach zwei weiteren Siegen stieg Takam am 24. Mai 2013 gegen Michael Grant in den Ring. Grant, der Ende der 90er-Jahre als eines der besten US-amerikanischen Talente galt, hatte – wie auch schon Botha – seinen Box-Zenit weit überschritten. Takam gewann durch TKO in der achten Runde und konnte den unbedeutenden WM-Gürtel der World Boxing Federation gewinnen.

Nach einem weiteren Kampf traf Takam am 18. Januar 2014 auf den in 20 Kämpfen ungeschlagenen Kubaner Mike Perez. Es ging um den Nordamerikanischen Meistertitel nach Version WBC. Nach einem ausgeglichenen Kampf über zehn Runden trennten sich beide Kämpfer mit einem Unentschieden. Den WBC Silver-Heavyweight-Championship konnte sich Carlos Takam am 6. Juni 2014 sichern. Abermals gegen einen Veteranen des Boxsports, besiegte er Tony Thompson einstimmig nach Punkten.

Seine erste Titelverteidigung führte Takam am 24. Oktober 2014 gegen den ehemaligen WBA-Weltmeister im Schwergewicht, Alexander Povetkin. Sie trafen in Moskau aufeinander und zeigten einen sehr guten Schwergewichtskampf, den Takam allerdings in der zehnten Runde – erstmals durch KO – verlor. Nach drei weiteren Siegen im Jahr 2015 kämpfte er am 21. Mai 2016 in einem IBF-Eliminator-Kampf gegen Joseph Parker. Der 16 Zentimeter größere Parker nutzte seinen Reichweitenvorteil geschickt, dominierte weite Teile des Kampfes und siegte einstimmig nach Punkten. Dennoch bekam Takam gleich im nächsten Fight wieder die Chance auf einen Titelgürtel. Der vakante IBF-Intercontinental-Titel stand gegen Macin Rekowski auf dem Spiel. Takam hatte keine Mühe mit seinem Gegner und gewann in der vierten Runde durch KO.

Seinen bis dato letzten Kampf bestritt Takam am 17. Juni 2017. Er gewann durch KO gegen den Kroaten Ivica Bacurin in Runde zwei. Die IBF führt Takam in ihrer Rangliste auf Position drei. Das WBC führt ihn auf Platz fünf und die WBO listet ihn auf Position zwölf in ihrem Ranking.

Carlos Takam über den Kampf gegen Joshua 28 10 2017

Carlos Takam (36)

Carlos Takam
Foto: MG RTL D

Carlos Takam: „Ich kann nicht genau sagen, ob ich aufgeregt, erfreut, gestresst oder verwirrt bin bezüglich des Kampfes. Ich weiß nur eines ganz genau: Ich bin bereit und es wird ein harter Fight für Joshua. AJ ist ein guter Boxer und er mag Gegner, die nach vorne gehen, so geht es mir auch. Ich glaube an mich und ich komme immer, um zu gewinnen, ich denke nicht ans Verlieren. Ich bin ein Gewinner und mag es zu gewinnen, verlieren ist nicht meins. Mir ist es egal wo und vor wie vielen Leuten ich boxe, ich habe in Rußland, Kanada und Neuseeland geboxt, die 80.000 im Stadion machen mich nicht nervös. Wir sind zusammen im Ring und es geht nur um ihn und um mich!“

Der Kampf wird weltweit übertragen, in Deutschland ist RTL live ab 23:10 Uhr dabei. Moderator ist Florian König, der in der Formel 1 an diesem Wochenende (GP Mexiko) von Anna Fleischhauer vertreten wird. Kommentator ist Stefan Fuckert, die Interviews am Ring führt Laura Wontorra.