Ausstellung „Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler“

Mit modernem Medieneinsatz und über 100 originalen Denkmälern, die das Berliner  Stadtbild seit dem 18. Jahrhundert prägten, zeitweise in Depots verschwanden oder gar vergraben wurden, wird die Ausstellung »Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler«deutsche Geschichte erzählen. Berliner Denkmalkonzepte in den verschiedenen Phasen deutscher Geschichte werden aufgezeigt, in einer digitalen Denkmalkarte der Wandel der Berliner Denkmallandschaft dokumentiert. So wird es zum Beispiel als Zeugnisse der Denkmalkultur des Kaiserreiches die erhaltenen Standbilder und Büsten der ehemaligen Siegesallee zu sehen geben. Das Denkmal für die Gefallenen Eisenbahner von Emil Cauer wird die Denkmalkultur der Weimarer Republik in Erinnerung rufen. Die Denkmalkonzepte des Nationalsozialismus werden ebenso beleuchtet wie die Erinnerungskulturen, die sich in den beiden deutschen Staaten nach Ende des Zweiten Weltkrieges entwickelten.

Auch der Umgang mit den Denkmälern der DDR-Zeit nach dem Fall der Mauer wird thematisiert. Im Rahmen dieses Ausstellungsabschnittes wird u. a. ein Fragment des granitenen Lenin-Denkmals von Nikolai Tomski gezeigt, das den Leninplatz, den heutigen Platz der Vereinten Nationen, prägte, 1991 abgebaut und schließlich im Köpenicker Forst vergraben wurde. In Vorbereitung seiner Präsentation in der Ausstellung »Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler« wurde der Kopf der Lenin-Statue geborgen und am 10. September 2015 vom Köpenicker Forst zur Zitadelle Spandau transportiert. Seine Ankunft auf der Zitadelle markiert einen wesentlichen Schritt in Richtung Ausstellungsrealisierung.

Ausstellung „Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler“

DeGe Hanke Lenin

Schauplatz der Ausstellung werden zwei den Innenhof der Zitadelle beherrschende Gebäude der Geschichtsinsel Zitadelle sein, das ehemalige Proviantmagazin und das klassizistische Kasernengebäude. Das ehemalige Proviantmagazin wird zu diesem Zweck aufwendig restauriert. Es eignet sich aufgrund seiner Deckenhöhe von über acht Metern für die Präsentation der in der Ausstellung »Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler« gezeigten Monumente, die mit Eröffnung der Schau erstmals wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Das Erdgeschoss der Alten Kaserne dagegen wird zum Ort, an dem die Wirkungsgeschichte und die Debatten um die verschiedenen Denkmäler nachgezeichnet und aktuelle Denkmalentwürfe vorgestellt werden.

Mit rund 14 Millionen Euro wird die Herrichtung der beiden Gebäude und die Einrichtung der Ausstellung »Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler« aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und der Lotto Stiftung Berlin gefördert. Träger des Projekts ist das Bezirksamt Spandau von Berlin.

Die Zielsetzung der Ausstellung „Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler“ widmet sich als kulturhistorische Ausstellung politischen Denkmälern, die das Berliner Stadtbild seit dem 18. Jahrhundert prägten. Die in der Ausstellung präsentierte digitale Denkmalkarte Berlins wird verdeutlichen:
Kaum ein Denkmal befindet sich noch an dem Ort, für den es ursprünglich geplant worden war. Zahlreiche Denkmäler wurden umgesetzt, abgerissen, in Depots abgestellt oder sogar vergraben. Rund 100 Denkmäler, die im Laufe der Geschichte aus dem Berliner Stadtbild verschwunden sind, werden mit der Ausstellung der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. Anhand dieser Denkmäler, die als Zeichen politischer Herrschaft, ideologischer Legitimation oder als Orte des Gedenkens errichtet wurden, werden die Denkmalkonzepte der unterschiedlichen Epochen vorgestellt und deutsche Geschichte veranschaulicht. Damit möchte die Ausstellung, die sich an Berlinbesucher ebenso wie an Berlinerinnen und Berliner richtet, einen Beitrag zur politischen Aufklärung leisten. Gezeigt wird die Ausstellung im ehemaligen Proviantmagazin und im klassizistischen Kasernengebäude, die mit EFRE-Mitteln und mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin aufwendig saniert werden. Sie wird barrierefrei zugänglich sein und ist insbesondere auch für Blinde und eingeschränkt Sehende konzipiert.

Das umfangreichste Objekt der Ausstellung: Die Siegesallee Das Denkmalensemble der Siegesallee ist mit über 60 erhalten gebliebenen
Standbildern und Büsten das umfangreichste Objekt der Ausstellung und wird zwei Hallen des ehemaligen Proviantmagazins füllen. Die Denkmäler, von 1898 bis 1901 auf Initiative Kaiser Wilhelms II. für Berlin geschaffen und im Tiergarten zwischen Kemperplatz und Reichstag aufgestellt, haben eine bewegte Geschichte hinter sich. Sie wurden 1938 für die Speer-Planungen für die Reichshauptstadt »Germania« in die Große Sternallee versetzt, im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, 1950 am Schloss Bellevue abgestellt und 1954 dort vergraben. Mit der Wiederentdeckung der »Berliner Bildhauerschule« wurden sie 1978 wieder zu Tage gefördert, im Lapidarium am Landwehrkanal aufgestellt und nach dessen Verkauf 2009 auf die Zitadelle gebracht.

Der Kopf des Lenin-Denkmals – ein zentrales Exponat der Ausstellung „Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler“

Die Denkmäler werden als historische Zeugnisse gezeigt Denkmäler sind Zeugen der Vergangenheit. Die ausgestellten Denkmäler werden
nicht rekonstruiert, sondern im vorgefundenen Zustand konserviert. So werden sie ihre eigene Geschichte ohne Pathos zeigen. Ihr jeweiliger Werdegang wird mit historischen Dokumenten sowie modernem Medieneinsatz erzählt. Auf diese Weise regt die Ausstellung zur Auseinandersetzung mit Geschichte an. Davon, dass die Geschichte von Denkmälern zur Reflexion der Vergangenheit führt, zeugt nicht zuletzt die bereits weit im Vorfeld der Eröffnung kontrovers geführte Debatte um die Präsentation des Kopfes von Nikolai Tomskis Lenin-Denkmal in der Ausstellung. In diesem Sinne ist der Kopf des Lenin-Denkmals ein zentrales Exponat der Ausstellung.

Am 7. November 1968, dem 51. Jahrestag der Oktoberrevolution, wurde der Grundstein für das »Freund des deutschen Volkes«-Denkmal auf dem Lenin-Platz am Rande des Volksparks Friedrichshain gelegt. Nikolai Tomski, Präsident der Akademie der Künste der UdSSR, schuf das 19 Meter hohe Monument aus ukrainischem Granit. Die Enthüllung fand am 19. April 1970 im Rahmen einer Großkundgebung statt, drei Tage vor dem 100. Geburtstag Lenins. Gewidmet war das Denkmal sowohl dem Revolutionär und Begründer der Sowjetunion als auch der deutsch-sowjetischen Freundschaft.

Nach der friedlichen Revolution und dem Fall der Berliner Mauer 1989 wurde der Marxismus-Leninismus als obsolet betrachtet und das Lenin-Denkmal politisch unliebsam. Deshalb wurde auf Senatsebene im Oktober 1991 die Abtragung des Denkmals vorangetrieben. Begleitet von zahlreichen Protesten aus der Bevölkerung gegen den Abriss und für die Erhaltung begann am 8. November 1991 die Demontage. Am 13. November erfolgte der Abbau des Kopfes des Denkmals. Die Bilder gingen um die Welt und wurden im Film »Good bye, Lenin!« verarbeitet. Doch gestaltete sich der Abbau schwieriger als geplant. Zwei Firmen waren bis Anfang Februar mit der Entfernung des Denkmals aus dem öffentlichen Stadtbild beschäftigt. Mit der Löschung aus der Denkmalliste ging der Denkmalstatus offiziell am 10. Januar 1992 verloren. Die über 110 Granitblöcke des Denkmals wurden im Müggelheimer Forst gelagert und 1992 mit Kies und Erde zugeschüttet, um Vandalismus zu verhindern.