Ein besonderes Jubiläums-Interview zum 200. Grand Prix: RTL-Experte Niki Lauda hat mit dem Mercedes-Piloten Lewis Hamilton über die Situation in der Formel 1 gesprochen. Ein Gespräch zwischen zwei sehr unterschiedlichen Typen, die sich besonders schätzen. Ein Gespräch auch zwischen dem Mercedes-Teamaufsichtsratschef und seinem britischen Angestellten. RTL zeigt das Interview am Sonntag, 27.8., ab 13.00 Uhr im Countdown zum Großen Preis von Belgien.
Zu Beginn blickt Lewis Hamilton auf das Idol seiner Jugend zurück: „Als ich angefangen und selbst Formel 1 geschaut habe, wollte ich so gut sein wie Ayrton Senna. Ich wollte immer dahin, wo Ayrton war, er war mein Vorbild, denn er ist ein großartiger Fahrer und er hat so viel erreicht. Dann war ich selbst so gut, was schon unvorstellbar ist. Und dann geht es darum weiterzumachen. Aber Rekorde sind nicht das, was ich mir unbedingt als Ziel gesetzt habe. Ich will einfach, dass wenn der Tag kommt, an dem ich einmal aufhören werde, zufrieden damit sein kann, hier einer der besten gewesen zu sein.“
Hamilton dann über das Duell mit Nico Rosberg im Vorjahr: „Wenn du innerhalb eines Teams kämpfst, ist es wie ein Hurricane in einer Teetasse. Wir sind auch nur Menschen und deshalb will auch jeder für sich gewinnen.“ Für ihn sei es nun leichter, mit Sebastian Vettel einen Kontrahenten zu haben, der für ein anderes Team fährt: „Für mich persönlich ist es aufregend und spannend, gegen ein anderes Team zu kämpfen. Ich denke, es bringt das Team näher zusammen, wenn es gegen ein anderes Team kämpft.“
Von Lauda auf den Rempler von Sebastian Vettel in Baku angesprochen, sagt Hamilton: „Für mich war es eine sehr respektloses Zeichen, was es zuvor noch nicht zwischen uns gegeben hat. Aber du vergisst das und denkst dir: ich werde dich auf der Rennstrecke zerstören, denn das stärkste, was ich habe, ist meine Schnelligkeit. Du musst das realisieren, um mit deiner größten Stärke zuschlagen zu können. Aber wenn du diese negative Erfahrung auf deinen Schultern lastet, ist es nur ein zusätzliches Gewicht für dich. Ich denke, er hat es noch in seinem Kopf, aber ich nicht mehr.“
Niki Lauda will von seinem Schützling mehr wissen über sein Partylebe: „Es gibt viele Fahrer, manche arbeiten Tag und Nacht. Du bist der James Hunt für mich. Ich selbst war der Arbeiter. Hunt hatte mehr Frauen als ich, ich hatte weniger Spaß als er und du bist in der Hinsicht gleich“, sagt Niki und fragt Hamilton, ob er dabei all seine Probleme vergessen kann? Lewis Hamilton: „Es ist nicht so, dass ich nicht arbeite, ich stehe in ständigem Kontakt mit den Ingenieuren. Ich brauche eine Balance, ich muss leben, ich muss mich mit Freunden treffen und Freude in anderen Dingen finden. Und wenn ich dann mit freiem Kopf zum Rennen komme, dann bin ich in meiner persönlichen Bestform und am schnellsten.“
Ob er denn immer wisse, wann es an der Zeit sei, aufzuhören?, fragt Lauda nach. Hamilton darauf: „Ja, da muss man auf sein Herz hören. Wann etwas nicht gut für dich ist und du aufhören musst.“
Lewis Hamilton auf die Frage, ob die heutigen Boliden ihm den ausreichenden Kick geben: „Ich mag die vorherigen Generationen. Ich mag ein manuelles Getriebe, es ist eine größere Herausforderung. Diese Tiptronics, die wir haben, ich mag sie nicht. Der Sicherheitsstand ist schon sehr gut heutzutage. Ich nehme meinen Glücksrausch aus „Wow Things“, aufregenden Dingen wie Rockclimbing, Motorrädern usw. Wir müssen es alles sicher halten, aber da sollte trotzdem immer dieses gefährliche Element enthalten sein. Denn wenn du gerade in dem Rennen bist, denkst du nicht an die Gefahr. Das unterscheidet uns von Leuten, die keine Rennen fahren. Ich wünschte wir hätten die Geschwindigkeit der jetzigen Autos mit der Optik der vorherigen Generationen.“
Niki Lauda gibt Lewis Hamilton dann zu verstehen, dass er ihn für den besten Rennfahrer hält und fragt, ob er das auch so sehe? Lewis Hamilton: „Ich denke, heute bin ich in meiner Bestform im Vergleich zu den vorherigen Jahren. Ich fühle mich mehr „allrounded“ als vorher. Wir Rennfahrer müssen alle glauben, dass wir selbst der Beste sind. Du brauchst diesen Glauben und dieses Vertrauen in dich selbst.“
Abschließend schaut Lewis noch ein wenig über den Tellerrand hinaus und spekuliert über sein Leben nach der Formel 1: „Ich versuche alles auszuprobieren um zu gucken, ob es etwas ist, das ich mag und ob es etwas ist, in dem ich gut bin. Ich liebe die Musik. Ich liebe es, Konzerte zu besuchen, verschiedene Künstler zu treffen, kreative Menschen kennenzulernen. Mein Ziel ist es, dass wenn ich irgendwann aufhöre, nicht einfach komplett zu verschwinden. Ich hoffe, es wird nicht so ein Desaster, wenn ich wiederkomme und dann etwas anderes mache.“
Niki Lauda Interview mit Lewis Hamilton zum 200. Grand Prix
F1-Experte Niki Lauda und Lewis Hamilton
Foto: MG RTL D