Ausstellung „FRAUENSACHE. Wie Brandenburg Preußen wurde“

2015 jährt sich zum 600. Mal die Übertragung der Mark Brandenburg an die Hohenzollern Sie bestimmten bis 1918 die Geschicke Berlins, der Region und Deutschlands. Außerdem feiert Elisabeth Christine (1715-1797), die preußische Königin aus dem Haus Braunschweig-Wolfenbüttel, in diesem Jahr ihren 300. Geburtstag. Beide Jubiläen sind für die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) Anlass, die Geschichte dieser Dynastie in ihrer Ausstellung „FRAUENSACHE. Wie Brandenburg Preußen wurde“ anders und neu zu betrachten: mit Blick auf die Frauen. Denn trotz aller Debatten um Gleichberechtigung, Frauen in Führungspositionen und Vereinbarkeit von Familie und Beruf – in historischen Ausstellungen über die Geschichte von Staaten und Dynastien stehen bis heute die männlichen Herrscher und ihre Taten im Mittelpunkt. Bedenkt man aber, dass Dynastien immer Familienverbände sind, wird ohne die Frauen nur die halbe Geschichte erzählt.Frauensache 11

 

300 Exponate von mehr als 60 Leihgebern vermitteln einen Eindruck vom Wirken der Hohenzollern-Frauen in Politik, Kultur und Gesellschaft seit dem 15. Jahrhundert. Unter den Leihgaben befinden sich so kostbare Objekte wie das Relief von einer Brauttruhe aus dem Umkreis Andrea Mantegnas (1431-1506) oder der Krönungsmantel von Kaiserin Augusta (1811-1890). Gemälde, Skulpturen und Dokumente vervollständigen das Bild einer Dynastie, zu deren Aufstieg die Kurfürstinnen, Königinnen und Kaiserinnen erheblich beigetragen haben.

Die Ausstellung ist in fünf Themenbereiche gegliedert, die in fünf Räumen präsentiert werden. Der erste Bereich in Raum 1 beschäftigt sich mit den „Wegmarken“ und zeichnet markante Höhepunkte, Umbrüche und Krisenzeiten der Hohenzollerndynastie von 1415 bis 1918 nach.

Im zweiten Raum geht es um Heiratspolitik: Traditionell gehörte es zu den Aufgaben der fürstlichen Frauen, die Ehen ihrer Töchter zu arrangieren. Dies war allerdings keine unpolitische „Privatsache“. Vielmehr war die Verheiratung der Töchter zwischen Fürstenfamilien die Grundlage des Netzwerkes, in dem dynastische Politik betrieben wurde. Friedensverträge wurden bekräftigt, Allianzen besiegelt und – nicht zuletzt – Erbansprüche erworben. So geht die Ausstellung im Raum „Netzwerke“ der Frage nach dem Auf und Ab der Beziehungen zwischen den Hohenzollern und den verschiedenen Fürstenfamilien Europas nach.Frauensache 2

 

Als Ehefrauen der einen und Töchter der anderen Familie waren es die Frauen, die mit ihrer „interkulturellen Kompetenz“ die europäischen Höfe durch gezieltes Briefeschreiben oder den Austausch von Geschenken miteinander verbanden. Diese Rolle verschaffte den Frauen Spielräume am Hof. Im Lauf ihres Lebens nahmen sie verschiedene Positionen ein, die unterschiedliche Möglichkeiten boten. Der Themenbereich „Spielräume“ in Raum 3 verfolgt die Stationen eines typischen Fürstinnenlebens von der Tochter, der Mutter und Königin bis hin zur Witwe. Zudem wird nach den Störfaktoren in diesem sensiblen Gefüge gefragt: Was geschah, wenn eine Frau zwischen der Loyalität zu ihrem Vater und ihrem Ehemann wählen musste? Diese Rollen der Frauen auf der „Bühne“ des Hofes lassen sich mit einzigartigen Kleidungsstücken vor Augen führen. Jede Rolle bedurfte eines „Kostüms“. Die Kleider stehen nicht für modische Raffinesse, sondern für die Amt, Würde und Macht der Frauen.Frauensache

 

Um „Geschichtsbilder“ geht es im vierten Raum, dessen Exponate dokumentieren, warum die Frauen der Hohenzollern in der Geschichtsschreibung in Vergessenheit geraten sind, während der fünfte Raum jene durch Frauen ermöglichten „Weichenstellungen“ vorstellt, die aus Brandenburg Preußen werden ließen. So ist etwa die geographisch markante Form Preußens, seine enorme West-Ost-Ausdehnung vom Rhein bis ins Baltikum, auf Kurfürstin Anna (1576-1625) zurückzuführen. Indem sie ihre Erbansprüche mit großem Engagement durchsetzte, gelangte das Herzogtum Preußen ebenso an Brandenburg wie Kleve am Niederrhein. Dadurch verdoppelte sich nahezu das Territorium des Kurfürstentums Brandenburg.

Mit „FRAUENSACHE. Wie Brandenburg Preußen wurde“ vollzieht die SPSG nicht nur den längst überfälligen Perspektivwechsel auf die Geschichte der Dynastie der Hohenzollern. Die durch zwei wissenschaftliche Tagungen vorbereitete Ausstellung sowie die Beiträge im Begleitband sind zugleich Anstoß für die Forschung, die zukünftig weitere historische, kulturgeschichtliche und kunsthistorische Erkenntnisse zutage fördern wird.FRAUENSACHE-plakat-04-small

 

Ausstellung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg „FRAUENSACHE. Wie Brandenburg Preußen wurde“ 22. August bis 22. November 2015

Schloss Charlottenburg, Theaterbau, Spandauer Damm 10, 14059 Berlin