Mit 112 Länderspielen gehört Lisa Thomsen (Libero) zu den ganz erfahrenen Spielerinnen, die aktuell in der Volleyball Bundesliga spielen. Genau das könnte am 28. Februar (live bei SPORT1, Spielbeginn: 14.05 Uhr) von Vorteil sein. Denn in der 12.500 Zuschauer fassenden SAP Arena in Mannheim will die 30-Jährige mit dem recht jungen Team von Allianz MTV Stuttgart den DVV-Pokal holen. Wie Thomsen die Chancen sieht, gegen den Dresdner SC zu bestehen, verrät sie im Interview.
Frau Thomsen, Sie sind schon ganz schön herumgekommen in Ihrer Volleyballkarriere. Sie begannen Ihre Laufbahn in Marl, Schwerte und Sinsheim. Später spielten Sie für Leverkusen, Münster und Schwerin, ehe 2013 der Wechsel nach Baku (Aserbaidschan) folgte. Seit November letzten Jahres stehen Sie in Stuttgart unter Vertrag. Woran lag es, dass Sie zurück nach Deutschland gekommen sind?
Lisa Thomsen: Nach der Europameisterschaft in den Niederlanden und in Belgien hatte ich noch keinen neuen Verein gefunden. In Baku schien die wirtschaftliche Lage nicht mehr ganz so gut zu sein. So hatte ich zunächst Schwierigkeiten, einen Verein zu finden. Ich habe mich dann individuell fit gehalten, bis die Anfrage aus Stuttgart kam. Beim Allianz MTV Stuttgart konnte ich helfen und außerdem die nötige Form für die Olympia-Qualifikation finden. Insofern war das Angebot für mich eine super Möglichkeit.
Es läuft für Ihr Team ganz gut. Europäisch sind Sie noch im Geschäft (in der Challenge Round des CEV Cups), in der Volleyball Bundesliga stehen Sie aktuell auf Rang vier der Tabelle und im Pokal haben Sie das Finale erreicht. Haben Sie sich die Saison so vorgestellt?
Thomsen: Ehrlich gesagt läuft es viel besser als ich zuvor gedacht hatte. Ich selbst hatte auch ein paar Zweifel. Bevor ich nach Stuttgart kam, hatte ich länger nicht gespielt und ich kannte natürlich auch meine Mitspielerinnen noch nicht. Doch wir haben uns gleich im ersten Spiel von mir im Pokal gegen Schwerin in einen regelrechten Rausch gespielt und auch danach sehr gute Spiele gezeigt. Aber die Dreifachbelastung – Europapokal, Bundesliga und DVV-Pokal – ist insgesamt sehr anstrengend. Insofern hat die Bundesliga-Pause über Weihnachten und Neujahr dem Team insgesamt gutgetan. Jetzt geht es weiter. Zwar bin ich froh, wie es bislang gelaufen ist. Doch wir haben in dieser Saison auch noch nichts erreicht. Das soll sich ändern!
Apropos ändern – am 28. Februar steht das DVV-Pokalfinale auf dem Programm. Der Gegner ist der Deutsche Meister aus Dresden. Welche Chancen rechnen Sie sich aus?
Thomsen: Das ist ein Spiel auf Augenhöhe, ohne einen echten Favoriten. In der Volleyball Bundesliga haben wir einmal gegen Dresden verloren und einmal gegen Dresden gewonnen. Das zeigt, wie die Chancen stehen: nämlich 50:50. Ich glaube, in Mannheim wird die Tagesform entscheiden. Doch wir werden im Training alles daran setzen, um uns in der SAP Arena den Pokal zu holen.
Sie selbst haben den DVV-Pokal schon zweimal mit Schwerin gewonnen. Was war das für ein Gefühl?
Thomsen: Den Pokal zu gewinnen, ist ein unglaublich schönes Gefühl. Bei mir fiel das damals in die Zeit beim Schweriner SC. Wir hatten 2012 und 2013 zwei sehr erfolgreiche Jahre, in denen wir das Double gewinnen konnten. Gerade mein erster Pokalsieg war eine ganz besondere Sache. Ich habe in der Saison eine gute Rolle gespielt und dann war es natürlich ein unglaubliches Erlebnis, in Halle/Westfalen vor so vielen Zuschauern zu spielen. Für mich ging damals ein großer Traum in Erfüllung, an den ich gerne zurückdenke.
In diesem Jahr wird das Finale zum ersten Mal in Mannheim ausgetragen. Das liegt wie Stuttgart in Baden-Württemberg. Ist die Motivation vor heimischer Kulisse besonders groß?
Thomsen: Ob das wirklich ein echtes Heimspiel wird, muss sich erst noch zeigen. Ich habe gehört, die Dresdner Fans werden sogar extra mit einem Sonderzug nach Mannheim reisen. Die werden sicher ihre Mannschaft auch kräftig unterstützen. Außerdem ist die SAP Arena für alle Finalteilnehmer neu, da hat niemand Vorteile. Insofern würde ich eher von einem neutralen Terrain sprechen.
Mit 112 Länderspielen bringen Sie eine Menge Erfahrung mit. Inwiefern kann Ihr Team in einem wichtigen Spiel, wie in Mannheim, davon profitieren?
Thomsen: Ich versuche natürlich immer, meine Routine an die anderen Mädels weiterzugeben. Ich erzähle beispielsweise, wie es ist, vor so vielen Zuschauern zu spielen. Und ich versuche, Sicherheit und Ruhe auszustrahlen. Aber man sollte die mentale Stärke unseres Teams nicht unterschätzen. Da sind einige Spielerinnen dabei, die es gewohnt sind, Länderspiele zu bestreiten oder vor einer großen Kulisse anzutreten. Auch wenn wir eine junge Mannschaft sind, werden wir für den 28. Februar gerüstet sein. Ich selbst bin sicher trotz der Erfahrung auch ein wenig nervös. Das sorgt dafür, dass ich fokussiert bin.
Foto: Lisa Thomsen ist Libero beim Allianz MTV Stuttgart und in der Nationalmannschaft (Quelle: Tom Bloch, www.tombloch.de)