Ende April 2024 eröffnete in den Potsdamer Platz Arkaden ein besonderer Second-Hand-Laden: ein Promi-Second-Hand-Laden namens Second Hand in The City Club. Das Konzept ist nicht neu, doch was macht diesen Laden so besonders? Es gibt dort auch tolle Charity-Aktionen. Bunte Ballons und eine Tombola lockten die Besucher. Zu gewinnen gab es 1500 Euro, aufgeteilt in 20-Euro-Gutscheine, die im Einkaufszentrum „The Playce“ eingelöst werden konnten, sowie weitere Sachpreise und Gutscheine.
Die PR- und Medienexpertin Ekaterina Inashvili hat ein neues Konzept entwickelt, wie sie mit vorhandenen Ressourcen und wenig Mitteln der Gesellschaft nachhaltig helfen kann. DG-News besuchte den Promi-Second-Hand-Laden im Einkaufszentrum „The Playce“ während der Übergabe des Charity Erlöses der Kleiderspenden des Autors Wladimir Kaminer an ukrainische Flüchtlinge.
DG-News: Ekaterina, wie bist du auf die Idee gekommen, sich mit einem Promi-Charity-Shop selbstständig zu machen?
Ekaterina Inashvili: Ich sehe meine Selbstständigkeit nicht als Arbeit, sondern als Selbstverständlichkeit. Es ist wichtig, Projekte zu initiieren, die der Mehrheit helfen. Jede Krise braucht neue Wege und Lösungen. Die Gesellschaft redet viel über Nachhaltigkeit und Armutsprobleme, doch oft werden nur Steuermittel abgegriffen und am Ende organisiert man One-Man-Show-Events, bei denen sich jeder selbst feiert. Für mich steht der Mensch im Vordergrund, egal ob klein, männlich/weiblich, Ausländer oder arm. Ich will in meiner Arbeitszeit frei sein und helfen, wo ich kann.
DG-News: Wie funktioniert deine Initiative und die Hilfe?
Ekaterina Inashvili: In einem Land, in dem alles teurer wird und immer mehr staatlich gesteuert ist, will ich mit den Ressourcen der Kleidung den Druck in der Gesellschaft mindern. Bei uns im Laden können Kunden kostenlos Sachen spenden, tauschen oder für einen guten Zweck erwerben. Mit dem Tauschen gebe ich der Ware wieder einen Wert und baue eine feste Kundenbindung auf. Eine aktive Community und Kundenbindung sind wichtig in einer Zeit, in der alle gewohnt sind, alles billig online zu bestellen.
Seit Ende April haben wir aus nicht so viel Ware in der Community gesammelt, dass Kleidung im Wert von 15.475 Euro kostenlos getauscht wurde. Alles Sachen, die sonst entsorgt worden wären. Mit dem Tauschen sparen Menschen Geld und können es in der Umgebung ausgeben. Mein Konzept hilft nicht nur den Menschen, sondern auch der lokalen Wirtschaft. Zusätzlich spenden wir das Geld an Organisationen, die unsere Promi-Partner empfehlen. Bei der ersten Kooperation mit der Blue Man Group gingen 1500 Euro an den Caritas-Foodtruck. Aktuell haben wir mit Wladimir Kaminer 1500 Euro plus 3000 Euro in Gutscheinen und Sachspenden für ukrainische Flüchtlinge gesammelt. Wir arbeiten auch mit der Frauen Handballmannschaft der Spreefüxxe zusammen, und der Erlös wird an das Sonnenhof Kinderhospiz gehen.
DG-News: Das ist ja unglaublich, mit welchen Promis ihr bis jetzt zusammengearbeitet habt. Sie haben ja auch jahrelang in der Event- und Medienlandschaft gearbeitet. Vom roten Teppich ins Second-Hand-Business – wie kam der Wechsel?
Ekaterina Inashvili: Ich würde nicht von einem Wechsel sprechen. Auch heute gehe ich noch auf einige große Veranstaltungen. Meine Interessen haben sich über die Jahre verändert, ich bin reifer geworden. Wichtige Menschen findet man nicht auf kleinen Partys. Second-Hand oder karitative Arbeit liegt mir schon seit meiner Kindheit im Blut. 1990 hat der griechische Schauspieler Konstantinos „Kostas“ Papanastasiou von der „Lindenstraße“ humanitäre Hilfe für Georgien organisiert, wo meine Mutter ihm geholfen hat. Ich habe mit fünf Jahren an Waisenkinder Spielzeug, Klamotten und Süßigkeiten verteilt. Grundsätzlich bin ich erzogen worden, immer zu helfen oder zu teilen. Es war für mich eine prägende Zeit, nach dem Zerfall der Sowjetunion im Bürgerkrieg die Armut zu erleben.
DG-News: Bei so vielen Initiativen, die Sie unterstützen und Menschen helfen, wie können Sie so einen Laden finanzieren?
Ekaterina Inashvili: Ich mache Marketingkonzepte für Win-Win-Kooperationen. Ich habe Ideen und ein großes Netzwerk, das kann nur funktionieren, wenn alle Parteien bereit sind, ihre Ressourcen kostenlos zur Verfügung zu stellen. Hier wird das Tauschen großgeschrieben: Raum, Zeit, Klamotten, Ideen – alles findet auf ehrenamtlicher Basis statt. Ich habe das große Glück, beruflich immer das machen zu können, wo ich 100% dahinter stehe. Man braucht nicht viel Geld, um glücklich zu sein, man braucht ein großes Netzwerk, um das Glück miteinander zu teilen.
Interview und Fotos: Dmitrij Grebenschikow
DG-News
Promi-Second-Hand-Laden Charity-Aktion für ukrainische Flüchtlinge Video