Natalia Belitski in „Familie!“

Eine Patchwork-Familie und ein dunkles Geheimnis stehen im Mittelpunkt des Zweiteilers: Sternekoch Lennart (Jürgen Vogel) bringt durch die Geburt seines ersten Kindes zwar drei Generationen seiner Familie zusammen, aber sein Leben gerät aus dem Gleichgewicht. Als er nach einem Unfall im Koma liegt, kämpfen Mutter Lea (Iris Berben), Lebensgefährtin Mel (Anna Maria Mühe) und seine Affäre Nida (Natalia Belitski) um den Erhalt des Restaurants und der Familie. Lennart erscheinen im Koma verdrängte Bilder, mit denen er Lea konfrontiert, als er wieder aufwacht – doch sie blockt ab. Denn das Familiengeheimnis betrifft vor allem auch ihr Leben.

Familie, das sind wir alle. Familie ist gefährlich. In der Kindheit erfahrene emotionale Mängel wirken ein Leben lang nach. In keiner Form des engeren Zusammenlebens ist die Gefahr so groß, emotionale Blessuren davon zu tragen. Dabei soll Familie doch das Gegenteil bewirken, die Grundlage für Geborgenheit und Liebe bilden, das psychische Rüstzeug dafür liefern, das Leben bestehen zu können. Offenkundig gelten Bedeutung und damit auch die Fernseh-Attraktivität von Familie heute ungebrochen. Wenn sich soziale Milieus und tradierte Bindungen auflösen, soll der Ort von Herkunft und des Rückzugs vom Arbeitsleben die feste, sichere Instanz sein und bleiben. Bezeichnenderweise durchziehen alle fiktionalen Genres heute eher mehr als weniger familiäre Muster. Auch im Krimi sind die Täter eher Verwandte als Zufalls-Täter.

„Familie!“ ist sozusagen Familie pur. Der Zweiteiler knüpft auch an eine lange Tradition mehrteiliger „Familien“-Programme im ZDF an. Allerdings haben sich Familie und ihr mediales Bild seit den 90er Jahren sehr verändert. Neben die klassische Konstellation Vater-Mutter-Kinder sind andere familiäre Formen getreten. „Familie!“ zeigt in dem Sinne eine moderne Patchwork-Familie.

Lennart Behrwaldt (Jürgen Vogel) und Nida Litunaite (Natalie Belitski) tauschen auf der Arbeit zärtliche Berührungen aus. Was, wenn das Lennarts Lebensgefährtin erfährt?
Lennart Behrwaldt (Jürgen Vogel) und Nida Litunaite (Natalie Belitski) tauschen auf der Arbeit zärtliche Berührungen aus. Was, wenn das Lennarts Lebensgefährtin erfährt?

Foto: ZDF

Ein dramatisches Ereignis und ein Konflikt, die ein Leben lang nicht ausgesprochen wurden und damit nicht gelöst werden konnten, belasten die Familie Behrwaldt und stellen auch die Fragen nach der Identität und dem Selbstverständnis der Familienmitglieder. Und sorgen für viel Spannung! Mit Iris Berben, Jürgen Vogel, Anna Maria Mühe, Katharina Thalbach, Natalia Belitski und anderen ist unter der Regie von Dror Zahavi ein zweiteiliges publikumsattraktives Drama entstanden, das eine Vier-Generationen-Familie in einer ausgesprochen vielschichtigen Story fesselnd erzählt. Jeder Zuschauer wird sich in der einen oder anderen Person wieder erkennen können.

„Es ist leicht, über ein Königreich zu herrschen, aber schwer, die eigene Familie zu regieren“ – diese chinesische Weisheit bekommt Lennart Behrwaldt mit voller Härte zu spüren. Der Selfmademan und Sternekoch ist sein Leben lang gegen den Strom geschwommen und hat viel erreicht. Nun kommt sein erstes Kind zur Welt, wodurch die Familie zusammen und Lennarts Leben aus dem Takt gebracht wird. Plötzlich taucht seine Mutter, die renommierte Hamburger Anwältin Lea Behrwaldt, wieder auf. Lea, die Lennart alleine großgezogen hat, freut sich über Lennarts Entscheidung für ein klassisches Familienleben. Doch Lennart weiß nicht, ob er das überhaupt will. Liebt er Melanie, die Mutter seiner Tochter, oder Nida, mit der er eine Affäre hat? Melanie bringt ihren Sohn aus einer gescheiterten Beziehung mit und freut sich, nun eine zweite Chance auf Familienglück zu haben – nicht ahnend, dass Lennart ihr untreu ist. Während Lennart noch zwischen beiden Frauen schwankt, verlässt ihn Nida. Dann verliert er auch noch seinen Restaurant-Stern. In derselben Nacht verunglückt er schwer. Im künstlichen Koma liegend, erscheinen ihm verdrängte Bilder aus der Vergangenheit. Als Lennart wieder aufwacht, konfrontiert er seine Mutter mit den Erinnerungen, doch diese blockt ab. Wer ist er wirklich? Er bohrt nach und kommt einem dunklen Familiengeheimnis auf die Spur. Lennart muss sich entscheiden: Ist Blut wirklich dicker als Wasser?

Sendetermine ZDF

Montag, 10. und Mittwoch, 12. Oktober 2016 jeweils 20.15 Uhr