Dr. Ortrud Westheider übernahm Anfang des Monats die Leitung des neuen Potsdamer Kunstmuseums. Auf der Presse-Konferenz wurde sie durch den Stifter Prof. Hasso Plattner offiziell vorgestellt und gab einen ersten Ausblick auf Programm und Positionierung des neu gegründeten Museums.
Die Ausstellungen
Drei große Ausstellungen pro Jahr, die ihren Ausgang in der Kunstsammlung Hasso Plattners nehmen, plant Westheider für das Museum Barberini.
Zwei Schwerpunkten der Privatsammlung, dem Impressionismus und der Amerikanischen Moderne, widmet sie die ersten beiden Schauen.
Impressionismus wird auch zukünftig den Schwerpunkt der Ausstellungen des Museum Barberini bilden, das dennoch für alle Epochen der bildenden Kunst offen ist. Parallel stattfindende thematisch wechselnde Präsentationen des Bestandes der Sammlung der Hasso Plattner Förderstiftung, mit dem Fokus auf Kunst der DDR, bieten eine einzigartige Positionierung in der Museumslandschaft. Die dritte Ausstellung des Eröffnungsjahrs rückt daher diese Sammlung in den Fokus.
Die Ausstellungen des Museum Barberini entstehen in internationalen Kooperationen und unter Berücksichtigung von Attraktivität bei gleichzeitiger wissenschaftlicher Fundierung. „Mit Ausstellungen zu Frida Kahlo, Miró und Picasso sowie Themenausstellungen von der Antike bis zur Moderne hat Ortrud Westheider es immer wieder verstanden, ein Stück Kunstgeschichte lebendig werden zu lassen, neueste Forschung und publikumsnahes Vermitteln in Einklang zu bringen. Auf diese Erfahrungen kann das Museum Barberini bauen,“ betont Prof. Hasso Plattner, dessen Förderstiftung das Museum errichtet hat und als gemeinnützige GmbH unterhält.
Dr. Ortrud Westheider mit Blick auf das Museum Barberini von der Freundschaftsinsel aus.
Kulturelles Zentrum in Potsdams historischer Mitte
Die Rekonstruktion des Bürgerpalais aus dem 18. Jahrhundert und seine Eröffnung als Museum Barberini im Januar 2017 gibt Potsdam eine neue kulturtouristische Attraktion. Im Ensemble des rekonstruierten Alten Marktes mit der Nikolaikirche und dem Brandenburgischen Landtag im wiederaufgebauten Stadtschloss wird das Museum Barberini Potsdams historische Mitte durch Kunst bereichern. Geschichte, Wissenschaft und Kultur sind dort mit dem Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, dem Potsdam Museum, dem Filmmuseum und dem Wissenschaftsforum präsent. Ortrud Westheider fasziniert die Vervollständigung durch das rekonstruierte Palais: „Das Museum Barberini ist ein idealer Ort, um Malerei zu präsentieren und sie Menschen mit ihrem emanzipatorischen Potenzial nahezubringen. Die Sammlung Hasso Plattners ist eine großartige Entdeckung und Ausgangspunkt für zahlreiche Ausstellungsprojekte. Potsdams historische Mitte und die Aufbruchsstimmung in der Stadt bilden ein einzigartiges Umfeld dafür.“
Sammlungspräsentationen
Die Ausstellungen des Museums Barberini werden durch wechselnde thematisch fokussierte Sammlungspräsentationen begleitet, die im Rhythmus der Ausstellungen drei Mal jährlich wechseln. Zur Eröffnung gewährt die Sammlung Einblick in die Entwicklung des Impressionismus in Deutschland bei Max Liebermann (1847–1935) und seine Rezeption im Expressionismus bei Emil Nolde (1867–1956). Der französische Postimpressionismus und Fauvismus sowie Meisterwerke von Edvard Munch (1863–1944), Wassily Kandinsky (1866–1944), Sam Francis (1923–1994) und Gerhard Richter (*1932) ergänzen die Erstpräsentation des Museums. Ein monographischer Raum mit Werken von Wolfgang Mattheuer (1927–2004) – im Zusammenhang mit der dauerhaften Präsentation der Skulptur Jahrhundertschritt (1984–1985) im Garten des Museum Barberini – und eine Galerie mit Positionen der Kunst aus der DDR geben erste Einblicke in die künftige Arbeit des Museums mit der Sammlung der Hasso Plattner Förderstiftung.
Zum Auftakt beschäftigt sich zudem ein Raum mit dem italienischen Vorbild des Vorgängerbaus des Palais Barberini – dem Pallazzo Barberini in Rom – und der Geschichte des Palais Barberini in Potsdam, seinem Erbauer Friedrich II. im 18. Jahrhundert bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg.
Der Stifter
Als Gründer und langjähriger Leiter des Softwareunternehmens SAP ist Hasso Plattner einer der profiliertesten deutschen Unternehmer und einer der wenigen Entrepreneure mit Weltgeltung. Als Mäzen fördert er seit vielen Jahren die deutsche und internationale Wissenschaft. Zu seinen bekanntesten Stiftungen gehören das Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik an der Universität Potsdam und das Hasso Plattner Institute of Design an der US-amerikanischen Eliteuniversität Stanford.
Seine Leidenschaft für Kunst war dagegen in der Öffentlichkeit bisher weniger bekannt. Parallel zu seiner unternehmerischen Tätigkeit trug Plattner in den vergangenen Jahrzehnten fast unbemerkt eine der geschlossensten Sammlungen von Landschaftsdarstellungen des französischen Impressionismus zusammen. Dazu gehören eine große Zahl bedeutender Werke von Claude Monet (1840–1926), Pierre-Auguste Renoir (1841–1919), Gustave Caillebotte (1848–1894), Camille Pissarro (1830–1903) und Alfred Sisley (1839–1899).
Die Eröffnungsausstellung
Die Privatsammlung steht im Sinne des Ausstellungskonzepts Westheiders im Zentrum der Ausstellung Impressionismus. Die Kunst der Landschaft, mit der das Museum Barberini am 23. Januar kommenden Jahres seinen Betrieb aufnehmen wird. Die Ausstellung zeigt bis zum 28. Mai 2017 erstmals Werke der Privatsammlung Plattners, deren Fokus auf der impressionistischen Landschaft liegt.
Ergänzt wird die Schau durch Leihgaben aus Museumssammlungen wie dem Denver Art Museum oder dem Israel Museum, Jerusalem, und zahlreichen internationalen Privatsammlungen.
Die Ausstellung veranschaulicht, dass Themen wie Wasser, Felder, Winterlandschaften zu Experimentierfeldern der Impressionisten wurden. Ihr Kampf gegen die Regeln der Akademie erweiterte die moderne Wahrnehmung von Landschaftskunst und veranschaulicht, wie Naturbilder zum Bestandteil der Moderne werden konnten.
Die Symposien: wissenschaftliche Fundierung
Die Ausstellungen des Museum Barberini werden in wissenschaftlichen Symposien vorbereitet. Zur Eröffnungsausstellung veranstaltet das Museum Barberini am 28. Juni 2016 im Hasso Platter Institut ein internationales Symposium mit Impressionismus-Experten, die aktuell über Aspekte impressionistischer Landschaft arbeiten. Ihre Beiträge und die Ergebnisse der Diskussionen bilden die Grundlage des Ausstellungskatalogs. Namhafte Gäste wie Dr. Nancy Ireson von der Tate, London, Prof. Stephen F. Eisenman von der Northwestern University in Evanston, Prof. Richard Shiff von der University of Texas in Austin, Dr. Christoph Heinrich, Direktor des Denver Art Museum, und der Journalist Stefan Koldehoff aus Köln, werden dazu erwartet.
Jahresausblick
Die Sommerausstellung 2017 widmet sich mit Von Hopper bis Rothko. Amerikas Weg in die Moderne (17. Juni bis 3. Oktober 2017) der in Europa selten ausgestellten Entwicklung der Amerikanischen Kunst vom Impressionismus zum abstrakten Expressionismus. Mit Meisterwerken aus der Phillips Collection, Washington, DC, zeigt das Museum Barberini eine der wichtigsten historischen Privatsammlungen der USA. Die Ausstellung fokussiert die Geschichte der amerikanischen Moderne aus der Perspektive von Duncan Phillips, der als Privatsammler amerikanische Avantgarde-Künstler wie Thomas Eakins (1844–1916), Winslow Homer (1836–1910), Edward Hopper (1882–1967), Georgia O’Keeffe (1887–1986), Richard Diebenkorn (1922–1993), Jackson Pollock (1912–1956) und Mark Rothko (1903–1970) museumswürdig machte.
Im Herbst/Winter widmet sich das Museum Barberini der Kunst in der DDR. Vom 28. Oktober 2017 bis 11. Februar 2018 geht die Ausstellung aktuellen Fragestellungen nach, die auf einem Symposium im März des kommenden Jahres vorbereitet werden.
Das Erlebnis des Originals
Die Ausstellungen und Sammlungspräsentationen richten sich gleichermaßen an Potsdamer und Touristen jeden Alters. Immanentes Ziel bei allen Ausstellungen und Programmen des Museum Barberini ist das Erlebnis des Originals. So werden ergänzende Programme und die Kunstvermittlung darauf ausgerichtet, den Blick für die Originale zu schärfen und das Erleben des Originals zu unterstützen.
Fotos: www.museum-barberini.com