Johannes von Matuschka über Demo gegen Inhaftierung von Regisseur Kirill Serebrennikov

Der russische Theater-, Opern- und Filmregisseur Kirill Serebrennikov war im August in St Petersburg wegen angeblichen Betrugsverdachts festgenommen worden. Der Leiter des Moskauer Gogol-Zentrums stehe im Verdacht, zwischen 2011 und 2014 staatliche Gelder von 68 Millionen Rubel (knapp eine Million Euro) veruntreut zu haben. Nun kam ein Gericht in Moskau der Forderung der Staatsanwaltschaft nach und stellte Serebrennikov bis zum 19. Oktober unter Hausarrest.

Immer wieder arbeitet Serebrennikov auch an deutschen Opernhäusern. An der Komischen Oper Berlin ist zurzeit seine Inszenierung von „Der Barbier von Sevilla“ zu sehen. Im Oktober soll Serebrennikov in Stuttgart die Märchenoper „Hänsel und Gretel“ inszenieren.

Am 23. August wurde eine spontane Demonstration vor der Russischen Botschaft in Berlin gegen die Inhaftierung und den Hausarrest von Regisseur Kirill Serebrennikov organisiert. „Wir lesen aus dem SOMMERNACHTRAUM, dem Stück, was Kirill nun zum Verhängnis werden soll“, sagte vor der Demo einer der Organisatoren Johannes von Matuschka. Im Rahmen des FIND Plus Festivals 2011 an der Berliner Schaubühne arbeiteten Kirill Serebrennikov und Johannes von Matuschka intensiv zusammen mit Studenten aus Russland und Frankreich. Seither sind sie freundschaftlich und beruflich verbunden.

Dmitrij Grebenschikow

Demo in Berlin für Kirill Serebrennikov – für Kunstfreiheit in Russland

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Johannes von Matuschka

Johannes von Matuschka ist in London, New York, Paris und Berlin aufgewachsen. Johannes von Matuschka absolvierte nach seinem Juraexamen an der Humboldt-Universität in Berlin ein Regie- und Schauspielstudium am Wiener Max Reinhardt Seminar. Nach Assistenzjahren an den Münchner Kammerspielen, der Berliner Schaubühne und Festivals wie der Ruhrtriennale beginnt er ab 2008 eigene Regiearbeiten im Sprechtheater im In- und Ausland. So entstanden Arbeiten in Chennai (Madras), Bordeaux (Frankreich), Linz (Österreich) und in deutschen Stadt- und Staatstheatern unter anderem in Berlin, Nürnberg, Konstanz und Kiel.

2016 gab von Matuschka sein Debüt als Opernregisseur an der Staatsoper Hannover mit Zemlinski´s „Traumgörge“. Es entstehen zunehmend Arbeiten im Musiktheater, wie „Simon Boccanegra“ an der Staatsoper Saarbrücken oder die ungewöhnlichen Projekte „Hedwig & the Angry Inch“ oder „Préludes“ für die Musicalsparte des Landestheater Linz.

Zu kommenden Arbeiten zählen u.a. die deutschsprachige Erstaufführung von Andriessen´s „Writing to Vermeer“ an der Oper Heidelberg und das Schauspiel „Andorra“ am Theater Kiel.

Er lehrt als Dozent für szenischen Unterricht im Musiktheater an der Universität der darstellenden Künste (UdK), Berlin.