ITTF World Tour German Open in Berlin 2016 Ergebnisse

Der Chinese Ma Long hat zum vierten Mal die German Open gewonnen und seine momentane Ausnahmestellung im Welttischtennis eindrucksvoll untermauert. Der DTTB war am Finaltag in der Max-Schmeling-Halle mit dem Doppel Irene Ivancan und Han Ying vertreten, die Silber gewannen. Insgesamt fiel die sportliche Bilanz aus deutscher Sich durchwachsen aus. Organisatorisch waren die Internationalen Deutschen Meisterschaften ein großer Erfolg. Mit 14.000 Zuschauern an fünf Tagen wurde die angepeilte Marke von 12.000 deutlich übertroffen.

Vladimir Samsonov lächelte verschmitzt – es war ein Gewinnerlächeln. Gewonnen hatte der Weißrusse einen Satz. Nach einem siegreichen Satz zu lächeln ist eher unüblich im Tischtennis, diesmal passte es irgendwie doch. Der 39-Jährige hatte dem Chinesen Ma Long im Finale einen Satz abgenommen – es war der erste und einzige für den Chinesen im Turnier. Der 27-jährige Ma, Weltmeister und Weltranglistenerster, spielt zurzeit Tischtennis in einer anderen Liga und bewies dies in Berlin einmal mehr eindrucksvoll. Vor 4600 Zuschauern ließ Ma Long im Halbfinale zunächst seinem Landsmann, dem amtierenden Olympiasieger Zhang Jike, keine Chance, ehe Samsonov die Urgewalt Ma`s zu spüren kam. Für Ma Long war es der vierte German-Open-Titel nach 2007, 2010 und 2015.

Samsonov
Das Finale von 2016 war die Wiederauflage des Endspiels von vor elf Jahren – ebenfalls in Berlin. Damals hatte Vladimir Samsonov den jungen Ma Long noch in die Schranken gewiesen. Seinerzeit hatte Ma mit 3:1 in Sätzen geführt und die Partie noch aus der Hand gegeben. Diesmal ließ sich der von der FAZ getaufte „Menschliche Außerirdische“ nicht mehr vorführen. „Ich habe nicht darüber nachgedacht, ob ich bei dem Turnier einen Satz verliere oder nicht. Gegen Vladi habe ich schon einige Male nach einer Führung verloren. Zum Beispiel 2005 bei den German Open, als ich gegen ihn mit 3:1 führte. Ich war also gewarnt“, sagte Ma Long. Das Match sei einseitiger gewesen als erwartet, aber: „Es war nicht so einfach. Meine Bilanz gegen Vladi ist relativ ausgeglichen. Er ist in guter Form, hat Chuang und Timo besiegt. Auf mögliche Schwierigkeiten habe ich mich vor dem Spiel vorbereitet. Das Endergebnis war nicht so knapp, wie ich es erwartet habe“, sagte der derzeit beste Tischtennisspieler auf dem Planeten und große Favorit auf den Olympiasieg in Rio.

„Natürlich hatte ich mir heute etwas mehr erhofft, aber bei meiner passiven Spielweise bestand leider keine Chance, mehr als den einen Satz zu gewinnen. Darüber habe ich mich sehr gefreut, es war ja der erste Satzverlust von Ma Long in diesem Turnier und auch eine Freude für die Zuschauer. Aber im fünften Satz hat er mir keine Chance gelassen. Dennoch bin ich mit meinem Auftritt in Berlin hochzufrieden“, so der unterlegene Samsonov, der am Vorabend Timo Boll aus dem Wettbewerb geworfen hatte.
Beim Vergleich des momentan Besten, Ma Long, mit früheren Größen des Sports, ist der frühere Europameister Samsonov etwas vorsichtig. „Ma Long ist in seiner Generation sicherlich ein sehr starker Spieler, der im Vergleich zu seinen Vorgängern ebenfalls sehr gut spielt. Ob er wirklich ganz außerordentlich gut und besser spielt als seine Generationen vor ihm, lässt sich nicht vergleichen. Ma Long verliert auch schon einmal das eine oder andere Spiel. Aber man kann nicht pauschal sagen, er wäre ganz außergewöhnlich gut oder besser als seine Vorgänger als Weltmeister oder Sieger von großen Turnieren“, befand der sympathische Weißrusse.

Han/Ivancan verpassen erstes World-Tour-Gold

Han Ying und Irene Ivancan haben in Berlin ihren ersten World-Tour-Titel verpasst. Das Abwehr-Duo unterlag im Finale den Topfavoritinnen Jeon Jihee/Yang Haeun aus Korea in vier Sätzen. „Ich bin schon sehr traurig“, sagte Irene Ivancan über die Niederlage gegen die Topgesetzen. Zum zweiten Mal standen die Deutschen Meister von 2011 im Finale eines World-Tour-Turniers der Kategorie Super Series. Im vergangenen Jahr gab es in Kuwait eine Niederlage und auch in Berlin mussten die Nationalspielerinnen mit Platz zwei Vorlieb nehmen. „Ich bin jetzt schon traurig. Wir haben gestern gegen Jiang Huajun/Tie Yana total gut miteinander gespielt, und ich dachte, da ist richtig was drin für uns im Doppel-Finale. Wir können dennoch beide glücklich sein, es ist eine Wiedergutmachung für das Einzel“, erklärte Irene Ivancan, mit Han Ying auch Bronzemedaillengewinnerin bei der EM 2015 in Jekaterinburg..
Die Niederlage gegen die Weltranglistenersten im Doppel erklärte die 32-Jährige so:  „Fakt ist, dass sie mit uns machen konnten, was sie wollten. Die haben uns ausgespielt – links, rechts. Wir haben selber unsere Position nicht gefunden, wo wir uns sicher fühlen und selber Druck machen können. Und da gehen halt drei, vier Sätze ganz schnell rum. Wir müssen nochmal ein bisschen miteinander reden und das nächste Mal, wenn wir hoffentlich noch einmal auf die Beiden treffen, machen wir es besser“, betonte die Team-Europameisterin, die sich in ihrer Karriere schon häufiger mit Rang zwei begnügen musste, bei den Europameisterschaften 2011 im Einzel, zweimal bei den Deutschen Meisterschaften, im vergangenen Jahr im Doppel in Kuwait und nun hier in Berlin. „Ich bin in meinem Leben ewiger Vize“, meinte Ivancan etwas bedröppelt, gehe aber gerade im Doppel weiterhin mit Optimismus voran. „In so einem Feld ist es natürlich schwierig. Aber wir haben gezeigt, dass wir mitspielen können in der Doppel-Weltspitze, dass wir miteinander spielen können. Natürlich hätten wir auch gerne gewonnen. Aber es ist jetzt auch okay, also mehr als okay.“

Richtig happy waren die beiden Siegerinnen, Yang Haeun, die im Einzel-Achtelfinale schon Han Ying aus dem Turnier genommen hatte, sagte: „Unsere Taktik ist perfekt aufgegangen. Wir haben oft in Irenes Vorhand und in Yings Rückhand gespielt. Wir haben ständig Geschwindigkeit und Spin gewechselt. Es hat super funktioniert“, erklärte Yang Haeun das Rezept.

Wu Yang gewinnt bei den Damen / Herren-Doppel Morizono/Oshima nicht zu schlagen
Im Herren-Doppel triumphierten die Japaner Masataka Morizono/Yuya Oshima, die sich gegen Ho Kwan Kit/Tang Peng aus Hongkong mit 3:1 durchsetzten. Die Weltranglisten-Zweiten im Doppel, Morizono/Oshima, hatten unter anderem die deutschen Duos Timo Boll/Steffen Mengel und Ricardo Walther/Ruwen Filus aus dem Turnier geworfen.

Die Damen-Konkurrenz dominierte Wu Yang ähnlich wie ihr Landsmann Ma Long. Die zurzeit zusammen mit Deutschlands Han Ying beste Abwehrspielerin der Welt, vor den German Open die Nummer zehn im internationalen Ranking, gab nur zwei Sätze im Turnierverlauf ab. Nach der in Berlin topgesetzten Japanerin Ai Fukuhara schlug sie im Endspiel die an zwei Gesetzte Kasumi Ishikawa, ebenfalls Japan, mit 4:1, die ihr im Turnierverlauf die größte Gegenwehr liefern konnte. „Wir waren beide in guter Form und haben ein fantastisches Match gespielt“, so Wu. „Ich war ein bisschen zögerlich, immer wenn ich in Führung lang. Das hat mich den dritten Satz gekostet. Danach habe ich mich zusammengerissen und das Finale so noch gewonnen.“

Sportliche Bilanz „durchwachsen“, organisatorische Bilanz top – Zuschauer-Rekord mit über 14.000 Besuchern

Für den Deutschen Tischtennis-Bund war es mit der Silbermedaille durch das Doppel Han Ying/Irene Ivancan das einzige Edelmetall in dem Turnier, das von seiner Besetzung einer Mini-WM glich. Die sportliche Bilanz sei „durchwachsen“ sagte Sportdirektor Richard Prause. Der ehemalige Nationalspieler verwies indes auch auf die „überragende Besetzung der German Open“. Es sei nicht leicht, aufgrund von Einzelergebnissen ein Gesamtresümee zu ziehen. Unbestritten aber ist das DTTB-Team Prause zufolge mit einer hohen Messlatte angereist. Auch mit dem Wunsch im Hinterkopf, am Finaltag im Einzel noch vertreten zu sein. Der ist bekanntlich nicht erfüllt worden, neben „der einen oder anderen ansprechenden Leistung“ (Prause) waren auch ein paar Enttäuschungen zu verarbeiten. Alles indessen verbunden mit wertvollen Fingerzeigen für Trainer und weitere Verantwortliche, im Hinblick auf die bevorstehenden Weltmeisterschaften in Malaysia Ende Februar wie darüber hinaus.
Organisatorisch waren die German Open ein voller Erfolg. Mehr als 14.000 Besucher füllten an den fünf Spieltagen die Ränge, bisheriger Rekord bei German Open. Am Finaltag kamen allein 600 Jugendliche mit freiem Eintritt im Rahmen der Aktion „U18“. Damit sei die im Vorfeld erhoffte Zielzahl von 12.000 Zuschauern, so viele waren es vor zwei Jahren, deutlich übertroffen worden, freute sich DTTB-Präsident Michael Geiger. Am Schlusstag besuchten noch einmal 4.600 Besucher die Internationalen Meisterschaften von Deutschland.

Besuch von Bundesjustizminister Maas

Nicht minder wichtig aus Geigers Sicht war der Besuch von Bundesjustizminister Heiko Maas und dessen Bereitschaft, im Rahmen der in Berlin vorgestellten DTTB-Kampagne „One Game. One World“ als Integrationsbotschafter zu fungieren. „Schon der Besuch des Ministers allein war ein Statement“, sagte Geiger, der in diesem Zusammenhang nicht ohne Stolz auf die Rolle des DTTB in sportpolitischen Fragen verweisen konnte. „Beim gerade verabschiedeten Anti-Doping-Gesetz waren wir als Unterstützer aus Überzeugung ganz vorne dabei.“

German Open 2016 – Ergebnisse vom Final-Sonntag

Herren-Einzel

Halbfinale
Ma Long CHN – Zhang Jike CHN 4:0 (7,4,7,7)
Vladimir Samsonov BLR – Chuang Chih-Yuan TPE 4:1 (6,9,-7,8,3)

Finale

Ma Long CHN – Vladimir Samsonov BLR 4:1 (7,6,4,-10,5)

Damen-Einzel

Halbfinale
Wu Yang CHN – Hu Limei CHN 4:0 (8,8,9,7)
Kasumi Ishikawa JPN – Lee Ho Ching HKG 4:1 (7,7,7,-9,9)

Finale

Wu Yang CHN – Kasumi Ishikawa JPN 4:1 (5,7,-9,8,7)

Damen-Doppel

Finale

Han Ying/Irene Ivancan – Jeon Jihee/Yang Haeun KOR 1:3 (-3,8,-7,-7)

Herren-Doppel

Finale

Masataka Morizono/Yuya Oshima JPN – Ho Kwan Kit/Tang Peng HKG 3:1 (8,-8,6,2)