Fussball Deutschland Belarus 15 11 2019 Live RTL Kommentar Löw

Noch ein Tag bis zum vorletzten Spiel der EM-Qualifikation. Schon gegen Belarus am Samstag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) kann der Schritt zur EURO 2020 gelingen. Bundestrainer Joachim Löw spricht im DFB-Quartier in Düsseldorf über die Stimmung im Team und die Aufstellung, Matthias Ginter über seine Entwicklung in der Nationalmannschaft. DFB.de hat mitgeschrieben.

Joachim Löw über…
… den Status quo: Wir haben noch zwei Schritte bis zur Tür. Beide Spiele wollen wir natürlich gewinnen, um einen positiven Abschluss in der EM-Qualifikation zu haben. Wir sind in einem Prozess, unsere Aufgabe ist es, Lösungen zu finden. Ich bin froh, dass Toni Kroos, Leon Goretzka und Matthias Ginter zurück sind. Das sind Spieler, die die Mannschaft stabilisieren. Wir sind gut vorbereitet auf das Spiel morgen.

… Rechenspiele: Die Konstellation ist klar. Wir wissen, dass die Nordiren noch eine Chance haben. Das war bei uns aber nicht das Thema. Nordirland interessiert uns nicht, wir müssen unsere eigenen Schritte machen. Wir wollen drei Punkte am Samstag, und dann sieht man weiter, wie die Konstellation ist.

… die Aufstellung: Manuel Neuer spielt morgen gegen Belarus, Marc-André ter Stegen wird gegen Nordirland auflaufen. Wir werden mit zwei Innenverteidigern spielen, weil Belarus wohl eine nominelle Spitze aufbieten wird. Matthias Ginter wird ebenfalls auf jeden Fall spielen. Er kam zwar aus einer Verletzung, hat das aber in Mönchengladbach gut gemacht. Wenn er bei uns gespielt hat, hat er seine Sache sogar immer sehr, sehr gut gemacht. Jonathan Tah hat sich am Dienstag etwas verletzt und wird heute wieder ins Training einsteigen. Ihn und Niklas Stark möchte ich heute Abend noch im Training sehen. Stark hat fünf Tage lange nicht trainiert, kommt morgen deshalb noch nicht von Anfang an infrage. Tah hat eigentlich genug Spiele in den Beinen, da machen zwei Fehltage nicht zu viel aus. Im Mittelfeld werde ich auf jeden Fall Joshua Kimmich, Ilkay Gündogan und Toni Kroos aufbieten, vorne Serge Gnabry. Bei den anderen Positionen müssen wir noch abwarten. Timo Werner ist in guter Form, Julian Brandt war zuletzt stark verbessert, hat einen Schritt nach vorne gemacht. Wie die endgültige Aufstellung aussieht, warte ich natürlich noch ab.

… die Favoritenrolle gegen Belarus: In Belarus war es nicht ganz so einfach, sie haben einige gute Fußballer in ihren Reihen. Seit ihrem Trainerwechsel nach dem Hinspiel sind sie nun defensiv noch strukturierter und organisierter. Den Widerstand muss man auch erst mal brechen. Wenn wir unsere Stärken voll einbringen und konzentriert zu Werke gehen, werden wir dieses Spiel aber gewinnen.

… die Stimmung im Team: Auf und neben dem Platz habe ich einen guten Eindruck gewonnen. Die Stimmung ist sehr, sehr gut. Man spürt eine hohe Disziplin, die Spieler sind voll mit dabei, sind sehr ehrgeizig, wollen sich unbedingt in Richtung EM weiterentwickeln. Sie sind aber auch locker, weil sie sich sehr gut verstehen. Die Energie in der Mannschaft ist sehr, sehr positiv. Ältere Spieler wie Kroos, Neuer oder Ilkay Gündogan beschäftigen sich auch mit jungen Spielern, die neu dabei sind. Man spürt, die Mannschaft will Dinge umsetzen.

… die Aussichten vor der EURO: Wie so ein Turnier verläuft, ist schwer einzuschätzen. Stand heute haben wir eine sehr talentierte, ehrgeizige, hungrige Mannschaft mit vielen Möglichkeiten – vergleichbar mit dem Team zur WM 2010. Wir werden aber nicht zu den absoluten Topfavoriten gehören. Dafür müssen viele Spieler in ihrer Entwicklung noch weiter sein. Bei so Turnieren ist aber vieles möglich, daran arbeiten wir. Die Mannschaft hat schon große Qualitäten. Aber um einen Titel mitzuspielen, ist wahnsinnig schwierig. Da muss schon viel passen. Aber die Jungs sind richtig gut, wir haben eine gute Basis.

… taktische Veränderungen: Natürlich gibt es Dinge, die wir verändert haben. Wir haben neue Aufgaben, neue Ideen für unser Spiel. Wir müssen zwischen Spielen in der Qualifikation und gegen namhafte Gegner unterscheiden. Wir hatten oft sehr viel Ballbesitz, diesen werden wir gegen andere Gegner nicht in dem Maße haben. Wir waren jahrelang sehr, sehr eingespielt, da haben unsere Automatismen funktioniert. Gegen Argentinien hatten wir den Fokus etwas umgelegt, wir hatten andere taktische Elemente reingebracht. Für uns sind nun der Ballgewinn und das Umschaltspiel ein Thema. Das war auch gegen die Niederlande und gegen Frankreich so. Der Fokus liegt nicht nur auf dem Ballbesitz. Da liegt aber noch einiges vor uns. Man kann von dieser Mannschaft nicht erwarten, dass sie 90 Minuten lang ihr Spiel durchzieht. Eine Spitzenmannschaft, die lange zusammenspielt, kann das Spiel über 90 Minuten dominieren. Und das gelingt auch nicht immer. Das ist Teil unserer Arbeit, da müssen wir hinkommen.

… eine mögliche Rückkehr von Niklas Süle: Keine Ahnung, wie es in vier bis sechs Monaten aussehen wird. Das Allerwichtigste ist, dass der Spieler wieder 100-prozentig gesund wird und nichts zurückbleibt. So eine Verletzung ist auch ein traumatisches Erlebnis, man muss sich danach wieder sicher fühlen in den Zweikämpfen. Niemand weiß, wie das aussehen wird. Man sollte ihm keinen Druck machen.