Deutsche Russland-Exporte gehen um 31 Prozent zurück

Die deutschen Ausfuhren nach Russland sind im ersten Halbjahr 2015 um fast 31 Prozent auf 10,5 Milliarden Euro gesunken. Nach den vom Ost-Ausschuss ausgewerteten aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes waren dies fast 4,7 Milliarden Euro weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum. Zumindest hat sich der Rückgang der Exporte zuletzt deutlich verlangsamt: Im Juni 2015 waren die deutschen Lieferungen nach Russland noch um 13 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor: „Das ist aber kein Grund zur Entwarnung“, sagte der Ost-Ausschuss-Vorsitzende Eckhard Cordes zu den neuen Zahlen: „Für das Gesamtjahr 2015 halten wir an unserer Prognose fest, wonach die deutschen Exporte nach Russland um rund 30 Prozent auf etwa 20 Milliarden Euro zurückgehen werden. Dies ist eine Halbierung gegenüber 2012. Die direkten und indirekten Folgen der Wirtschaftssanktionen, der schwache Rubel und die sinkende russische Binnennachfrage schnüren die Importmöglichkeiten russischer Verbraucher und Unternehmen ein.“

 

Moskau

Durch den rasanten Rückgang der deutschen Ausfuhren verliert Russland als Absatzmarkt für deutsche Unternehmen an Boden: Im ersten Halbjahr 2015 lag das Land nur noch auf Platz 16 unter den deutschen Absatzmärkten und rutschte damit hinter Schweden und Ungarn. Der Anteil Russlands an den deutschen Gesamtexporten beträgt nicht einmal mehr zwei Prozent. „Der deutschen Wirtschaft geht damit ein immenses Exportpotenzial verloren“, sagte Cordes: „Dies ist umso schmerzlicher, als sich derzeit auch in anderen großen Schwellenländern wie China oder Brasilien die Konjunktur abkühlt. Wenn wir nicht bald einen Ausstieg aus der Sanktionspolitik finden, werden wir dauerhaft Marktanteile in Russland verlieren.“ Im ersten Halbjahr 2014 hatte Russland unter den deutschen Absatzmärkten auf Platz 13 gelegen. Im Rekordjahr 2012, als Deutschland für 38 Milliarden Euro Waren nach Russland lieferte, lag das Land noch auf Rang 11.

Deutliche Einbußen mussten deutsche Exporteure im ersten Halbjahr 2015 auch bei Lieferungen in Russlands Nachbarländer hinnehmen: Die Ausfuhren nach Kasachstan gingen um 21 Prozent, nach Belarus um 29 Prozent und in die krisengeschüttelte Ukraine um 27 Prozent zurück. Auch hier zeichnete sich im Juni zumindest eine verringerte Abwärtsdynamik ab. „Insbesondere die Ukraine ist eine Leidtragende der wirtschaftlichen Krise in der Region“, sagte Cordes: „Die jüngsten Wirtschaftsdaten mit einem erneuten Einbruch des Bruttoinlandsprodukts um fast 15 Prozent im zweiten Quartal lassen weiter keine Besserung erkennen. Für eine politische und wirtschaftliche Gesundung des Landes sind schnelle Fortschritte im Minsk-Prozess und gemeinsame Anstrengungen der EU und Russlands zur Stabilisierung unerlässlich. Wir begrüßen daher die jüngste diplomatische Initiative der Bundesregierung ausdrücklich.“

Deutlich freundlicher sieht das Bild in Südosteuropa aus: Die deutschen Ausfuhren nach Rumänien nahmen in der ersten Jahreshälfte um 11,5 Prozent, nach Bulgarien um 14,8 Prozent und nach Kroatien um 14,3 Prozent zu. Diese Handelszuwächse reichten allerdings nicht aus, um die Einbußen andernorts auszugleichen. Insgesamt war der deutsche Export in die 21 vom Ost-Ausschuss betreuten Länder rückläufig.