Der aktuelle Stand der deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen im Dezember 2021. Allgemeine Fakten über den Stand der russisch-deutschen Handels- und Wirtschaftsbeziehungen.
• Umsatz wächst.
Der deutsch-russische Handel, der im Mai 2020 gegenüber Mai 2019 um 47,2% zurückging und einen Monatstiefststand von 2,6 Mrd. EUR erreichte, hat sich ab Juni 2020 im Allgemeinen von Monat zu Monat erholt, zusammen mit einer Erholung der Wirtschaftstätigkeit und der Nachfrage sowohl in Deutschland als auch in Russland.
Seit März 2021 ist der deutsch-russische Handel deutlich höher als in den entsprechenden Monaten des Krisenjahres 2020 und seit Juni 2021 auch als in den entsprechenden Monaten des Vorkrisenjahres 2019.
Im September 2021 war der Handel Russlands mit Deutschland um 15,8% höher als im September 2019 (+25,2% im Vergleich zum September 2020) und erreichte 5,2 Mrd. EUR – das höchste monatliche Handelsvolumen zwischen unseren Ländern nicht nur im Vergleich zu 2020, sondern auch zu 2019 (2019 lag der Höchstwert bei 5,1 Mrd. EUR im Oktober).
• Die Investitionen deutscher Unternehmen in Russland nehmen zu.
Die Investitionen deutscher Unternehmen in Russland beliefen sich im ersten Quartal 2021 auf 1,1 Mrd. EUR und stiegen nach den jüngsten Zahlen der Bundesbank bis zum Ende des zweiten Quartals auf fast 1,4 Mrd. EUR, was ebenfalls zeigt, dass das Interesse deutscher Unternehmen an Russland ungeachtet der aktuellen Umstände ungebrochen ist.
Laut einer Umfrage der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer bewerten die meisten deutschen Unternehmen ihre Aktivitäten auf dem russischen Markt positiv.
• Es ist ein guter Zeitpunkt für die Entwicklung der russisch-deutschen Handels- und Wirtschaftsbeziehungen.
Aufgrund der wirtschaftlichen Herausforderungen, mit denen die deutsche Wirtschaft konfrontiert ist, sind viele deutsche Unternehmen bestrebt, ihre Lieferketten zu diversifizieren, Alternativen zu ihren üblichen asiatischen Partnern zu finden und von den globalen digitalen Giganten unabhängig zu werden. Darüber hinaus widmet Deutschland der Digitalisierung, der Entwicklung einer Wasserstoffwirtschaft, der Elektromobilität und dem Ausbau der erneuerbaren Energien, der Modernisierung und dem Ausbau seiner Schienen-, Straßen- und Telekommunikationsinfrastruktur große Aufmerksamkeit. Das gilt auch für Russland. Es liegt auf der Hand, dass Russland und Deutschland in diesen Bereichen eine komplexe Zusammenarbeit vertiefen müssen.
Beispiele für Investitionen deutscher Unternehmen in Russland.
Zu den Unternehmen, die sich in diesem Jahr für Investitionen in die Produktion in Russland entschieden haben, gehören unter anderen die Knauf Gruppe, die Deutsches Milchkontor GmbH, Tamaris, Wortmann Fashion Retail GmbH & Co. KG, Claas KGaA GmbH, Schott AG, HelloFresh Deutschland SE & Co. KG, Hermith GmbH, SAF-Holland, Sarstedt AG & Co. KG, Henkel AG & Co. KGaA, etc.
• Knauf investiert 3 Mio. Euro in ein Bergbauunternehmen in der Region Archangelsk;
• Deutsches Milchkontor GmbH investiert rund 23 Mio. Euro in den Bau einer zweiten Käsefabrik in der Region Woronesch;
• Der Landmaschinenhersteller Claas KGaA GmbH wird rund 12,6 Mio. Euro in den Ausbau seines Werks in Krasnodar und die Anschaffung zusätzlicher Produktionsanlagen investieren;
• Der Hersteller von Glasfläschchen und Ampullen, die Schott AG, investiert 10 Mio. Euro in die Modernisierung der Anlagen in seinem Werk in der Region Nischni Nowgorod;
• Sarstedt AG & Co. KG, ein Hersteller von Medizintechnik und wissenschaftlichen Geräten, hat ein Werk in St. Petersburg eröffnet. Damals wurde das Projekt auf 17,5 Mio. Euro geschätzt;
• SAF-Holland, ein Zulieferer von Ersatzteilen für Nutzfahrzeuge, kündigt den Bau eines Werks in Moskau an;
• Mit Unterstützung unseres Wirtschafts- und Handelsbüros lokalisieren Siemens und Huber die Produktion im Cluster Umwelttechnik in der Region Kurgan. Im Rahmen des Kooperationsvertrages mit Huber wurde die Produktion von Schaltschränken mit der Gruppe Intertechelectro im Jahr 2021 aufgenommen.
Beispiele für erfolgreiche Handelsgeschäfte russischer Unternehmen in Deutschland.
• Krasnoyarsk Metallurgical Plant KraMZ ist das führende russische Unternehmen, das hochwertige Brückenkonstruktionen aus Aluminium auf den deutschen Markt exportiert. Es wurden bereits Verträge über die Lieferung von Elementen an das deutsche partnerische Bauunternehmen PontiFix GmbH für 12 Brücken abgeschlossen.
• Das russische Unternehmen United Wagon Company Research and Production Corporation hat von der Europäischen Eisenbahnagentur die Zulassung für zwei Typen von Flachwagen erhalten, die damit auf den Eisenbahnstrecken der Europäischen Union eingesetzt werden können. Damit kann das russische Unternehmen seinen Auftragsbestand von europäischen Kunden, darunter die Deutsche Bahn AG und die VTG AG, von insgesamt mehr als 1.000 Waggons erfüllen.
• Dank der Zusammenarbeit zwischen unserem Handels- und Wirtschaftsbüro unterstützt und der RSM Agrartechnik GmbH – ROSTSELMASH Deutschland wurden im Jahr 2021 mehr als 10 russische Erntemaschinen an deutsche Unternehmen geliefert. Im Rahmen der von dem Handels- und Wirtschaftsbüro im Jahr 2020 vorgeschlagenen Initiative zur Schaffung von ROSTSELMASH -Schulungsklassen in deutschen landwirtschaftlichen Instituten wurde die erste solche Klasse im Sommer 2021 in Nienburg (Niedersachsen) eröffnet, die Verhandlungen mit anderen Instituten laufen weiter.
• Während der Pandemie liefert der russische Hersteller JSC Kimry Gorky Factory hochwertige russische FFP2-Masken an deutsche Kunden.
• 2021 begann das russische Unternehmen Hevel Group – der größte PV-Hersteller von Zellen zu Modulen in Europa, der die Hochleistungs-Heterojunction-Technologie (HJT) verwendet – mit Lieferungen moderner Solarsysteme nach Deutschland.
• Seit 2013 unterstützt das Unternehmen WowWorks aus russischer Stadt Samara Handel und Büros bei der Suche nach einmaligen Leistungsträgern mithilfe einer IT-Plattform. Zu seinen Kunden in Russland zählen große Einzelhandelsketten, Banken, Mobilfunkanbieter, und vor kurzem startete das Unternehmen ein erfolgreiches Geschäft noch in Deutschland.
• Der deutsche Express-Lebensmittelieferdienst GetFaster.io mit Gründern aus Russland startete im Januar 2021 mit Business in Düsseldorf und ist jetzt in neun Städten tätig, darunter auch in deutscher Hauptstadt. Der Service liefert Bestellungen von 30 Minuten bis zwei Stunden oder zu einem bestimmten Zeitpunkt. Die Mitgründer von GetFaster.io sind Dmitry Bergelson, ehemaliger Business Development Direktor der russischen Einzelhandelskette Pyaterochka, und die Unternehmer Anton Zakharov, Georgy Skalsky und Kirill Solonitsyn. Jetzt arbeitet GetFaster.io intensiv daran, seine Präsenz in deutschen Städten weiter auszubauen, neue Lager in Deutschland zu eröffnen, die Infrastruktur auszubauen.
Kritische Anmerkungen.
• Zu den größten Störfaktoren im Russlandgeschäft zählen laut Umfrage der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer Russland die Sanktionen gegen Russland, die von der deutschen Wirtschaft scharf abgelehnt werden. 33 Prozent fordern ein sofortiges Ende der Russlandsanktionen, 60 Prozent einen schrittweisen Abbau. „Nach dem vielversprechenden Gipfeltreffen zwischen den Präsidenten Joe Biden und Wladimir Putin sind Politiker in Washington, Brüssel und Moskau, aber auch in Berlin, Paris, London und Kiew gefragt, neue Wege zur Deeskalation zu finden und die Sanktionsschraube zurückzudrehen“, sagt Rainer Seele, Präsident der AHK. „Sanktionen schaden der Wirtschaft und haben nicht geholfen, politische Ziele zu erreichen.“ https://russland.ahk.de/infothek/news/detail/deutsche-wirtschaft-blickt-optimistisch-auf-russlandgeschaeft
• Russische Unternehmen, die auf dem deutschen Markt tätig werden wollen, stehen vor dem Problem, dass deutsche Banken sich weigern, Konten für sie zu eröffnen.
• Visabeschränkungen für Bürger, auch für Unternehmer.
• Allgemeines Einreiseverbot nach Deutschland für russische Staatsbürger, die nicht in die Ausnahmekategorien fallen. Zum Beispiel Staatsangehörige Deutschlands mit einem gültigen Visum dürfen auf dem Luftweg in der Russischen Föderation mit aktuellen Dokumenten über negative PCR-Tests auf Coronavirus einreisen.
Quelle:
https://de.minpromtorg.gov.ru/