Bundestagswahl 2017 Topthema der deutschen Fernsehnachrichten

Der Bundestagswahlkampf im Vorfeld der heißen Wahlkampfphase des Jahres 2017 führte die Topthemenliste der wichtigsten Nachrichtensendungen im August an. Wie das IFEM Institut für empirische Medienforschung (Köln) in seiner monatlichen Nachrichtenanalyse ermittelte, entfielen in Tagesschau 20 Uhr, Tagesthemen, heute 19 Uhr, heute-journal, RTL aktuell und Sat.1 Nachrichten 220 Minuten (3,7 Stunden) Sendezeit auf diesen Themenkomplex. Die meiste Sendezeit zum Topthema Wahl verteilten sich auf Berichte über den Wahlkampf von Bundeskanzlerin Angela Merkel, über die Sommerinterviews mit dem SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz und der Kanzlerin Angela Merkel sowie diverse Wahlkampfauftritte der beiden Kandidaten an verschiedenen Orten. Hinzu kamen Berichte über SPD-Pläne für den Autostandort Deutschland, ein Youtuber-Interview mit Angela Merkel und andere wahlbezogene Ereignisse.

Platz 2 unter den Top 10 besetzte im August die Berichterstattung über die Terroranschläge in Spanien mit knapp 3 Stunden Sendezeit. Wesentlichen Anteil daran hatten Berichte über den Anschlag in Barcelona, die anschließenden Ermittlungen und die Tötung des mutmaßlichen Attentäters sowie über den Gedenkgottesdienst für die Opfer in Barcelona.

Auf Platz 3 rangierte der Themenkomplex Dieselskandal, Nachrüstung, Fahrverbote mit 160 Minuten Sendezeit. Dazu trug vor allem der sogenannte Diesel-Gipfel von Politikern und Autoindustrie samt Reaktionen bei.

Platz 4 der Topthemenliste belegte der Atomkonflikt zwischen USA und Nordkorea (142 Min.). Berichterstattungsanlässe boten neue Raketentests in Nordkorea und Sanktionsandrohungen von US-Präsident Donald Trump. Auf Platz 5 erschien das Thema Flüchtlinge (139 Min.), darunter Berichte über einen Flüchtlingsgipfel in Paris, Bundeskanzlerin Merkels Flüchtlingspolitik, die Rolle Libyens in der Behandlung des Flüchtlingsthemas und die Reaktionen auf ein AfD-Konzept zur Asyl- und Flüchtlingspolitik. Auf Platz 6 rangierte der Hurrikan in Texas (130 Min.) mit Berichten über das Ereignis und seine Folgen sowie einen Besuch von Donald Trump im Katastrophengebiet.

Auf den Plätzen 7 bis 10 folgten im August dichtauf die Themenkomplexe Krise in den deutsch-türkischen Beziehungen, Regierungskrise in Niedersachsen durch den Wechsel einer Grünen-Politikerin zur CDU, ferner rassistische Ausschreitungen in den USA sowie der Eierskandal durch Fiprunil in Deutschland.

SPD vor CDU in der Parteienpräsenz

Wie schon im Juli besetzte auch im August die SPD die Spitzenposition bei der Parteienpräsenz. SPD-Politiker lagen mit 314 Auftritten noch deutlicher als im Vormonat vor CDU-Politikern mit 273 Auftritten. In weitem Abstand folgten auf Platz 3 der Rangliste die Grünen mit 113 Auftritten. Die CSU kam nur auf 68 Auftritte. Im Vergleich zum Vormonat tauschten Grüne und CSU die Plätze. Die Linke hatte 50 Auftritte. Ein Zuwachs gegenüber dem Vormonat war im August bei der AfD mit 39 und der FDP mit 24 Auftritten zu verzeichnen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den meisten Politikerauftritten

Bundeskanzlerin Angela Merkel kam auf 127 Auftritte (vorher 166), der SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz auf 98 (vorher 76). Beide Politiker profitierten vom Topthema Bundestagswahlkampf. Auf Platz 3 der Rangliste deutscher Politiker erschien Sigmar Gabriel (48), gefolgt von Stephan Weil (40), dessen Präsenz hauptsächlich durch den Dieselskandal von VW und die Regierungskrise in Niedersachsen zustande kam. Auf Platz 5 rangierte Thomas de Maizière (31) vor Elke Twesten (28), deren Auftritte allein durch den Übertritt von den Grünen zur CDU und der davon ausgelösten Regierungskrise in Niedersachsen entstanden. Auf den Plätzen 7 bis 10 folgten Alexander Dobrindt (26), Cem Özdemir (21) und Horst Seehofer (20).

Unter den Auslandspolitikern behielt Donald Trump mit 164 Auftritten weiterhin die Spitzenposition. Seine Präsenz resultierte hauptsächlich aus den Themen Atomkonflikt mit Nordkorea, Hurrikan in Texas, Austritt aus dem Klimaabkommen, Untersuchungen mutmaßlicher Russlandkontakte im Präsidentschaftswahlkampf und Reaktionen auf rassistische Ausschreitungen. In weitem Abstand folgte auf Platz 2 anlässlich des Atomkonflikts und neuer Raketenabschüsse Nordkoreas Präsident Kim Jong-un mit 46 Auftritten, davon keiner mit O-Ton. Auf Platz 3 folgte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan mit 39 Auftritten.

Öffentlich-rechtliche Nachrichten bleiben führend in der Politikberichterstattung

In den Themenprofilen unterschieden sich die öffentlich-rechtlichen Hauptnachrichten von den privaten zwar weiterhin durch umfangreichere Politikberichterstattung, allerdings verringerte sich der Abstand. Die Tagesschau verwendete im August 51 Prozent (im Juli 54%) der Sendezeit für Politikthemen, dies entsprach durchschnittlich 8 Minuten (vorher 9 Min.) pro Ausgabe. Die längere heute-Sendung kam im August mit Politikthemen auf 39 Prozent (im Juli 40%) bei durchschnittlich 8 Minuten (vorher 7 Min.) Sendezeit pro Ausgabe. RTL aktuell verwendete bei etwa gleicher Länge wie die heute-Nachrichten 28 Prozent (vorher 23%) bei 6 Minuten (vorher 5 Min.) pro Ausgabe. Die Sat.1 Nachrichten verwendeten bei gleicher Länge wie die Tagesschau 36 Prozent (vorher 33%) der Sendezeit für Politikthemen mit jeweils 5 Minuten pro Ausgabe.

In den beiden öffentlich-rechtlichen Nachrichtenmagazinen sank im August die durchschnittliche Sendedauer pro Ausgabe aufgrund verkürzter Sendezeit wegen Fußballübertragungen von 25 auf 23 Minuten. Die Tagesthemen hatten einen verringerten Politikanteil von 41 Prozent (vorher 48%) bei durchschnittlich 9 Minuten (vorher 12 Min.) pro Ausgabe und das heute-journal von 52 Prozent (vorher 51%) der Sendezeit bei 12 Minuten (vorher 13 Min.) pro Ausgabe.

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