Der G20-Gipfel in Hamburg mit seinen Begleiterscheinungen führte die Topthemenliste der wichtigsten Nachrichtensendungen im Juli an. Wie das IFEM Institut für empirische Medienforschung (Köln) in seiner monatlichen Nachrichtenanalyse ermittelte, entfielen in Tagesschau 20 Uhr, Tagesthemen, heute 19 Uhr, heute-journal, RTL aktuell und Sat.1 Nachrichten 478 Minuten (8 Stunden) Sendezeit auf diesen Themenkomplex. Er umfasst die Vorbereitung des Gipfels (Vorgespräche zur Themenpriorität, Merkels Empfang des chinesischen Präsidenten, Sicherheitsvorkehrungen, Proteste im Vorfeld des Gipfels), den Ablauf des Gipfels als politisches Ereignis mit der Bilanzierung der Ergebnisse und die Resonanz in anderen Ländern, die Demonstrationen gegen den Gipfel sowie die Krawalle und Gewaltausschreitungen und die Aufarbeitung der Ereignisse nach dem Gipfel. Allein die Krawalle und Gewaltausschreitungen trugen ca. zweieinhalb Stunden zur Berichterstattung über den Hamburger G20-Gipfel bei.
Platz 2 unter den Top 10 besetzte im Juli der Themenkomplex deutsch-türkisches Verhältnis und innere Zustände in der Türkei mit 224 Minuten (3,7 Stunden) Sendezeit. Wesentlichen Anteil daran hatten Berichte über türkische Besuchsverbote für deutsche Parlamentarier an Einsatzorten der Bundeswehr (Incirlik und Konya), Festnahmen von Journalisten und Menschenrechtlern als Terrorunterstützer in der Türkei und Erdogans Spionagevorwurf an die Bundesregierung sowie die davon ausgelösten Reaktionen der Bundesregierung. Hinzu kamen Berichte anlässlich der Erinnerung an den Putschversuch vor einem Jahr und über einen Protestmarsch Oppositioneller in der Türkei.
Auf Platz 3 rangierte das Thema Dieselskandal und Verdacht auf ein Auto-Kartell deutscher Automarken mit 179 Minuten (3 Stunden). Im Mittelpunkt standen die unzulässigen Abgaswerte und deren Folgen im Hinblick auf Fahrverbote und Elektromobilität sowie die Vorbereitung eines Diesel-Gipfels und die Bedeutung des Diesels für deutsche Arbeitsplätze.
Auf Platz 4 rangierte das Thema Flüchtlinge in Deutschland und Italien mit 99 Minuten. Wesentlichen Anteil daran hatte die vom Europäischen Gerichtshof bestätigte Asylregelung in der Flüchtlingspolitik und die Situation Italiens angesichts zunehmender Flüchtlingszahlen aus afrikanischen Ländern. Einen zusätzlichen Akzent erhielt das Thema durch den Besuch des SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz in Italien mit anschließender Warnung vor einer neuen Flüchtlingskrise in Europa und Deutschland.
Die weiteren Plätze der Top-10-Themenrangliste belegten Unwetter in Deutschland (63 Min.), Rückeroberung von Mossul (50 Min.), Unruhen in Venezuela (47 Min.), europäischer Trauerakt für Helmut Kohl (47 Min.), Streit um die polnische Justizreform (46 Min.) und CDU/CSU-Bundestagswahlprogramm (45 Min.).
SPD vor CDU in der Parteienpräsenz
Im Juli gab es einen Wechsel an der Spitzenposition der Parteienpräsenz. SPD-Politiker lagen mit 343 Auftritten knapp vor CDU-Politikern mit 338 Auftritten. In weitem Abstand folgte die CSU mit 127 Auftritten. Die Grünen kamen nur auf 65, die Linke auf 44 Auftritte. Kaum wahrnehmbar waren FDP (6 Auftritte) und AfD (2 Auftritte). Zur Spitzenposition der SPD trugen wesentlich die Ereignisse um den G20-Gipfel in Hamburg bei.
Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den meisten Politiker TV Auftritten
Foto: CDU
Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den meisten Politikerauftritten
Trotz veränderter Ereignislage im Juli änderte sich gegenüber dem Vormonat nichts an der Besetzung der beiden Spitzenplätze in der Top20-Rangliste deutscher Politiker. Bundeskanzlerin Angela Merkel behielt auch im Juli den Spitzenplatz mit gut doppelt so vielen Auftritten (166, vorher 168) wie der SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz (76, vorher 78). Auf Platz 3 der Rangliste deutscher Politiker erschien Sigmar Gabriel (60), gefolgt von Horst Seehofer (53) und Thomas de Maizière (51). Auf den Plätzen 6 bis 10 folgten Olaf Scholz (43) und Alexander Dobrindt (38), ferner Frank-Walter Steinmeier (29), Cem Özdemir (28) und Andy Grote, Hamburgs Innensenator (25). Die Plätze 11 bis 20 belegten Barbara Hendricks (18), Ursula von der Leyen (16), Helmut Kohl (15), Joachim Herrmann (14), Heiko Maas (11), Hubertus Heil (11), Wolfgang Schäuble (10), Winfried Kretschmann (10), Dietmar Bartsch (9) und Bernd Riexinger (9). Auf CDU, SPD und CSU entfielen 16 der Top-20-Rangplätze, auf Grüne und Linke je 2 Plätze.
Unter den Auslandspolitikern behielt Donald Trump mit 167 Auftritten (vorher 157) auch im Juli die Spitzenposition. Mit Abstand auf Platz 2 folgte Recep Tayyip Erdogan (102) Auf den Plätzen 3 und 4 rangierten gleichauf Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (59) und Wladimir Putin (58). Die übrigen Auslandspolitiker erschienen mit weniger als 30 Auftritten in der Top-20-Rangliste.