AGON-Team ist es gelungen am 26 November 2021 einen Boxevent unter höchsten Sicherheitsanforderungen durchzuführen und lediglich vor 120 geladenen Gästen mit 2G zu veranstalten. Alle Teilnehmer wurden außerdem getestet, um die Risiken auf ein Minimum zu reduzieren. Und das sportliche Ergebnis lässt sich sehen.
Eröffnet wurde der Kampfabend im Charlottenburger AGON Sportpark durch den Wiener Conférencier Ronny Leber mit den Schwergewichten Petr Frohlich aus Tschechin und Alexander Müller Vom Berge aus der Hauptstadt. Auf 4 Runden war der Kampf durch den Matchmaker Hagen Doering angesetzt. Bereits in Runde 1 gelang „The White Lion“, wie Vom Berges Kampfname lautet, ein erster Niederschlag. Nachdem sein Kontrahent zwar beherzt zurückkam, musste der Ringrichter in Runde 2 den Kampf nach 1:52 Minuten abbrechen. Sieger durch TKO – Alexander Müller Vom Berge.
20 Minuten spätere kletterte der Potsdamer Alexander Jegorow ins Seilgeviert und bekam es da in seinem Debut mit Milan Dvorac aus Teplice, ebenfalls Tschechische Republik, zu tun. Der auffällig tätowierte Tscheche zeigte beachtliche athletische Fähigkeiten, die er auch ab der ersten Runde auszuspielen beabsichtigte. Doch Jegorow überzeugte mit eindrucksvollen Meidbewegungen und Konterattacken und setzte die genaueren Treffer. Scheinbar überraschend erwischte Jegorow Dvorac in Runde 2 und zwang ihn zu Boden. Nach 8 Sekunden meldete sich der Tscheche zurück und nahm den Kampf wieder auf. Doch Jegorow lies nicht mehr locker und setzte 4 harte Crossschläge mit der rechten Schlaghand. Der Ringrichter hatte ein Einsehen und beendete den Kampf nach 2:40 Minuten.
Mit dem „Walk In“ Song „Sweet Caroline“ von Neil Diamond schritt die Gütersloherin Michelle Klich selbstbewusst in den Ring und zeigte, trotz ihrer gerade einmal 3 siegreichen Kämpfe, kaum Nervosität bei ihrem ersten Titelkampf um die Internationale Deutsche Meisterschaft. So begann sie auch die erste Runde mit einem dominanten Angriffsverhalten, dem ihre Gegnerin Romanova, aus der Ukraine stammend, gut standhalten konnte. Mit immerhin 40 Profikämpfen zeigte sich die „Amazone“, so ihr Kampfname, routiniert und konnte einige Treffer bei der AGON Boxerin landen. Doch Klich kam ab Runde 2 immer besser in den Kampf und landete mit eindrucksvollen Kombinationen harte Treffer am Kopf der Ukrainerin. Ab da übernahm die Gütersloherin das Ringquadrat und lies nichts mehr anbrennen. In Runde 7 und 8 hatte sie ihre Kontrahentin mit explosiven Schlaghänden knapp vor einer vorzeitigen Niederlage, doch Romanova biss sich bis Runde 10 hartnäckig durch. Die Jury entschied am Ende 100 : 90 zugunsten der Newcomerin von AGON. Damit ist Klich neue Internationale Deutsche Meisterin im Bantamgewicht.
Dem gelungenen Arrangement folgend, bekamen die Zuschauer an den Bildschirmen von AGON TV und Fight24 dann einen echten Leckerbissen zu sehen. Auch wenn es (noch) kein Titelkampf war, präsentierten sich die Schwergewichte Ivan D’Adamo aus Rom und Granit Shala aus München titelreif. Der Italiener brachte immerhin seinen nationalen Meistertitel als Vorschuss mit, Shala eine makellose Profibilanz von 9-0-0. Knackig ging es gleich in der ersten von 8 angesetzten Runden zur Sache. Die Durchgänge 1 bis 3 waren von wechselnder Dominanz geprägt. Doch dann traf Shala mit präzisen Führhänden immer und immer wieder, was der Italiener mit einer größeren Schwellung seines linken Auges quittieren musste. Dann wurde es in der italienische Ecke unruhig, da Runde um Runde an den neuen Schwergewichter des AGON Boxstalls ging. In der letzten Runde glänzte der Münchener mit grandiosen Kombination und erwischte D’Adamo mit einer harten Rechten. Der Ringrichter zählte an, doch 10 Sekunden später war der Kampf vorbei. Einstimmiger Sieger nach 8 Runden: Granit Shala.
Wer glaubt, dass das hohe sportliche Niveau der schweren Jungs nicht zu toppen sei, der hatte sich geirrt. Im Mittelgewicht bis 72,574 konnte der Promoter Ingo Volckmann den kolumbianischen Spitzenathleten Joel Julio (33 KO’s in 38 Kämpfen) für den AGON Boxer der ersten Stunde Björn Schicke verpflichten. Hier hatte der ehemalige Berliner Tiefbauer ein knallhartes Brett zu bohren. Aber wer zurück an die absolute europäische Spitze will, muss dies unter Beweis stellen, so das Credo des auf Mallorca lebenden Geschäftsführers der AGON Sports & Events. Und so wurde es auch der erwartete spannende Kampf, den die beiden Boxer mit ihrer doch so unterschiedlichen taktischen Ausrichtung versprachen. Eiskalt erwischte Schicke den Kolumbianer in Runde 2 brutal hart, der sogleich am Boden liegend angezählt werden musste. Doch Julio kam wenig beeindruckt zurück. Doch wie aus heiterem Himmel schlug es dann gleich zweimal beim Südamerikaner ein und das vorzeitige Ende des Kampfes war perfekt. Schicke siegte überragend nach 2:48 Minuten per TKO. „Europa wartet auf mich“, so das Statement des Berliners nach dem Urteil.
Zeit zum Bier holen gab es nicht, da die Fightcard des AGON Boxstalls nun Schlag auf Schlag Boxen der Superlative aufrief. War die Spannung der geladenen Gäste noch vom Vorkampf zu spüren, erzeugte bereits der „Walk In“ des aus Wuppertal stammenden Vincenzo „Il Capo“ Gualtieri für Gänsehaut pur. Schließlich trat der nunmehrige Wahlberliner zu seinem bisher wichtigsten Titelkampf seiner Karriere im Mittelgewicht an. Mit dem IBO Continental Titel gab er sich eben nicht zufrieden und wurde als Opponent des IBF Intercontinental durch die International Boxing Federation aufgerufen. Anzutreten hatte er gegen den mit 38 Kämpfen (davon 19 KO’s) überaus erfahrenen Argentinier Billi Facundo Godoy. Mit seinem familiären Fan-Block im Rücken, signalisierte „Il Capo“ ab der ersten Minute, hier keinen Millimeter Platz zu lassen auf dem Weg in Richtung Weltspitze. Doch klare Vorteile konnte man weder für den AGON Boxer, noch für Godoy ausmachen. In Runde 7 erhielt der Argentinier eine Verwarnung wegen Kopfstoßes. Ab da wandte sich das Blatt zugunsten von Gualterie. Mit Auslagewechsel, knackigen Aufwärtshaken und Körper-Kopf-Kombinationen irritierte er Godoy offensichtlich derart, dass dieser seine Linie zu verlieren schien und nun Runde um Runde abgeben musste. Gualterie stellte nun klar, dass er den Gürtel der IBF nach Berlin holen will. In Runde 9 landete er einen kernigen Aufwärtshaken, der den Argentinier zu Boden zwang. Danach biss sich „Il Capo“ fest. Godoy zollte Tribut, Runde für Runde, Minute für Minute. 12 Runden feinstes Boxen, so die allgemeine Meinung von Axel Schulz. Das Kampfgericht wertete den Fight für den AGON-Boxer einstimmig. Und damit neuer IBF-Intercontinental-Champ: Vincenzo Gualterie.
Durchatmen war jetzt angesagt. Denn dem Nervenkitzel aus dem aufregenden Gefecht zuvor folgte jetzt ein vermeintlich „sicherer“ Kampf für den beim AGON Team unter Vertrag stehenden Kubaner William Scull. Doch dieses „Spiel“ wollte der aus Bogota (Kolumbien) stammende Deneb Diaz nicht mitspielen. Im Kampf um den IBF Latino Titel bewies der über 9.000 km angereiste und in 16 Kämpfen bisher nur einmal unterlegene südamerikanische Boxer, dass er den Anspruch auf den Titel unzweifelhaft geltend machen will. In Runde 1 tasteten sich beide etwas ab und sondierten die Lage. In Runde 2 packte Scull das Chirurgenbesteck aus und bereitete mit seiner Führhand einen Präzisionsschlag mit seiner Rechten vor. Diese saß so genau, dass Diaz nach seinem Niederschlag nicht wieder kampffähig war und den Titel dann eben doch beim kubanischen Wahlberliner lassen musste.
Den Haupt- und Schlusskampf rief der Wiener Ringsprecher Ronny Leber dann gegen 21.45 Uhr Uhr auf. Fouad El Massoudi aus Frankreich zeigte sich im Fight um den EBU EU Titel absolut unbeeindruckt von der Bilanz des Jama Saidi und machte es „The Hammer“ aus Düren auch ab der ersten Runde nicht einfach. Doch Saidi erarbeitet sich von Runde zu Runde seine Vorteile, stellte den Franzosen immer wieder am Seil und punktete am Körper wie am Kopf. Leberhaken, Sidesteps und Kombinationen zermürbten Massoudi, der ab dem 4. Durchgang nur noch wenig Mittel zu finden schien. Da war es bezeichnend und nur eine Frage der Zeit, wann ein Wirkungstreffer einschlug. Doch der bleib weiterhin aus. Massoudi erwies sich als widerstandsfähig und zwang Saidi gelegentlich sogar in den Rückzug. Letztlich benötigte „The Hammer“ tatsächlich 12 Runden, um die Jury zu überzeugen. Mission Titelverteidigung gelungen!
Die geladenen Gäste, darunter Axel Schulz, Dirk Dzemski, Tom Dzemski, Sebastian Silvester und viele mehr, waren sich einig: Die Reise in den AGON Sportpark hat sich gelohnt. Axel Schulz: „Boxen auf Augenhöhe und höchstem Niveau – Das ist es, was wir endlich wieder in Deutschland brauchen!“
Auch Ingo Volckmann war hoch zufrieden mit den Leistungen seiner Jungs, wie er sie gelegentlich nennt. „Wir wollen endlich die Welttitelkämpfe in Deutschland, die unsere Boxer verdienen. Der Boxsport hat in den letzten Jahren „Federn gelassen“. Die Ursachen sind vielfältig und komplex. Der Amateurverband entwickelt Boxer nicht mehr bis zur Weltspitze, im deutschen Profiboxen werden Kämpfe auf zu niedrigem Niveau ausgetragen und die finanziellen Investitionen der deutschen Promotoren reichen nicht aus, um nach Maske, Ottke, Beyer und Co wieder realistische Weltspitzenkämpfe anbieten zu können. Daher ist auch der Ausstieg der TV-Sender nur eine denknotwendige Konsequenz. Aber mit Jack Culcay und Haro Matevosyan sowie den heute überzeugenden Gualterie, Scull und Saidi wird es dem AGON Team gelingen, hier neue Maßstäbe zu setzen!“
Auch der sportliche Leiter Dr. Peter Strickrodt ergänzte: „Deutschland ist Fußballland. Andere Sportarten müssen neue Wege gehen; mutig, innovativ und selbstbewusst. Konzepte aus England oder den USA zu kopieren, wird in Deutschland nicht erfolgreich sein. Nur wenn wir wieder mit kleinen Bausteinen ein festes Fundament setzen und vor allem mit ehrlichem Sport wieder glaubwürdig werden, werden die Zuschauer und Investoren erneut größeres Interesse am Boxsport entwickeln.“
AGON Sports & Events; Berlin, den 26.11.2021