Bald 15.000 Geflüchtete in Berlin in Ausbildung und Arbeit

Die Integration von Geflüchteten in Berlin befindet sich auf einem guten Weg. Arbeit und Ausbildung spielen dabei eine sehr wichtige Rolle. Sie sind der Schlüssel, um sich eine eigene Existenz in der neuen Heimat aufzubauen. Sie ermöglichen so die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen, die nach Deutschland geflüchtet sind. Vieles ist bisher von Senat, Arbeitsagenturen, Jobcenter, Unternehmen und Gewerkschaften erreicht worden – zusammen mit vielen anderen Akteuren. Bilanz und Vorhaben stellten die Partner am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Berlin vor.

Das Ergebnis ist erfreulich: Zum Jahreswechsel 2018/19 waren rund 13.800 Geflüchtete in Berlin sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Drei Jahre zuvor lag diese Zahl erst bei rund 3.600. Dazu kommen noch 3.700 Geflüchtete in einer geringfügigen Beschäftigung als ersten Einstieg in den Arbeitsmarkt. Damit profitieren auch Menschen mit Fluchthintergrund von der anhaltend guten Entwicklung am Arbeitsmarkt. Viele Berliner Unternehmen suchen Arbeitskräfte. Das Potenzial der Geflüchteten zu nutzen ist eine Möglichkeit, um den Bedarf an Arbeits- und Fachkräften zu sichern.

Es ist davon auszugehen, dass die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Geflüchteten in Berlin in den kommenden Monaten über die Marke von 15.000 steigt. Eine berufliche Perspektive finden zudem auch immer mehr junge Geflüchtete am Ausbildungsmarkt. Im September 2018 absolvierten 1.358 Personen eine duale Ausbildung. Das waren 586 mehr als ein Jahr zuvor.

Gastgeber der Pressekonferenz war der Lehrbauhof der Fachgemeinschaft Bau Berlin und Brandenburg. Hier bildet die Berliner Baubranche ihren Nachwuchs überbetrieblich aus. Gemeinsam mit den Auszubildenden werden Geflüchtete und EU-Bürger aus etlichen Ländern in über einem Dutzend Berufen und Gewerken für eine Ausbildung beziehungsweise Tätigkeit in der Baubranche vorbereitet. Außerdem sind der Lehrbauhof und die FG Bau Partner der Arbeitsagentur und der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales bei einigen Projekten.

Elke Breitenbach, Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales des Landes Berlin: „Immer mehr Geflüchtete in Berlin haben inzwischen eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung oder sind in einer Ausbildung. Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung und es ist ein enorm wichtiger Schritt für ein eigenständiges Leben. Viele Partner aus Politik und Wirtschaft kooperieren hier miteinander, denn nur mit gemeinsamen Anstrengungen und abgestimmten Angeboten können wir die Arbeitsmarktintegration Geflüchteter auch voranbringen. Weiter kommt es darauf an, die Menschen zu qualifizieren und zu unterstützen.“

Bernd Becking, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit: „In Berlin ist kulturelle Vielfalt zu Hause. Die Metropole ist wirtschaftlich erfolgreich, viele Arbeitgeber suchen Arbeitskräfte: Das sind gute Voraussetzungen für einen beruflichen Neustart geflüchteter Menschen. Viele nutzen hochmotiviert diese Chance. Jeden Monat nehmen mehr als 300 Geflüchtete zurzeit in Berlin eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung auf. Das ist ein gutes Ergebnis. Und es spiegelt die zielgerichtete Zusammenarbeit aller Beteiligten wider. Viele Menschen mit Fluchthintergrund befinden sich noch in Sprachkursen. Gute Deutsch-Kenntnisse sind eine elementare Voraussetzung, um Arbeit zu finden und an der Gesellschaft teilhaben zu können. Berlin ist damit bei der Integration geflüchteter Menschen zukunftsorientiert unterwegs. Eine lange Strecke liegt dennoch vor uns: Wir sind zuversichtlich, das Tempo hoch zu halten und Ausdauer zu beweisen.“

Klaus-Dieter Müller, Präsident der Fachgemeinschaft Bau Berlin und Brandenburg: „Der Fachkräftemangel verschärft sich in der gesamten Berliner Wirtschaft dramatisch, das gilt auch für die Bauwirtschaft. Daher müssen wir alles dafür tun, um die Chancen der Zuwanderung für die heimischen Unternehmen zu nutzen. Unser Lehrbauhof hat sich dieser Aufgabe schon angenommen. Mit seinem berufsspezifischem Förder- und Sprachunterricht zur Vorbereitung auf die Berufsschule sowie zur Unterstützung des Projekts „Arrivo – Bauwirtschaft“ führen wir zunehmend erfolgreich geflüchtete Menschen an eine Ausbildung oder Anstellung in einem Bauberuf heran. Die zwingend notwendige Vermittlung von sprachlichen und theoretischen Grundlagen könnte durch eine verstärkte Einbindung der Oberstufenzentren für Bautechnik aber noch erweitert werden. Die Unternehmen der Bauwirtschaft stehen dann mit Ausbildungs- und Arbeitsplätzen bereit.“

Nikolaus Landgraf, Regionalleiter der IG Bauen-Agrar-Umwelt Berlin-Brandenburg: „Gute Arbeit und Ausbildung für Geflüchtete statt Verdrängung in schlechte Jobs und Schattenwirtschaft – das müssen wir erreichen. Ein gutes Arbeitsverhältnis ist der Schlüssel zur Integration in die neue Gesellschaft. Dass bald 15.000 Geflüchtete in Berlin eine sozialversicherungspflichtige Arbeit haben, ist darum eine gute Nachricht. Um einen Schattenarbeitsmarkt mit Dumpinglöhnen zu verhindern, muss aber auch die Einhaltung des Arbeits-und Sozialrechts noch besser kontrolliert und durchgesetzt werden: da geht es um Mindestlohn-Kontrollen durch den Zoll, von Höchstarbeitszeiten und anderen Arbeitsschutzregeln durch die zuständige Behörde und auch um Sozialversicherungsbeiträge, damit Beschäftigte abgesichert sind.“