Angst vor dem Islam in der Bevölkerung in Deutschland gewachsen

117 Tage vor der Bundestagswahl eröffnet die Mediengruppe RTL Deutschland heute die Berichterstattung zur Wahl mit dem Thementag „Wie denkt Deutschland?“. RTL und n-tv gehen in ihren Informationsprogrammen seit dem Morgen der Frage nach, was die Bürger des Landes derzeit denken, was sie besonders bewegt und welche Erwartungen sich daraus an die Politik ableiten. Dazu hatte die Mediengruppe RTL im März beim Meinungsforschungsinstitut Forsa eine großangelegte Umfrage in Auftrag gegeben.

Im Folgenden sind die wichtigsten Ergebnisse aus der repräsentativen Studie zusammengefasst. Eine ausführliche Auswertung finden Sie in den Pressezentren von RTL und n-tv.

Lebenssituation und Lebensgestaltung

Fragen zur allgemeinen Lebenssituation der Deutschen und ihrer Lebensgestaltung bilden einen Schwerpunkt der Forsa-Umfrage der Mediengruppe RTL. Insgesamt lässt sich festhalten, dass mit 62 Prozent die große Mehrheit der Bundesbürger mit ihrer derzeitigen Lebenssituation zufrieden ist. Entgegen der politischen und öffentlichen Diskussion über soziale Ungerechtigkeiten und einer wachsenden Ungleichheit in der Gesellschaft geben sogar 19 Prozent der Befragten an, dass sie sehr zufrieden sind. Weniger zufrieden oder gar nicht zufrieden sind laut Umfrage lediglich 18 Prozent der Deutschen. Die Forsa-Umfrage für die Mediengruppe zeigt außerdem, dass die Zufriedenheit mit der Höhe des Einkommens und mit zunehmendem Alter steigt. In den mittleren Altersklassen denken die Befragten negativer über ihre Lebenssituation (Unzufriedenheit der 30-44-Jährigen: 21 %; 45-59-Jährige: 23 %). Bürger ab 60 Jahre hingegen geben nur zu 12 Prozent an, unzufrieden zu sein. Auch eine Partnerschaft trägt nach den Umfrage-Ergebnissen zu einer glücklichen Lebenssituation bei. Mit Partner lebende Bürger geben zu 23 Prozent an, dass sie sehr zufrieden sind (zum Vergleich: ohne Partner geben dies nur 13 Prozent an).

Privatleben und Beruf sind für die meisten Bundesbürger kein Gegensatz, sondern in ähnlicher Weise wichtig, wie die Forsa-Umfrage zeigt. Auf Platz eins der Prioritäten in ihrem Leben steht für die Deutschen die Familie bzw. der Partner (95 %), dicht gefolgt von der Freizeitgestaltung (91 %) und einem sicheren Arbeitsplatz (90 %). Weitere hohe Platzierungen erreichen eine gesunde Lebensweise und Ernährung (87 %), ein geregeltes Alltagsleben (86 %) und ein gutes Verhältnis zu den eigenen Eltern (84%).

Entsprechend der Zufriedenheit mit der eigenen Lebenssituation ist mit 60 Prozent der Bundesbürger auch ein Großteil der Bevölkerung mit seiner finanziellen Lage zufrieden. 15 Prozent sind sogar sehr zufrieden. Innerhalb der verschiedenen Altersklassen gibt es keine großen Abweichungen. Festgehalten werden kann aber, dass sich die über 60-Jährigen mit ihrer finanziellen Situation am zufriedensten zeigen (61 % zufrieden, 18 % sehr zufrieden).

Entgegen vieler Meldungen über verbreitete Unzufriedenheit unter Erwerbstätigen und Berichten über Fälle von „Burn-out“ ist die große Mehrheit der Erwerbstätigen in Deutschland (79 %) mit ihrer Arbeitsstelle zufrieden oder sogar sehr zufrieden. Nur 19 Prozent geben das Gegenteil an. Sehr positiv über ihre Arbeitssituation denken vor allem Selbstständige (insgesamt 95 % sind zufrieden oder sehr zufrieden). Hierhinter folgt die Gruppe der Beamten (85 % positive Angaben).

Auf Platz eins der beliebtesten Freizeitaktivitäten steht für die Deutschen mit 61 % das Lesen, gefolgt vom Internetsurfen (59 %) und Musik hören (55 %). Mit 52 Prozent und damit am viertliebsten sehen die Bundesbürger sich das laufende TV-Programm an.

Kriminalität

Wie bereits vor zehn Jahren haben auch aktuell fast zwei Drittel der Befragten (62 %) den Eindruck, dass die Kriminalität in Deutschland in den letzten Jahren zugenommen habe. Interessanterweise herrscht dieser Eindruck besonders bei Personen vor, die nicht in Großstädten leben. 67 Prozent der Bürger, die in Städten zwischen 20.000 und 100.00 Einwohnern wohnen, vertreten diese Ansicht. 64 Prozent der Befragten, die in Städten mit weniger als 20.000 Einwohnern leben und 63 Prozent der Bürger, die in Städten mit weniger als 5.000 Einwohnern zu Hause sind, machen ebenfalls die Angabe, dass die Kriminalität zugenommen habe. Auch zwischen den Bürgern Ost- und Westdeutschlands gibt es einen Unterschied. Die Befragten Ostdeutschlands haben zu 69 Prozent und damit verstärkter als der Durchschnitt der Bürger das Gefühl, dass die Kriminalität in den letzten Jahren gestiegen ist. In Westdeutschland geben 60 Prozent diese Antwort.

Am meisten persönlich bedroht fühlen sich die Bundesbürger durch Einbrüche und Diebstahl (61 %), gefolgt von der Bedrohung durch organisierte Banden (48 %). Jeweils ein Drittel fühlt sich durch Betrügereien bzw. Überfälle besonders bedroht (34 %). Knapp 30 Prozent fühlen sich durch Gewalt von Rechtsextremen, Gewalt von Ausländern oder frauenfeindliche Übergriffe besonders bedroht.

71 Prozent der Bundesbürger sind der Meinung, dass die Polizei mit der Bekämpfung der Kriminalität in Deutschland überfordert sei. Verglichen mit früheren Befragungen ist das Vertrauen in eine wirksame Kriminalitätsbekämpfung im Zeitverlauf deutlich rückläufig (Vergleich zu 2009: 61 Prozent gaben an, die Polizei sei überfordert). Vor allem die Anhänger der AfD gehen davon aus, dass die Polizei (91 %) die Situation nicht richtig im Griff hat. Aber auch viele Nichtwähler (83 %) vertreten diese Ansicht.

Während vor zehn Jahren noch mehr als die Hälfte der Bundesbürger (52 %) den Eindruck hatte, dass die Medien in Deutschland das Ausmaß der Kriminalität übertrieben darstellen, sind es im Frühjahr 2017 nur noch 15 Prozent. Knapp die Hälfte (47 %) findet die Art der Berichterstattung angemessen, 29 Prozent haben den Eindruck, dass Kriminalität und Gewalt eher verharmlost würden.

Zuwanderung und Islam

Als größtes Problem für die deutsche Bundesrepublik wird auch im Frühjahr 2017 noch das Thema Zuwanderung genannt. 43 Prozent der Befragten geben dies an, wobei der Wert 2016 mit über 70 Prozent noch deutlich höher lag. Weitere Themen, die die Deutschen beschäftigen, sind das soziale Gefälle in der Gesellschaft (34 %), der zunehmende Rechtsradikalismus (22 %) sowie Kriminalität und Gewalt (22 %). Ökonomische Probleme spielen eine viel geringere Rolle als früher. Gut ein Fünftel (21 %) äußert Unmut über die Arbeit der politischen Akteure und Parteien.

Zur Zahl der Flüchtlinge und Ausländer, die in Deutschland leben, gibt es unter den Bundesbürgern recht unterschiedliche Auffassungen: 22 Prozent und damit doppelt so viele Bundesbürger wie im Jahr 2015 meinen, es gebe schon zu viele Ausländer. Vor allem die 30- bis 44-Jährigen vertreten diese Ansicht (26 %). 49 Prozent der Befragten halten die jetzige Zahl für hoch genug, wollen aber keinen weiteren Zuzug. Immerhin 21 Prozent meinen, dass die Zahl der Flüchtlinge noch größer werden könne. Vor allem die jüngeren Befragten zwischen 18 und 29 Jahren sind letzterer Meinung (33 %).

Angst vor dem Islam in der Bevölkerung in Deutschland gewachsen

Insgesamt ist die Angst vor dem Islam in der Bevölkerung gewachsen. Vor dem Hintergrund der intensiven Diskussionen über die Rolle des Islams bzw. islamistischer Bewegungen geben aktuell 45 Prozent (und damit mehr als 2006 mit 38 Prozent) an, dass der Islam ihnen persönlich Angst mache. 47 Prozent und damit immer noch die Mehrheit vertreten allerdings die gegenteilige Meinung und verneinen, dass sie sich vor dem Islam fürchten. Den Jüngeren (56 %), den formal höher Gebildeten (57 %) und den Anhängern von den Grünen (71 %) und der Linkspartei (62 %) macht der Islam am wenigsten Angst. Die Wähler der AfD geben zu 89 Prozent an, dass der Islam bei ihnen Furcht auslöst.

Dazu befragt, wie sie den Umgang mit dem Islam und Muslimen in Deutschland empfinden, gibt die Hälfte der Bundesbürger (50 %) an, dass man in Deutschland zu tolerant gegenüber den Muslimen und dem Islam sei. Im Jahr 2004 gaben dies nur 35 Prozent an. 30 Prozent finden den aktuellen Umgang mit dem Islam und den Muslimen gerade richtig, 11 Prozent meinen, dass die Gesellschaft diesbezüglich nicht tolerant genug sei.

Einkommen und Altersarmut:

Mit den eigenen finanziellen Verhältnissen sind 60 Prozent der Deutschen zufrieden, 15 Prozent sogar sehr zufrieden. Dennoch fühlen sich nur 52 Prozent der Befragten angemessen bezahlt. Etwas mehr als die Hälfte der Bundesbürger (55 %) teilt die Einschätzung, dass Menschen mit Kindern in Deutschland gegenüber Kinderlosen finanziell benachteiligt seien. Von den Befragten mit Kindern im Haushalt denken dies sogar 74 Prozent. Wie bereits in den vergangenen Jahren glauben zudem nur noch wenige Bundesbürger an die Sicherheit der gesetzlichen Rente. 72 Prozent der Befragten, die derzeit noch nicht in Rente sind, meinen, dass die gesetzliche Rente nicht ausreichen wird, um den Lebensstandard im Alter zu halten. Bei den 30- bis 44-Jährigen sind es sogar 85 Prozent.

Datenbasis: 2.001 Personen ab 18 Jahre bzw. 2002 Personen ab 14 Jahre in Deutschland

Quellenhinweis: „Forsa-Umfrage im Auftrag der Mediengruppe RTL Deutschland“ beachten!