Kubrat Pulev Interview über Dereck Chisora

Alles oder Nichts! Auch das könnte gut und gerne das Motto des Schwergewichts-Duells zwischen Kubrat Pulev und Dereck Chisora sein. Am 7. Mai treffen die beiden Schwergewichtler in Hamburg im Kampf um die Europameisterschaft aufeinander. Im Interview erzählt Wegner-Schützling Pulev, welchen Einfluss die Trainerlegende auf ihn hat, was er zu den Provokationen Chisoras sagt und welchen Traum sich der Bulgare noch erfüllen möchte.

Pulev Chisora_Plakat

Kubrat Pulev, am 7. Mai stehen Sie vor der größten Herausforderung, seitdem Sie Wladimir Klitschko um die Weltmeisterschaft herausgefordert haben …

Kubrat Pulev: Das stimmt. Ich habe nach dieser schlimmen Niederlage vor 18 Monaten einen Neuanfang gestartet, habe mir Ulli Wegner in die Ecke geholt. Es war klar, dass ich nicht sofort wieder gegen die „dicken Brocken“ antreten konnte. Ich musste zunächst das Konzept von Herrn Wegner verinnerlichen. Dazu gehörte, einige Aufbaukämpfe zu bestreiten. Er wollte meine Psyche stärken, meine Siegermentalität neu beleben. Ich glaube, das ist ihm gut gelungen. Den Beweis werde ich gegen Chisora antreten …

… der ja behauptet, dass Sie außer Klitschko bisher keine echten Gegner vor die Fäuste bekommen haben. Der beste sein noch ein „Rentner“ namens Tony Thompson gewesen …

Kubrat Pulev: Merkwürdig, dass er das Maul so weit aufreißt und selbst einen Mann von der Klasse eines Thompson bislang nicht schlagen konnte. Ich sehe da nur Niederlagen gegen Vitali Klitschko, Tyson Fury und David Haye. Selbst einen mit gebrochener Hand boxenden Robert Helenius konnte Chisora nicht vorzeitig stoppen …

… stattdessen sollen Sie gegen ihn K.o. gehen!

Kubrat Pulev: Wenn Chisora den Knockout sucht, dann spielt er mir doch direkt in die Karten. Doch cleveres Boxen war halt noch nie sein Ding. Außer Physis hat Dereck nicht wirklich etwas zu bieten. Nimmt man die aus dem Spiel, ist er hilflos.

Das klingt so, als hätten Sie einen ausgeklügelten Plan vor Augen …

Kubrat Pulev: Natürlich – es geht hier schließlich um die Europameisterschaft und eine erneute Chance, um die Weltmeisterschaft zu boxen. Nicht umsonst habe ich mit über 14 Wochen die längste Vorbereitung meiner Profikarriere hinter mir. Diesem Kampf habe ich alles untergeordnet, nur der Sieg zählt. Mein großes Ziel ist und bleibt der WM-Titel …

… um den Sie wahrscheinlich am liebsten in Ihrer Heimatstadt Sofia boxen wollen würden …

Kubrat Pulev: Das wäre traumhaft, doch da mache ich mir keine Illusionen. Sowohl Tyson Fury als auch Anthony Joshua sind in Großbritannien echte Stars. Doch ein wahrer Champion ist, wer sich in die Höhle des Löwen wagt und diesem dort seinen Schatz entreißt. Dafür werde ich alles geben und dann meinem Volk einen WM-Kampf daheim schenken!
Doch zunächst heißt Ihre Aufgabe Dereck Chisora. Wie geht es aus?

Kubrat Pulev: Der Ringrichter wird nach dem Kampf meinen Arm in die Höhe strecken. Was vom ersten bis zum letzten Gong passieren mag, kann ich nicht vorhersagen. Eins ist allerdings klar: Danach kann Chisora in die Boxer-Rente gehen!