Klitschko vs. Joshua Foto aus dem Trainingscamp

Der langjährige Schwergewichts-Weltmeister Wladimir Klitschko gibt sich gut drei Wochen vor Mega-Fight gegen den amtierenden IBF-Champion Anthony Joshua so entschlossen wie nie zuvor in seiner mittlerweile 27-jährigen Box-Karriere: „Ich bin auf eine gesunde Art und Weise besessen davon, diesen Kampf zu gewinnen“, diktiert der 41-Jährige rund 50 anwesenden Journalisten bei den traditionellen Medientagen in seinem österreichischen Trainingscamp in die Mikrofone. „Es geht mir darum, mir selbst zu beweisen, dass ich jeden Mann, der mir gegenübersteht im Ring, besiegen. Ich bin bereit, ziemlich weit zu gehen, um mir selbst zu zeigen: ich kriege mich in den Griff und ich kann stolz auf mich sein.“

Klitschko vs. Joshua Foto aus dem Trainingscamp

Wladimir Klitschko (l.) Training in der Tennishalle seines Stamm-Hotels „Stanglwirt“ vor seinem Kampf gegen den IBF-Champion Anthony Joshua

Foto: RTL

17 Monate ist es her, dass Klitschko zuletzt im Ring stand – 17 Monate, die vieles verändert haben in dem Mann, der das Schwergewicht zuvor mehr als ein Jahrzehnt lang nach Belieben dominiert hatte. Die einstimmige Punkt-Niederlage, die er am 28.11.2015 in Düsseldorf gegen den ungelenken und rüpelhaften Briten Tyson Fury hatte einstecken müssen, haben nachhaltig Wirkung hinterlassen: „Ich bin angepisst auf mich selbst, dass ich es gegen Tyson Fury nicht geschafft habe. Genau das motiviert mich zu zeigen, dass ich alles kann. Ich habe es drauf, ich muss es nur zeigen wollen.“ Er habe die Niederlage innerlich abgehakt, beteuert Klitschko, aber er habe seine Lehren und eine ungeheure Motivation daraus gezogen.“ Der Weg zum Ziel? „Kompromissloser Egoismus! Zum dritten Mal Weltmeister zu werden, Titel und all das sind nur positive Begleit-Effekte. An erster Stelle geht es um mein Ego, das angekratzt ist. Das treibt mich an. Eine solche Form der Besessenheit habe ich vorher noch nicht in mir gehabt. Und ich weiß: wenn ich besessen bin, erledige ich alles – und zwar ganz schnell.“

Die Rolle des Jägers scheint der Ex-Champion geradezu zu genießen, das bestätigt auch sein Manager Bernd Bönte von der Klitschko Management Group: „Er wirkt sehr entspannt, ruhig und fokussiert. Das ist aber nur die Ruhe vor dem Sturm. Für Wladimir ist einfach unglaublich motivierend, dass er auf dieser Bühne, einem ausverkauften Wembley-Stadion, boxen kann und das erste Mal nach vielen Jahren wieder der Herausforderer ist. Ich glaube, diese Motivation ist ihm in den letzten Jahren teilweise abhandengekommen. Wenn Du immer und immer wieder deinen Titel verteidigst und neuneinhalb Jahre Weltmeister bist, dann ist das eine ungeheure Belastung. Ich habe das Gefühl, dass Wladimir sich gerade frei wie ein Vogel fühlt, der endlich einmal wieder fliegen kann.“

Beim Pressetraining in der Tennishalle seine Stamm-Hotels „Stanglwirt“ gibt Wladimir Klitschko nur begrenzte Einblicke in seine Vorbereitung. Drei Runden Tatzenarbeit mit seinem amerikanischen Trainer Jonathon Banks, dazu eine Sparringsrunde mit dem 27-jährigen Ukrainer Viktor Vykhryst – einem von rund 15 Sparringspartnern, die ihm helfen sollen auf seinem Weg zurück auf den Schwergewichtsthron. Auffällig bei der 3-Minuten-Einheit ist, wie gut durchtrainiert Klitschko schon jetzt wirkt. Er scheint noch leichter, drahtiger und leichtfüßiger zu sein als sonst drei Wochen vor einem Kampf – ganz offensichtlich hat er viel an seiner Athletik gearbeitet, um der Physis und Beweglichkeit des 27 Jahre jungen Muskelpakets Joshua aggressiv und offensiv begegnen zu können. „Eigentlich hat sich kaum etwas verändert beim Training, außer meine Konzentration und die Besessenheit von dem Ziel. Wir haben auch in der Vergangenheit alles richtig gemacht, doch nur der Kopf entscheidet über Sieg oder Niederlage. Ich muss angreifen, denn ich will das haben, was Joshua hat: den WM-Titel.“

RTL überträgt den Kampf aus dem Londoner Wembley-Stadion am 29. April live ab 22.00 Uhr. Prominente Experten an der Seite von Moderator Florian König werden die beiden Ex-Champions Lennox Lewis und Evander Holyfield sein. Die Interviews am Ring führt Laura Wontorra. Am Sonntag zeigt RTL ab 11.30 Uhr noch einmal eine Wiederholung des Blockbusters.