Anni Friesinger-Postma Interview über Ihre Rolle als Mutter

Exmodel und Unternehmerin Dana Schweiger, Entertainerin Ute Lemper, Schauspielerin Nina Bott, der deutsch-türkische Soap-Star Wilma Elles, Ex-Speerwerferin Christina Obergföll sowie die ehemalige Eisschnellläuferin Anni Friesinger-Postma zeigen in der neuen Personality-Doku „6 Mütter“, wie ihr ganz privater Familienalltag zwischen Kind und Karriere aussieht. Dabei begleitet VOX die sechs prominenten Mütter und blickt darauf, wie sie Nachwuchs, Beziehung, Job und ihre eigene Prominenz unter einen Hut bekommen.

Interview Anni Friesinger-Postma

Was hat Sie an dem Projekt „6 Mütter“ gereizt und warum haben Sie sich entschieden, dort mitzumachen?
Ich bin Mutter mit Leib und Seele. Ich habe zwei wunderbare Töchter im Alter von zwei und vier Jahren und nach wie vor ein bewegtes Leben nach meiner Sportkarriere. Ich bin viel unterwegs und möchte durch die Sendung anderen Müttern ein wenig Mut machen, dass man gut durch das Leben kommt, auch wenn nicht immer alles nach Plan verläuft. Außerdem war ich sehr neugierig auf die anderen Mütter. Alle kennenzulernen und zu sehen, wie jeder individuell mit seinem Lebensmodel, seiner Situation und seinen Kids, das Leben als Mutter meistert.

Was macht dieses Format so besonders?
Das Besondere an diesem Format sind zum einen die sehr persönlichen Einblicke in unsere Privatsphäre und das Familienleben. Und zum anderen die Zusammenkunft der Mütter, die man sich wie einen schönen Mädelsabend vorstellen kann, an dem wir aufeinandertreffen und uns austauschen. Wir schauen uns gemeinsam die Filme der anderen Mütter an und so kommen tolle und spannende Diskussionen und Themen auf. Jeder hat eine andere Vorstellung, andere Ideale und eine andere Art von Erziehung. Das ist schon spannend!

Wie würden Sie Ihren Erziehungsstil beschreiben?
Ich versuche eine gute Mischung aus Lockerheit und Freiheit zu bieten – bei mir dürfen die Kinder alles entdecken. Aber wie im Sport auch, muss man sich an die gegebenen Regeln halten. Sie müssen Respekt vor den Älteren haben und sollen dabei, wenn es geht, auf mich hören. Da ich zwischen Salzburg und den Niederlanden pendle, reisen wir sehr viel. Dadurch bekommen sie zwei Kulturen vermittelt. Nicht nur die zwei verschiedenen Sprachen, sondern auch den Unterschied zwischen dem Stadtleben in Salzburg und dem eher ländlichen Leben in den Niederlanden. Da läuft es öfters ein bisschen anders ab.

Anni Friesinger
Anni Friesinger

Anni Friesinger-Postma

Foto: VOX / Boris Breuer

Was sind Ihrer Ansicht nach die wichtigsten Eigenschaften als Mutter?
Als Mutter ist es einfach wichtig, Liebe und Vertrauen zu geben, sodass meine Kinder die Gewissheit haben, immer wieder zu mir zurückkommen zu können. Ich halte es auch für wichtig, beide jetzt schon nach Normen und Werten zu erziehen, aber trotzdem eine freie Entfaltung zuzulassen. Und das Gefühl einer unglaublich ehrlichen, tiefen Liebe zu vermitteln. Diese Verbindung zwischen Mutter und Kind finde ich einfach schön und auch, dass ich diese Liebe von meinen Kindern erfahren darf.

Was war Ihre bisher schwierigste Entscheidung als Mutter?
Als Mutter bekommt man immer wieder Hürden in den Weg gelegt, aber in unserer Familie lief bis jetzt immer alles ganz glimpflich ab. Unsere Mädchen sind eineinhalb Jahre auseinander und es kommt vor, dass sie streiten. Da dann dazwischen zu gehen, ist unvermeidlich. Es ist wunderbar, wenn man sieht wie sie miteinander spielen, aber die beiden fetzen sich auch manchmal ganz arg.

Muttersein ist oft eine Achterbahn der Gefühle – was macht Sie glücklich, was bringt Sie zur Verzweiflung?
Die Energie, die meine beiden Töchter haben, ist einfach unglaublich! Mit zwei Leistungssportlern als Eltern, wurde ihnen das auch in die Wiege gelegt. Diese Energie ist jedoch auch manchmal negativer Art, wenn sie zum Beispiel gar nicht hören wollen und versuchen, ihren Dickschädel durchzusetzen. Das ist manchmal sehr anstrengend und da komme ich mit Argumentation nicht weiter. Ich habe schon sehr viel Geduld und lasse die beiden Dinge erproben, aber irgendwann hilft einfach nur noch Schreien, um bei ihnen durchzudringen.

Was konnten Sie von den anderen Müttern noch mitnehmen? Wie war der Austausch mit den anderen Müttern?
Es war sehr spannend, die anderen Mütter kennenzulernen, über die man sich sonst nur aus den Medien ein Bild machen konnte. Wenn man mehrere Kinder hat, wie Dana Schweiger oder Ute Lemper, mit ihren jeweils vier Kindern, ist es interessant zu sehen, wie sie das meistern. Es war auch spannend mitzubekommen, dass jede der anderen Mütter versucht alles gut zu machen, es aber keinen richtigen, einzigen, goldenen Weg, sondern nur einen individuellen gibt.

Kannten Sie die anderen Mütter bereits vorher und auf welche waren Sie am meisten gespannt?
Ich war auf die Mischung gespannt. Nicht auf einzelne Mütter im Speziellen. Christina und ich kannten uns schon ganz flüchtig, aber viel gesprochen hatten wir bisher noch nicht. Sich in dieser Konstellation zusammenzusetzen und sich austauschen zu können, war toll!

Welche andere Mutter hat Sie am meisten überrascht?
Eine positive oder negative Bewertung kann man da schlecht abgeben, weil es jede, je nach aktueller Lebenssituation, anders macht. Es spielen Faktoren mit, wie das Land in dem man sich befindet, die Anwesenheit des Partners oder die Anzahl der Kinder. Deswegen hat es Wilma Elles, meiner Meinung nach, mit ihren kleinen Zwillingen sehr schwer. Sie lebt in der Türkei und steht vor so vielen Entscheidungen, bei denen ich froh war, dass ich nicht in ihren Schuhen stecke. Besser oder schlechter kann man in allen Fällen also gar nicht sagen. Dana Schweiger hat vier Kinder und viel alleine machen müssen − auch davor ziehe ich meinen Hut. Mit Nina Bott habe ich persönlich viele Parallelen, da sie früh ihre Mutter verloren hat, so wie ich meinen Vater. Dadurch hat man ein anderes Verantwortungsbewusstsein mitbekommen, nicht nur für seine eigenen Kinder sondern auch für die eigenen Geschwister.

Werden Sie als Mutter nach diesem Projekt etwas an Ihrer Erziehung ändern?
Nein. Am eigenen Erziehungsstil der Kinder würde ich zum jetzigen Zeitpunkt nichts ändern wollen. Da behalte ich meinen in der gewohnten Form bei: Freiheiten geben, aber manchmal auch sehr streng sein. Diese Methode hat sich schlichtweg bewährt. Durch „6 Mütter“ hat man sich bestätigt gefühlt, dass es keinen goldenen Weg gibt und dass man sich nicht unbedingt und ständig unter immensen Erwartungs- und Leistungsdruck setzen muss. Als Mutter geht es in erster Linie darum, dass es der Familie gut geht, man ein tolles Verhältnis zwischen den Kindern und sich selbst aufbaut und dass der Ehepartner mit eingebunden wird. Im Grunde habe ich nichts Neues mitgenommen, außer der Bestätigung, dass ich es ganz in Ordnung mache.

Sie haben mal gesagt: „Eine Goldmedaille oder ein Olympiasieg ist nichts wert im Vergleich zu meinen Töchtern!“ Was macht Ihre Töchter für Sie so besonders?
In meinem Leben als Leistungssportlerin habe ich alles erreicht, was ich mir wünschen konnte: WM-Titel, Weltrekorde und dann auch der Olympiasieg. Das ist die größte Auszeichnung, die ein Sportler haben kann. Der Sieg einer Medaille und der Weg dorthin waren oftmals hart und schwer erkämpft. Ich wollte schon immer Mutter sein und habe jetzt zwei Kinder. Ich bin froh, dass die beiden gesund sind, sie mir so viel zurückgeben und wir uns gegenseitig lieben. So etwas ist noch viel, viel wertvoller als Ruhm, Ehre oder sportliche Lorbeeren.

Ihr Mann wohnt in Holland, Sie mit den Mädchen in Salzburg. Wie schwer sind eine Fernbeziehung und ein Familienleben aus der Ferne?
Wir kennen es nicht anders. Als Sportler haben wir unser Miteinander genauso gehandhabt. Als mein Mann vom aktiven Leistungssport zurückgetreten ist, bin ich noch fünf Jahre weitergelaufen. In diese Entfernung sind wir quasi reingewachsen und mit den Kindern ist es nicht anders. Die haben einfach zwei Wohnsitze und zwei Lebensmittelpunkte – obwohl wir hauptsächlich in Salzburg sind. Die Große geht dort auch zur Vorschule, um ihre sozialen Kontakte zu pflegen und das wird in vollen Zügen genossen. In Holland haben wir das Landleben und in Salzburg das urbane. Es ist manchmal organisatorisch nicht einfach das Reisen und Packen mit dem Alltag zusammenzubringen, aber bis jetzt überwiegt einfach der Mehrwert, der definitiv nicht zum Nachteil der Kinder ist.

Anni Friesinger
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Anni Friesinger-Postma

Foto: VOX / Boris Breuer